Als erstes Land in der EU verbietet Griechenland die zerstörerische Fischerei-Methode ab 2030 in allen Meeresschutzgebieten.
Angriff auf die letzten Flussjuwele Osttirols – WWF erhebt Einspruch
Innsbruck/Lienz, am 13. August 2018. In unmittelbarer Nachbarschaft des Nationalparks Hohe Tauern wird mit dem Lesachbach der letzte Alpenfluss seiner Art in Osttirol verbaut. Entgegen der Kriterien des Landes und trotz sehr kritischer Einschätzungen der Gutachter wurde vergangenen Monat völlig überraschend die naturschutzrechtliche Bewilligung erteilt. Der Umweltverband WWF leitet nun juristische Schritte gegen das geplante Kleinwasserkraftwerk ein. Das umstrittene Projekt liegt im Einzugsgebiet der geschützten Isel und steht laut WWF klar im Widerspruch zu geltenden Rechtsbestimmungen und Empfehlungen für den Ausbau erneuerbarer Energieträger. Der Umweltverband warnt vor voreiligen Baumaßnahmen und fordert ein übergeordnetes Erhaltungskonzept für das gesamte Gletscherflusssystem der Isel. Aktuell steht zwar der Hauptfluss unter Schutz. Durch die Verbauung der Zubringer, wie dem Lesachbach, droht dennoch die schrittweise Zerstörung.
Die hohe Gewässerqualität am Oberlauf des Lesachbachs hat Seltenheitswert: In ganz Österreich sind nur mehr 15 Prozent aller Flüsse derart intakt. Laut dem Naturschutzplan der Fließgewässerräume des Landes Tirol wurde ein Abschnitt des Baches mit dem Prädikat „sehr erhaltenswert/sehr hohe Bedeutung“ versehen. In ganz Tirol gibt es nur mehr drei Strecken dieses wertvollen Flusstyps. In Osttirol ist es der einzige. Dennoch sind seit kurzem schwere LKWs am naturbelassenen Oberlauf unterwegs und bereiten den Baustart für das umstrittene Wasserkraftwerk vor. „Für uns ist es absolut unvorstellbar, wie die Zerstörung des letzten derartigen Flussjuwels in ganz Osttirol, für so wenig Energieausbeute genehmigt werden kann“, kritisiert WWF-Flussexperte Gerhard Egger die Bewilligung.
Die Pläne sehen vor, dass ein Großteil des Flusswassers auf einer Länge von 1.650 Meter in einem Druckrohr abgeleitet wird. Die Folgen davon: eine deutliche Verschlechterung des Gewässerzustands, erhebliche Beeinträchtigungen für gefährdete Arten sowie die bleibende Verformung einer ursprünglichen Naturlandschaft. „Dem malerischen Bachtal wird der Großteil des Wassers abgegraben. Es droht eine kilometerlange Baustelle“, erklärt WWF-Flussexperte Gerhard Egger. Auch bezüglich energiewirtschaftlicher Überlegungen weist das Projekt große Lücken auf. „Das Kraftwerk leistet nur einen sehr geringen Beitrag zum Ersatz fossiler Energieträger. Entsprechend ungünstig fallen auch die Bewertungen des Vorhabens nach dem Kriterienkatalog des Landes Tirol für Wasserkraft und nach dem Wasserkatalog Österreichs aus“, so Gerhard Egger. „Sollte es nur darum gehen, die anliegenden Almen mit Strom zu versorgen, so gibt es bessere und vor allem naturverträglichere Lösungen. Etwa eine klein dimensionierte Anlage, die den lokalen Bedarf abdeckt ohne den Zustand des Flusses zu gefährden, oder die bessere Nutzung des Photovoltaik-Potentials.“
Die Isel in Osttirol ist gemeinsam mit ihren Zubringern der letzte naturnahe Gletscherfluss der Ost-Alpen und von herausragender landschaftlicher Qualität. Während der Hauptfluss unter Schutz steht, drohen durch mehrere unabgestimmte Kraftwerksprojekte an den Zubringern Tauernbach, Kalserbach, Schwarzach und Lesachbach eine Amputation der Isel mit unabsehbaren Folgen für die gesamte Region. Der WWF fordert eine Abkehr von Einzelentscheidungen und eine Gesamtstrategie für die Wasserkraftnutzung im Isel-Einzugsgebiet. Nur so kann gewährleistet werden, dass ein attraktives und intaktes Gewässernetz erhalten bleibt und nachhaltig genutzt werden kann.
Rückfragehinweis:
Gerhard Egger, WWF-Flussexperte, Tel. 0676 834 88 272, E-Mail: gerhard.egger@wwf.at
Vincent Sufiyan, WWF-Pressesprecher, Tel. 0676 83 488 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
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