Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
WWF kritisiert Wolfs-Abschussforderungen in Salzburg

Wien, Salzburg, 15.07.2019 – Die Naturschutzorganisation WWF Österreich kritisiert die aktuelle Wolfs-Abschussforderung von Salzburgs Agrarlandesrat Josef Schwaiger als rechtlich höchst zweifelhafte Wildwest-Politik. Sollte die zuständige Bezirkshauptmannschaft den Entnahmeantrag bewilligen, wird der WWF rechtliche Schritte dagegen prüfen. "Ein Freibrief für Abschüsse auf Basis willkürlich gewählter Risszahlen widerspricht dem EU-Naturschutzrecht. Bei streng geschützten Arten wie dem Wolf ist jeweils im Einzelfall zu prüfen, ob nicht gelindere Mittel wie Herdenschutz oder der Einsatz von Hunden zum Ziel führen. Das wurde in Salzburg nicht ernsthaft versucht", sagt Christian Pichler vom WWF Österreich. "Die Sorgen der Weidetierhalter müssen absolut ernst genommen werden. Aber Büchse statt Herdenschutz ist der falsche Weg. Damit fällt Salzburg nach zuletzt positiven Ansätzen wieder ins Mittelalter des Naturschutzes zurück. Das ist auch im internationalen Vergleich eine blamable Vorgehensweise."
Der WWF-Experte kritisiert die Verantwortlichen scharf: "Erstens wird der Wolf bereits zum Sündenbock für alles gemacht, obwohl großteils noch DNA-Proben fehlen und noch gar nicht klar ist, ob es sich immer um denselben Wolf gehandelt hat. Zweitens wurde seit dem ersten Riss im Mai offensichtlich nichts getan, um den Herdenschutz im Gebiet um Großarl wirksam zu verbessern und konkret vor Ort zu helfen. Wieso kauft Salzburg ’Notfallsets’, setzt sie aber nicht professionell ein?", fragt Pichler. "Der gezielte Einsatz eines fachgerechten und angemessen geförderten Herdenschutzes muss absolute Priorität haben. Andere Länder zeigen vor wie es geht, nur bei uns wird ständig behauptet, das gehe alles nicht. Diese Verweigerungshaltung verschwendet nicht nur wertvolle Zeit und Ressourcen, sondern schadet auch allen Betroffenen."
"Richtig angewendeter Herdenschutz sorgt dafür, dass Wölfe von Beginn an Weidetiere meiden und Wildtiere erbeuten, weil sie sonst einen Stromschlag bekommen oder sie ein Herdenschutzhund vertreibt. In diesem Sinne muss auch mit der im Managementplan festgeschriebenen Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden rasch begonnen werden. Dazu gehört die Suche nach geeigneten Hirten, um diesen traditionellen Beruf wiederzubeleben", sagt WWF-Experte Pichler. Parallel dazu brauche es eine ausgewogene Beratung der Landwirte sowie unbürokratische und ausreichend dotierte Entschädigungslösungen.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák, Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at, +43 676 83 488 276
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Abschwächung als “gefährlichen Präzedenzfall”
EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert
WWF-Erfolg: Comeback des Blauflossen-Thunfisch
Der Blauflossen-Thunfisch im Atlantik und Mittelmeer ist nicht mehr überfischt! Ein bedeutender Meilenstein im Artenschutz, der zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit ist.