Naturschutzorganisation anlässlich Bund-Länder-Gipfel in Niederösterreich: Renaturierung konstruktiv vorantreiben und finanzieren, Schutzgebiete stärken und ausbauen
WWF: Bundesregierung muss verpfuschtes Standortgesetz stoppen

Wien, Brüssel, am 22. Oktober. In einem geleakten Schreiben zum Vertragsverletzungsverfahren wegen des „Standort-Entwicklungsgesetzes“ kritisiert die Europäische Kommission mehrere der darin verankerten Privilegien für umstrittene Großprojekte. Demnach verstößt die „erhöhte Genehmigungspflicht“ binnen zwölf Monaten laut EU-Behörde gegen die UVP-Richtlinie und den Vorsorgegrundsatz. Ebenfalls EU-rechtswidrig sei der eingeschränkte Rechtsschutz. „Dieses Gesetz ist nicht vernünftig reparierbar und muss daher bei nächster Gelegenheit zurückgenommen werden, bevor es in der Praxis Schaden anrichten kann. Anstatt umstrittene Großprojekte einseitig zu privilegieren, sollten Umweltprüfungen aufgewertet und verbessert werden. Davon würden Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft profitieren“ sagt Hanna Simons, Leiterin Natur- und Umweltschutz beim WWF Österreich.
„Österreich braucht keinen Freibrief für Betonierer und Husch-Pfusch-Vorhaben, sondern einen fairen Ausgleich aller Interessen", fordert Hanna Simons und nennt wirksame Vorschläge für praxistaugliche Reformen: Die UVP-Behörden benötigen mehr Amtssachverständige und eine höhere Qualität bei den Einreichungen, wofür insbesondere die Projektwerbenden stärker in die Pflicht genommen werden müssen. Genauso wichtig sind moderne Materiengesetze und eine naturverträgliche Energiewende inklusive einer ökologischen Raumplanung. Parallel dazu müssen Föderalismusreformen für eine bessere Vollziehung und Kooperation der unterschiedlichen Stellen sorgen. Zudem sollten Politik und Verwaltung auch mit der Zivilgesellschaft am Runden Tisch enger zusammenarbeiten, um Konflikte frühzeitig zu entschärfen.
Wie der 7. UVP-Bericht 2018 an den Nationalrat zeigt, werden die meisten Projekte relativ rasch bewilligt, sobald die Antragssteller die erforderlichen Unterlagen korrekt vorgelegt haben. Ursachen für große Ausreißer sind sehr oft überlastete Behörden sowie unvollständige bzw. fehlerhafte Unterlagen der Projektbetreiber, die später mühselig verbessert werden müssen. „Wer Planungs- und Genehmigungsabläufe beschleunigen will, muss fundiert und praxistauglich vorgehen anstatt das Umweltrecht mit der Abrissbirne zu bearbeiten. Ansonsten drohen hohe Folgekosten für Umwelt und Gesellschaft, wenn unausgegorene Projekte durchgepeitscht werden“, warnt Hanna Simons von der Natur- und Umweltschutzorganisation WWF Österreich.
Rückfragehinweis:
Sarah Bimingstorfer
Pressesprecherin WWF Österreich
Tel.: +43 676 83 488 21
E-Mail: sarah.bimingstorfer@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Gemeinsamer Appell: Einzelhandel und WWF fordern Maßnahmen für pflanzenreiche Ernährung
Umfassendes Maßnahmenpaket zur Förderung pflanzenbasierter Ernährung gefordert – Bundesregierung soll mehr Fairness im Steuersystem schaffen und neue Ernährungsstrategie erarbeiten
WWF-Erfolg: Kleine Tiger-Familie in Thailands Wäldern gesichtet
Drei Tigerjungen wurde in der Dawna Tenasserim-Landschaft gesichtet – ein weiteres Zeichen dafür, dass die jahrzehntelangen Schutzbemühungen erfolgreich sind!
Budgetrede: WWF kritisiert fehlenden Abbau umweltschädlicher Subventionen
Umweltschutzorganisation vermisst strukturelle Reformen, kritisiert massive Kürzungen im Klima- und Umweltschutz und fordert stärkere Dotierung des Naturschutzes
WWF alarmiert: Lebensraum der Asiatischen Elefanten fast komplett zerstört
Naturzerstörung und Wilderei gefährden Asiatische Elefanten zunehmend – Umweltschutzorganisation WWF sieht “ökologische Katastrophe”
Good News: Fast 400 Schneeleoparden leben in Nepal
397 Schneeleoparden streifen durch Nepals Berge – das sind mehr als gedacht. Neue Daten aus einer aktuellen Schätzung machen Hoffnung für den Schutz der scheuen Großkatze.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Abschwächung als “gefährlichen Präzedenzfall”
EU-Parlament stimmt für Änderung der FFH-Richtlinie – WWF befürchtet fatale Folgen für weitere gefährdete Arten und Lebensräume in EU
WWF: Erster “Statusbericht Biodiversität” zeigt negative Trends
Neuer Report: Großteil der heimischen Artengruppen und Lebensräume sind in keinem guten Zustand, Tendenz negativ – Politik säumig, Bund und Länder gefordert
WWF-Erfolg: Comeback des Blauflossen-Thunfisch
Der Blauflossen-Thunfisch im Atlantik und Mittelmeer ist nicht mehr überfischt! Ein bedeutender Meilenstein im Artenschutz, der zeigt, wie wichtig Zusammenarbeit ist.