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Neuer WWF-Report: Warum Naturausbeutung Pandemien wahrscheinlicher macht

Wien, 07.04.2020 – Alles deutet darauf hin, dass die Corona-Pandemie durch den illegalen Handel mit Wildtieren ausgelöst wurde. Ein neuer Report der Umweltschutzorganisation WWF analysiert die Zusammenhänge von Naturzerstörung und der steigenden Wahrscheinlichkeit für den Ausbruch von Infektionskrankheiten. Demnach haben die Ausbeutung von Wildtieren und die Vernichtung natürlicher Lebensräumen direkte wie indirekte Folgen für die menschliche Gesundheit. „Die Corona-Krise ist auch das Symptom eines kranken Planeten. Der menschliche Raubbau an der Natur verringert die Artenvielfalt, zerstört den Lebensraum von Wildtieren und drängt diese in die Nähe des Menschen. Zusätzliche Risiken schafft der illegale Handel mit Wildtieren. In Summe entstehen dadurch immer mehr gefährliche Schnittstellen, an denen sich Krankheiten von Tieren auf Menschen übertragen können“, warnt Georg Scattolin, Artenschutzexperte des WWF Österreich. Daher fordert der WWF einen internationalen Aktionsplan, der sowohl den gefährlichen Wildtierhandel stoppt als auch Natur und Artenvielfalt weltweit verbindlich schützt.
Das Phänomen des Überspringens tierischer Virenstämme auf den Menschen wiederholt sich derzeit. Ebola, die Vogelgrippe, die Atemwegssyndrome MERS und SARS, das Rift Valley-Fieber, das West-Nil-Virus und das Zika-Virus sind Beispiele der vergangenen Jahre. Jedes Mal waren ursprünglich Tiere Träger der Krankheitserreger. Jedes Mal war die forcierte Nähe von Menschen und Wildtieren der Grund für die Übertragung. Stets waren menschliche Todesopfer die Folge. „Das Problem sind nicht die Wildtiere, sondern unser enger Kontakt mit ihnen. Im schlimmsten Fall entwickeln sich daraus fatale Pandemien, wie wir sie jetzt erleben. Es liegt daher in unserem ureigenen Interesse, Ökosysteme besser zu schützen. Denn eine intakte Natur gehört zu den wichtigsten Vorsorgemaßnahmen gegen globale Gesundheitsgefahren“, sagt Scattolin.
Daher fordert der WWF drei zentrale Weichenstellungen zur künftigen Gefahrenabwehr:
1. Illegalen Wildtierhandel stoppen
Der gefährliche illegale Handel muss strikt unterbunden und unregulierte Märkte geschlossen werden. Viele der jüngsten Ausbrüche von neuartigen Zoonosen – also von Tieren auf Menschen übertragbaren Krankheiten – haben ihren Ursprung auf Märkten, auf denen wilde und domestizierte, lebende und tote Säugetiere, Vögel und Reptilien auf engstem Raum gehalten und verkauft werden. Zuversichtlich stimmen die Ergebnisse einer aktuellen Umfrage in fünf betroffenen Ländern in Asien. Über 90 Prozent der Befragten unterstützen es demnach, wenn ihre Regierungen die dortigen Wildtiermärkte schließen. Entsprechende Maßnahmen könnten somit auf die Unterstützung breiter Mehrheiten bauen. Die repräsentative Umfrage hat „GlobeScan“ im Auftrag des WWF vom 3. bis 11. März in Hong Kong, Japan, Myanmar, Thailand und Vietnam durchgeführt.
2. Artenvielfalt schützen, Naturzerstörung beenden
Der Schutz der biologischen Vielfalt und ein Ende der Lebensraumzerstörung helfen Mensch und Natur. Österreich und die Europäische Union müssen daher international eine Vorreiterrolle für entwaldungsfreie und nachhaltige Lieferketten einnehmen. Sowohl die Finanzwirtschaft als auch staatliche Konjunkturprogramme müssen an ökologischen und sozialen Kriterien ausgerichtet werden. Zudem braucht es einen weltweit verbindlichen Naturschutzpakt nach Vorbild des Pariser Klimaabkommens, einen „New Deal for Nature and People“.
3. Die Gesundheit von Menschen, Wildtieren und Umwelt konsequent zusammendenken
Die wissenschaftlich belegten Zusammenhänge zwischen Lebensraumzerstörung, Artensterben und der menschlichen Gesundheit müssen sowohl in der Politik, als auch in der globalen Gesundheitsvorsorge und Forschung mehr Gewicht erhalten. Ansonsten drohen vermehrt Epidemien oder gar Pandemien.
Der aktuelle WWF-Report ”The Loss of Nature and Rise of Pandemics. Protecting Human and Planetary Health” steht unter diesem Link auf Englisch zum Download bereit: https://cutt.ly/4tF7lgz
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
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