Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Landeshauptmann-Stellvertreter Geisler beschimpft Naturschützerin – WWF fordert Entschuldigung

Innsbruck, am 4. Juni 2020. Bei der jüngsten Übergabe von 22.800 Protest-Stimmen gegen das Wasserkraftwerk Tumpen-Habichen hat Tirols Landeshauptmann-Stellvertreter Josef Geisler eine Vertreterin der Naturschutz-Organisation WWF Österreich untergriffig als „widerwärtiges Luder“ beschimpft, wie es auch ein Video zeigt. Der WWF fordert daher von Geisler eine rasche öffentliche Entschuldigung für den frauenfeindlichen Sager. „Derartige Beschimpfungen haben in der Politik nichts verloren. Wenn Josef Geisler seinen Fehler nicht einsieht, ist er rücktrittsreif. So darf ein Amtsträger nicht mit Menschen umgehen, die völlig zurecht auf die Folgen der Wasserkraft-Verbauung für die Flüsse hinweisen“, sagt WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides zur inakzeptablen Entgleisung Geislers.
Die korrekt angemeldete Kundgebung samt Petitionsübergabe an Geisler und Landeshauptmann-Stellvertreterin Ingrid Felipe richtete sich gegen das Kraftwerk Tumpen-Habichen, das trotz offener Rechtsfragen seit März gebaut wird und ein wertvolles Flussjuwel für immer zu zerstören droht. Die Ötztaler Ache zählt zu den schutzwürdigsten Flüssen Österreichs, das Land Tirol selbst hat sie als „einzigartig“ eingestuft. Erst vor kurzem hat eine aktuelle BOKU-Studie ergeben, dass bereits 60 Prozent der heimischen Fischarten in Flüssen als gefährdet gelten. „Die Tiroler Landesregierung sollte endlich ihre verfehlte Naturschutzpolitik ändern anstatt legitimen Protest gegen die Wasserkraft zu verunglimpfen“, sagt WWF-Geschäftsführerin Andrea Johanides.
Das Protokoll der Beschimpfung im Wortlaut
Der WWF Österreich hat das Video auch auf seinem You-Tube-Kanal veröffentlicht und stellt im folgenden Absatz ein Transkript der Videoaufnahmen vom Landhausplatz zur Verfügung. Landeshauptmann-Stellvertreter Geisler unterbricht das sachliche Statement der WWF-Naturschützerin mehrmals und beleidigt sie schließlich mit einem untergriffigen sexistischen Sager.
WWF-Vertreterin: „Die Verschlechterung von Flüssen ist eigentlich laut EU-Gesetzgebung nicht erlaubt, nur mit dem Ausnahmefall des öffentlichen Interesses [LHStv. Geisler unterbricht: „jetzt müss‘ma ein bissl, jetzt müss‘ma ein bissl aufm Boden bleiben, weil…“] – WWF-Vertreterin: Entschuldigen Sie bitte, nur kurz ausreden [Geisler unterbricht: „nana, jetzt müss‘ma a bissl aufm Boden bleiben, weil des Problem jetzt haben wir“]. WWF-Vertreterin: Und das öffentliche Interesse wird de facto gleichgesetzt mit dem Ausbau der Wasserkraft [Geisler zu LHstv Felipe: „Siehst, die lässt mich gar nicht reinreden. Widerwärtiges Luder.[0:13]“], weil in Tirol einfach alte Wege begangen werden, um neue Herausforderungen zu meistern und wenn wir so weitergehen, dann haben wir in 50 Jahren keine Flüsse mehr, die wir unserer nächsten Generation zeigen können und ich denke, das ist eine der Sachen, auf die auch Sie als Politiker des Landes Tirol stolz sein sollten und vermitteln sollten – als Werte, die wir hier in Tirol haben.“
Rückfragehinweis:
WWF Österreich
Mag. Volker Hollenstein
Leiter Politik und Kommunikation
Mobil: +43 664 501 31 58
E-Mail: volker.hollenstein@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch