Am 29. September wählen wir den Nationalrat. Speziell vor der Wahl wollen wir darauf aufmerksam machen, wie entscheidend wirksamer Klimaschutz für uns alle in Österreich ist. Der WWF Österreich geht daher wieder zusammen mit den Fridays for Future beim EU-weiten Klimastreik auf die Straßen.
Achtung: heiß und fettig!
Presseaussendung
Wien, 28. Oktober 2015 – Zu viele tierische Produkte und zu viel Zucker, viel zu wenig Gemüse und Hülsenfrüchte – das wird der österreichischen Bevölkerung in der neuen WWF Studie zum Thema Ernährung attestiert. Das ist nicht nur schlecht für die Gesundheit, sondern auch fürs Klima. Doch schon kleine Veränderungen können große Wirkung haben. Neben den Konsumenten sind aber auch Unternehmen und Politik gefordert.
Die neue wissenschaftliche Studie, erstellt vom WWF Österreich gemeinsam mit dem Institute of Ecological Economics der WU Wien, nimmt die Ernährungsgewohnheiten von Herr und Frau Österreicher genau unter die Lupe. Denn Ernährung hat nicht nur Einfluss auf unsere Gesundheit, sondern auch auf unser Klima. Andrea Johanides, Geschäftsführerin des WWF Österreich, bringt es auf den Punkt: „Wir essen unseren Planeten regelrecht leer. Mit unserer ungesunden Ernährung verursachen wir besonders viele Treibhausgase und beanspruchen enorme Flächen im In- und Ausland. Und dabei landet in Österreich etwa ein Drittel der Lebensmittel wieder im Müll“. Die Ernährung ist für rund ein Viertel unseres ökologischen Fußabdruckes in Österreich verantwortlich.
Zu viel, zu fett: beängstigende Trends in der Ernährung
Österreicher halten mit über 100 kg Fleischverbrauch pro Kopf den traurigen Rekord in der EU. Aber auch bei anderem Ungesunden wird ordentlich zugegriffen: 29 % mehr Fleischprodukte, 80 % mehr tierische Fette, 27 % mehr Zucker und 43 % mehr Alkohol als der Durchschnitts-EU Bürger verbrauchen wir Österreicher und Österreicherinnen. Aktuell sind rund 40 % aller Erwachsenen hierzulande übergewichtig.
Auch dem Klima tut’s nicht gut
Friederike Klein, Referentin für Nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich, dazu: „Unser Lebensmittelkonsum steigt seit den 1960er Jahren stetig an. Dabei ist zu beobachten, dass vor allem Fleisch- und Milchprodukte enorm populär sind, während Gemüse, Obst und Getreide relativ konstant bleiben.“ Das macht sich auch im Klimafußabdruck bemerkbar, 23 % unseres Konsumvolumens generieren 67 % der Treibhausgase. Mit den durch Ernährung entstehenden 2.500 CO2-Äquivalenten pro Person pro Jahr könnte man auch einmal mit dem Auto von Wien nach Peking und wieder retour fahren. Rechnet man die indirekten Emissionen mit ein, könnte man zusätzlich noch eine Spritztour bis nach Istanbul und zurück einlegen.
Gesunde Ernährung in der Theorie
Im theoretischen Versuch „Szenario Gesunde Ernährung“ wurde untersucht, wie sich die aktuelle Zusammensetzung der Ernährung verändern müsste, damit sie den Empfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit entspricht. Liesbeth de Schutter, Mitarbeiterin des Institutes of Ecological Economics der WU Wien, dazu: „Wir mussten feststellen, dass wir aktuell sehr weit von einer als gesund und klimafreundlich definierten Ernährung entfernt sind. Fleisch müssten wir um 70 % und Milchprodukte um 20 % reduzieren, Gemüse um 36 %, Getreide um 62 % und Hülsenfrüchte um ganze 707 % (das entspricht einem Kilo mehr pro Kopf und Jahr) erhöhen.“
Praktisch nachhaltiger essen
Doch jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt: schon kleine Änderungen in unserem Ernährungsverhalten können große Wirkung haben. Darum empfiehlt der WWF:
1.)Lebensmittel gehören nicht in den Müll. Wer seine Einkäufe plant und sie gut lagert, verringert die Lebensmittelverschwendung.
2.)Saisonal und regional kaufen. Denn das spart Treibhausgase aufgrund kürzerer Transportwege.
3.)Gemüse in Massen, Fleisch in Maßen. Das ist gesund und tut der Umwelt gut.
4.)Bitte Bio, denn biologische Landwirtschaft ist ressourcenschonender und umweltverträglicher als konventionelle.
5.)Die „Last Mile“ beachten, denn am Transportweg vom Einkaufs- zum Wohnort entstehen viele zusätzliche Treibhausgase, wenn das Auto benutzt wird.
Auch Unternehmen und Politik sind gefordert. Unternehmen können durch die Reduktion von Lebensmittelverschwendung, nachhaltiger Beschaffung und Angebot sowie durch Konsumenteninformation zum Thema Nachhaltige Ernährung sehr viel tun. Die Politik wiederum ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen und durch langfristige Strategien, Stärkung der Förderprogramme für Bio-Landwirtschaft und Information sowie Vorbildwirkung ein europaweites Beispiel zu setzen.
Rückfragehinweis:
Theresa Gral, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 01 488 17 216, E-Mail: theresa.gral@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Trockenheit im Osten: WWF fordert Wasser-Rückhalt statt Donau-Zuleitung
Klimakrise verschärft Dürren und Hochwasser – Natürliche Rückhalteräume schaffen Ausgleich – WWF fordert Wiederherstellung von Feuchtgebieten
Good News: Teufelsrochen im Mittelmeer befreit & besendert
Dem WWF und seiner Partnerorganisation gelang es, rund 30 verirrte Teufelsrochen zu befreien. Bevor die Tiere in die Freiheit entlassen wurden, wurden sie mit einem Sender ausgestattet. So können wir mehr über die gefährdete Art erfahren.
Wilderei bedroht Störe: WWF warnt vor Aussterben der letzten “Donau-Dinosaurier”
WWF-Bericht zeigt Ausmaß der illegalen Jagd auf seltene Donau-Störe: Knapp 400 Fälle von Wilderei und verbotenem Handel aufgezeichnet, Dunkelziffer hoch – Umweltschutzorganisation fordert verstärkte Kontrollen
Renaturierung: WWF zeigt hohes Potenzial an der March
200 Quadratkilometer Auenlandschaft an der March wiederherstellbar – WWF-Reservat in Marchegg als Vorbild – WWF fordert Schwerpunkt auf Wiederherstellung von Flüssen
WWF legt über 50 Forderungen an künftige Bundesregierung vor
Umweltschutzorganisation fordert Klima- und Naturschutz-Offensive von neuer Regierung – Bundesweites Bodenschutzgesetz soll flächensparende Entwicklung sicherstellen
WWF: Brände im Amazonas, Cerrado und Pantanal breiten sich unaufhaltsam aus
Nach Rekord-Bränden im Juli geraten Feuer im August völlig außer Kontrolle: Knapp 29.000 Brandherde allein im Amazonas – giftige Rauchwolken gefährden Gesundheit der Bevölkerung
NEKP-Präsentation: WWF fordert ambitionierte Umsetzung
Umweltschutzorganisation fordert verbindlichen Abbauplan für umweltschädliche Subventionen, Energiespar-Programme und Stärkung natürlicher CO2-Senken
Startschuss für EU-Renaturierung: WWF fordert nationalen Schulterschluss
Naturschutzorganisation ruft Bund und Länder zum gemeinsamen konstruktiven Handeln auf – Ausreichende Finanzierung, bessere Datenlage und Transparenz wichtig für Erfolg