WWF Österreich und kroatische Projektpartner stellen natürlichen Fluss an Teilen der Drau wieder her – EU-Renaturierungsgesetz als Antwort auf Klima- und Biodiversitätskrise gefordert
Achtung: heiß und fettig!
Presseaussendung
Wien, 28. Oktober 2015 – Zu viele tierische Produkte und zu viel Zucker, viel zu wenig Gemüse und Hülsenfrüchte – das wird der österreichischen Bevölkerung in der neuen WWF Studie zum Thema Ernährung attestiert. Das ist nicht nur schlecht für die Gesundheit, sondern auch fürs Klima. Doch schon kleine Veränderungen können große Wirkung haben. Neben den Konsumenten sind aber auch Unternehmen und Politik gefordert.
Die neue wissenschaftliche Studie, erstellt vom WWF Österreich gemeinsam mit dem Institute of Ecological Economics der WU Wien, nimmt die Ernährungsgewohnheiten von Herr und Frau Österreicher genau unter die Lupe. Denn Ernährung hat nicht nur Einfluss auf unsere Gesundheit, sondern auch auf unser Klima. Andrea Johanides, Geschäftsführerin des WWF Österreich, bringt es auf den Punkt: „Wir essen unseren Planeten regelrecht leer. Mit unserer ungesunden Ernährung verursachen wir besonders viele Treibhausgase und beanspruchen enorme Flächen im In- und Ausland. Und dabei landet in Österreich etwa ein Drittel der Lebensmittel wieder im Müll“. Die Ernährung ist für rund ein Viertel unseres ökologischen Fußabdruckes in Österreich verantwortlich.
Zu viel, zu fett: beängstigende Trends in der Ernährung
Österreicher halten mit über 100 kg Fleischverbrauch pro Kopf den traurigen Rekord in der EU. Aber auch bei anderem Ungesunden wird ordentlich zugegriffen: 29 % mehr Fleischprodukte, 80 % mehr tierische Fette, 27 % mehr Zucker und 43 % mehr Alkohol als der Durchschnitts-EU Bürger verbrauchen wir Österreicher und Österreicherinnen. Aktuell sind rund 40 % aller Erwachsenen hierzulande übergewichtig.
Auch dem Klima tut’s nicht gut
Friederike Klein, Referentin für Nachhaltige Ernährung beim WWF Österreich, dazu: „Unser Lebensmittelkonsum steigt seit den 1960er Jahren stetig an. Dabei ist zu beobachten, dass vor allem Fleisch- und Milchprodukte enorm populär sind, während Gemüse, Obst und Getreide relativ konstant bleiben.“ Das macht sich auch im Klimafußabdruck bemerkbar, 23 % unseres Konsumvolumens generieren 67 % der Treibhausgase. Mit den durch Ernährung entstehenden 2.500 CO2-Äquivalenten pro Person pro Jahr könnte man auch einmal mit dem Auto von Wien nach Peking und wieder retour fahren. Rechnet man die indirekten Emissionen mit ein, könnte man zusätzlich noch eine Spritztour bis nach Istanbul und zurück einlegen.
Gesunde Ernährung in der Theorie
Im theoretischen Versuch „Szenario Gesunde Ernährung“ wurde untersucht, wie sich die aktuelle Zusammensetzung der Ernährung verändern müsste, damit sie den Empfehlungen des Bundesministeriums für Gesundheit entspricht. Liesbeth de Schutter, Mitarbeiterin des Institutes of Ecological Economics der WU Wien, dazu: „Wir mussten feststellen, dass wir aktuell sehr weit von einer als gesund und klimafreundlich definierten Ernährung entfernt sind. Fleisch müssten wir um 70 % und Milchprodukte um 20 % reduzieren, Gemüse um 36 %, Getreide um 62 % und Hülsenfrüchte um ganze 707 % (das entspricht einem Kilo mehr pro Kopf und Jahr) erhöhen.“
Praktisch nachhaltiger essen
Doch jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt: schon kleine Änderungen in unserem Ernährungsverhalten können große Wirkung haben. Darum empfiehlt der WWF:
1.)Lebensmittel gehören nicht in den Müll. Wer seine Einkäufe plant und sie gut lagert, verringert die Lebensmittelverschwendung.
2.)Saisonal und regional kaufen. Denn das spart Treibhausgase aufgrund kürzerer Transportwege.
3.)Gemüse in Massen, Fleisch in Maßen. Das ist gesund und tut der Umwelt gut.
4.)Bitte Bio, denn biologische Landwirtschaft ist ressourcenschonender und umweltverträglicher als konventionelle.
5.)Die „Last Mile“ beachten, denn am Transportweg vom Einkaufs- zum Wohnort entstehen viele zusätzliche Treibhausgase, wenn das Auto benutzt wird.
Auch Unternehmen und Politik sind gefordert. Unternehmen können durch die Reduktion von Lebensmittelverschwendung, nachhaltiger Beschaffung und Angebot sowie durch Konsumenteninformation zum Thema Nachhaltige Ernährung sehr viel tun. Die Politik wiederum ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen und durch langfristige Strategien, Stärkung der Förderprogramme für Bio-Landwirtschaft und Information sowie Vorbildwirkung ein europaweites Beispiel zu setzen.
Rückfragehinweis:
Theresa Gral, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 01 488 17 216, E-Mail: theresa.gral@wwf.at
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