Bodenverbrauch in Österreich nach wie vor zu hoch, Versiegelung sogar schlimmer als bislang angenommen – Naturschutzorganisation fordert wirksame Maßnahmen von Bund, Ländern und Gemeinden
Advent in der Au: Sternwanderung für die Rettung der Mur

Graz, am 3. Dezember 2009 – Unter dem Motto „Rettet die Mur – sparen wir uns die Kraftwerke!” lädt eine breite Allianz an Naturschützern am Freitag, den 4. Dezember zur Sternwanderung in die Murauen bei Gössendorf. Dort sind die Rodungsarbeiten für das erste von fünf geplanten Wasserkraftwerken in vollem Gange. “Es gibt heute nichts Wichtigeres, als Naturzerstörern das Handwerk zu legen”, so Museumsdirektor Professor Bernd Lötsch in einer Grußbotschaft an die AktivistInnen. “Unsere Generation ist dabei, allen nachfolgenden Generationen die Lebensadern der Natur zu zerstören – für Promille unseres Energieverbrauches, für Nuancen der Verschwendung!” Gemeinsam mit den Naturschützern ruft er die Steirerinnen und Steirer zum Mitwandern in die Murauen und zum Widerstand gegen die sinnlose Zerstörung der Grünen Lunge von Graz auf.
25 Jahre nach Hainburg war der Druck auf unsere letzten natürlichen Flüsse noch nie so groß wie heute, mahnt Lötsch. Selbst das Donaukraftwerk Hainburg hätte damals nur 0,8 Prozent zu Österreichs Gesamtenergie beigetragen. Im letzten Vierteljahrhundert ließ man unseren Stromverbrauch durch gedankenlose Verschwendung um 12 Hainburg-Einheiten weiter anwachsen. “Dieser Wettlauf mit uns selbst ist nicht zu gewinnen”, gibt Lötsch zu bedenken. “Je mehr auf den Tisch kommt, umso mehr wird gefressen.”
Österreichs größte Flusszerstörungsbaustelle: Die Murauen
Die Auen südlich von Graz sind eine der wertvollsten Aulandschaften Österreichs und beherbergen eine einzigartige Artenvielfalt. Seltene Arten wie Fischotter, Eisvogel und Huchen finden hier einen wichtigen Überlebensraum. “Es ist ungeheuerlich, dass nicht einmal die Prädikate Landschaftsschutzgebiet und Biogenetisches Reservat vor den Begehrlichkeiten der Kraftwerkslobby schützen”, ist Markus Ehrenpaar vom Naturschutzbund Steiermark empört. Zudem sind die Rodungen für das Kraftwerk Gössendorf illegal, da noch immer nicht alle Grundstücke zur Verfügung stehen.
Bereits jetzt ist der Flusslauf der Mur von der Quelle bis zur Mündung durch rund 30 Wasserkraftwerke unterbrochen. Geht es nach VERBUND und ESTAG, soll es zu einem Lückenschluss kommen, und auch noch die letzte freie Fließstrecke bei Graz in eine tote Staukette verwandelt werden. “Die Kraftwerke Gössendorf und Kalsdorf, für die jetzt gerade wertvollster Auwald gerodet wird, sind also nur die Spitze des Eisberges“, warnt Clemens Könczöl von der Plattform Lebendige Flüsse.
“Die Mur hat ihren Beitrag zur Energieversorgung bereits mehr als geleistet – was wir hier verlieren, steht in keinem Verhältnis zur marginalen Stromausbeute!”, ist auch Arno Mohl vom WWF überzeugt. Der Stromgewinn könnte durch Einsparungen und durch Effizienzsteierung bestehender steirischer Wasserkraftwerke auch ohne Naturverlust abgedeckt werden, sind sich die Murschützer einig.
Der Sternmarsch zur Baustelle bei Gössendorf am 4. Dezember findet zwischen 13.30 und 17.00 statt. Die Veranstaltung wird von zahlreichen Organisationen, Initiativen und Fischereiverbänden unterstützt. Detailprogramm unter www.rettetdiemur.at.
Rückfragehinweis:
Clemens Könczöl, Plattform Lebendige Flüsse, Tel.: 0664/ 1354672
Markus Ehrenpaar, Geschäftsführer Naturschutzbund Steiermark, Tel.: 0664/ 4077133
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel.: 488 17 250
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