Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Andritz AG —Die Bilanz der Rücksichtslosen 2012
![kraftwerksbauarbeiten zu belo monte_(c)Severin Wurnig](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/4e84385f85f54.jpg)
Wien, 1. März 2013: Das österreichische Vorzeigeunternehmen Andritz AG steht international für eine rücksichtslose Unternehmenspolitik. Besonders verheerend dabei ist die boomende Wasserkraft-Sparte des Unternehmens. Der Anlagenbauer beteiligt sich an den drei umstrittensten Staudammprojekten der Welt. Neben den bekannten Projekten Ilisu/Türkei und Belo Monte/Brasilien, ist Andritz seit 2012 auch beim Bau des Xayaburi Damms in Laos dabei. Damit erhöht Andritz seinen Profit, aber auch das Leid hunderttausender Menschen, bedroht die Existenz der Artenvielfalt in Klein- und Südostasien und Brasilien und zerstört einmalige Landschaften.
Laut eigenen Angaben auf ihrer Homepage sagt die Andritz AG folgendes zum Thema Nachhaltigkeit: „Die ANDRITZ AG bekennt sich zur Nachhaltigkeit. Für uns schließt dieser Begriff umfassende Umweltschutzmaßnahmen ein, geht aber gleichzeitig über diese hinaus. Wir sind der Überzeugung, dass nur Unternehmen, die auch ihren sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Verpflichtungen nachkommen, nachhaltig arbeiten können.“ Zitat aus: http://www.andritz.com/de/group/gr-about-us/gr-sustainability.htm (23.02.2013)
Das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit der Andritz AG ist nichts als eine leere Worthülse angesichts der zerstörerischen Projekte, an denen sich die Firma beteiligt. Dass Andritz dabei skrupelloser ist als andere Firmen, zeigt das Beispiel des Ilisu Staudammprojektes in der Türkei. Nach zweijähriger Prüfung empfahlen Deutschland, Österreich und die Schweiz im Juni 2009 allen Beteiligten den Ausstieg. Die europäischen Banken und Baufirmen folgten dieser Aufforderung. Nur Andritz widersetzte sich der Aufforderung und übernahm zudem noch die Aufträge jener Unternehmen, die sich zurückgezogen hatten. Vor kurzem zeigte sich erneut, wie verheerend das Projekt ist: Im Januar 2013 verhängte der Oberste Gerichtshof der Türkei einen Baustopp, weil die – ohnehin laschen – Umweltgesetze der Türkei nicht eingehalten wurden. „Wer sich an diesen Projekten in Südamerika und Asien beteiligt, macht sich mitschuldig an dem Leid, das diese Projekte erzeugen. Auch Turbinen können töten und Leid erzeugen, wenn man sie in die falschen Projekte einbaut“, sagt Ulrich Eichelmann von Riverwatch.
Lisa Kernegger, Ökologin bei GLOBAL 2000, betont: „Leider beobachten wir immer wieder, dass Andritz Profit auf Kosten von Umwelt und Menschen macht. Es ist höchste Zeit, dass Andritz aufhört, sich hinter seinen Auftraggebern zu verstecken und endlich Verantwortung übernimmt. Die Profitgier auf Kosten der Umwelt muss ein Ende haben."
Der WWF kritisiert vor allem auch die geplante Lieferung von acht Kaplan-Turbinen für den umstrittenen Xayaburi-Staudamm in Laos. Der Damm entspricht nicht den ökologischen und sozialen Kriterien des WWF. „Der Andritz-Auftrag hat zwar einen Wert von 300 Millionen Euro, aber durch diesen Damm sind die Lebensgrundlagen von 60 Millionen Menschen im Mekong-Einzugsbereich gefährdet“, erklärt WWF-Geschäftsführer Gerald Steindlegger. Der WWF befürchtet einen Rückgang des Fischfangs um bis zu 40 Prozent und negative Auswirkungen auf die Kornkammer Asiens, da durch den Damm die nährstoffreichen Sedimente zurückgehalten werden. Die Ernährungssicherheit und die Artenvielfalt in Kambodscha, Laos, Vietnam und Thailand würden dadurch gefährdet, warnt der WWF.
Weitere Informationen:
Ulrich Eichelmann – Riverwatch: 0676 6621512
Thomas Wenidoppler – ECA Watch: 0650 8225200
Claudia Mohl – WWF: 01/488 17 250
Lisa Kernegger – GLOBAL 2000: 0699 14 2000 22
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...