70 Seeadler-Brutpaare in Österreich – Besenderungen in Niederösterreich und Burgenland liefern wichtige Erkenntnisse für Schutz des österreichischen Wappentiers – Illegale Verfolgung ist größte Bedrohung für heimische Population
Artenlexikon:
Verbreitung
Saiga-Antilope
Sie rupfen, sie düngen, sie verbreiten Samen – Saiga-Antilopen sind wichtig für das Ökosystem Steppe. Doch ein Faktor macht ihnen zu schaffen: der Mensch. Jagd und Lebensraumverlust machen den Tieren das Leben schwer – durch Schutzgebiete und strenge Handelskontrollen kann man ihnen helfen.
Körperliche Merkmale
Typisches Merkmal der Saiga-Antilope ist ihre ungewöhnliche Nase. Der kleine, bewegliche Rüssel sieht aus, als wären die Tiere aus dem Star Wars Universum entsprungen. Dabei hat er eine ganz praktische Funktion: er reguliert die Temperatur der Atemluft. In den zentralasiatischen Steppen fallen die Temperaturen im Winter bis weit unter den Gefrierpunkt und steigen im Sommer auf über 40 Grad Celsius. In der Nase der Antilopen wird die Luft dann gewärmt oder gekühlt, so dass die Körpertemperatur stabil bleiben kann und das Gehirn vor Überhitzung geschützt wird. Die Männchen tragen bernsteinfarbene Hörner,Saiga-Antilopen können für andere Tiere giftige Pflanzen fressen und sogar Salzwasser trinken. die 20 bis 55 Zentimeter lang werden können. Die Fellfarbe wechselt je nach Jahreszeit zwischen gelblich-braun im Sommer und weißlich-grau im Winter. Saiga-Antilopen können bis zu zwölf Jahre alt werden.
Lebensweise und Fortpflanzung
Saiga-Antilopen leben in großen Herden mit bis zu 1.000 Tieren. Sie legen über das Jahr verteilt weite Strecken von rund 1.000 Kilometern zurück. Den Sommer verbringen die “Nomaden” im Norden und den Winter im Süden ihres Verbreitungsgebietes.
Die Weibchen werden mit 7–8 Monaten geschlechtsreif, ihre männlichen Artgenossen etwas später. Die Paarungszeit ist im Dezember. Zwischen Mai und Juni kommen meist Zwillinge, etwas seltener auch einzelne Jungtiere zur Welt. Die Kälber werden etwa vier Monate lang von ihren Müttern gesäugt, beginnen jedoch schon wenige Tage nach der Geburt selbstständig zu grasen, was ihnen das Überleben leichter macht.
Ernährung
Aufgrund ihres kargen Lebensraumes sind Saiga-Antilopen hervorragende Futter- und vor allem Wasserverwerter. Sie ernähren sich von Gräsern, Blättern, Kräutern und kann sogar für andere Tiere giftige Gewächse fressen. Bevorzugte Nahrung sind Pflanzen mit hohem Wassergehalt – im Frühjahr können sie ihren Flüssigkeitsbedarf sogar aus Pflanzen decken. In Trockenperioden kommen die Tiere auch mehrere Tage ohne Wasser aus und können im Extremfall sogar Salzwasser aufnehmen.
Saiga Antilope und Mensch
Die bernsteinfarbenen Hörner der Saiga-Männchen sind vor allem in der Traditionellen Chinesischen Medizin begehrt, in der ihnen heilende Wirkung gegen Fieber, Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit nachgesagt wird. Die überbordende Jagd auf die männlichen Tiere hat das Geschlechterverhältnis in manchen Gebieten drastisch verschoben – mitunter kommt auf 100 Weibchen nur noch ein Männchen, was die Fortpflanzung und genetische Vielfalt natürlich negativ beeinflusst. Auch als Fleisch- und Fell-Lieferant sind Saiga Antilopen begehrt.
Wie vielen Tierarten, die weite Wanderungen unternehmen, macht den Antilopen die Ausbreitung des Menschen zu schaffen. Der Lebensraumverlust und die unkontrollierte und illegale Jagd brachten die Saiga-Bestände zum Einbruch: Von 1,25 Millionen Mitte der 1970er Jahre auf circa 50.000 Tiere im Jahr 2008. Durch die erfolgreiche Naturschutzarbeit, u.a. des WWF, erholten sich die Bestände in den darauffolgenden Jahren wieder. Doch nun stehen die asiatischen Steppen Antilopen erneut vor dem Aussterben.
Mysteriöses Massensterben
In der größten Saiga-Population in Kasachstan, im Betpak-Dala-Gebiet, die zuletzt 242.500 Tiere umfasste, griff im Mai 2015 ein mysteriöses Massensterben um sich. Mehr als 200.000 Saigas sind innerhalb kurzer Zeit qualvoll verendet. Eine Zählung im Juli 2015 ergab lediglich noch 31.300 Tiere im betroffenen Gebiet. Ein herber Rückschlag für die Naturschutzarbeit, denn diese Population erholte sich gerade von der verheerenden Wilderei der 1990er Jahre. Als Todesursache wurde ein Bakterienstamm identifiziert, der die Wild- und Rinderseuche hervorruft. Dieser kommt jedoch auch normal im Atemwegstrakt der Saigas vor, ohne die Krankheit auszulösen. Darüber hinaus waren bisher keine Fälle mit solch verheerenden Todesraten bekannt. Dass die Seuche den Großteil der Betpak-Dala-Population der Saigas dahin raffte, steht laut bisherigem Untersuchungsstand wohl im Zusammenhang mit veränderten Umweltbedingungen.
2017 griff auch eine Seuche in der mongolischen Unterart um sich. Die sogenannte „Pest der kleinen Wiederkäuer“ wird von Schaf- und Ziegenherden auf die Saigas übertragen. Zudem mussten die verbliebenen Saigas mit einem harten Winter kämpfen. Innerhalb kurzer Zeit schrumpfte der Bestand von ehemals 11.000 auf nur 3.000 Tiere. Der WWF versorgte die Tiere in der bitteren Kälte mit Futter und Salz. Nun sind die Saiga-Bestände wieder stabil.
Die Saiga Antilope in der Kulturgeschichte
In den eiszeitlichen Steppen vorgeschichtlicher Zeit waren die Saiga-Antilopen über ganz Europa und Asien verbreitet, sogar in Kanada wurden Überreste gefunden. Als wichtiger Futter- und Pelzlieferant spielt die Antilope auch in der Kunst des späten Jungpaläolithikums vor rund 14.000 Jahren eine bedeutende Rolle. Die prägnante Nasenpartie findet sich als Motiv für Wandmalereien oder Gravuren auf Knochen und Steinplatten.
Projekte und Engagement des WWF
Der WWF setzt sich bereits seit 1994 für die Steppenantilopen ein. Neben wissenschaftlichen Forschungen zu Populationsgrößen, Verbreitungsgebieten und Wanderrouten, erarbeitete der WWF gemeinsam mit anderen Naturschutzorganisationen einen Plan zur Rettung der Saiga-Bestände, der von den Verbreitungsstaaten akzeptiert wurde. Kurzgefasst sieht er vor, bestehende Schutzgesetze verstärkt umzusetzen, mehr Schutzgebiete auszuweisen und den Handel mit Produkten der Saiga-Antilope besser zu kontrollieren.
In der Mongolei betreibt der WWF Maßnahmen zum Schutz der Mongolischen Saiga (S. tatarica mongolica) vor Wilderei. Der WWF Mongolei unterstützt mehrere mobile Saiga-Ranger Gruppen, die sich aus freiwilligen Einheimischen zusammensetzen. Außerdem arbeitet der WWF Mongolei an der Restauration und dem Schutz von Quellen, welche die Saiga-Antilopen benötigen. Das internationale Engagement verschiedener Naturschutzorganisationen und auch der Einsatz der Regierungen gegen den illegalen Handel zeigten Wirkung. Durch die Schutzmaßnahmen wuchs der Bestand der Saiga-Antilopen zwischenzeitlich wieder auf mehr als 300.000 Tiere Anfang 2015 an.
Retten Sie bedrohte Tierarten mit einer
Wildlife-Patenschaft!
Gemeinsam können wir Wilderei, Artenhandel und Lebensraumverlust bekämpfen. Ihre Patenschaft macht den Unterschied!
News
Aktuelle Beiträge zum Thema
Hunde-Spaziergang am Inn: Wie man Vogel-Nachwuchs schützen kann
An den Kiesbänken des Inns brüten derzeit wieder seltene Vogelarten. Doch Hundebesitzer:innen und ihre freilaufenden Hunde können den Nachwuchs unwissentlich gefährden.
WWF und BirdLife appellieren zu Rücksichtnahme an den Brutplätzen am Inn
Seltene Vögel brüten an den Kiesbänken des Inns – WWF und BirdLife ersuchen um Rücksichtnahme an beschilderten Brutplätzen – Länderübergreifendes Projekt INNsieme connect schützt Artenvielfalt am Inn
WWF: Dotierung der Oberen Lobau ist nur Tropfen auf heißen Stein
Neue Wasserzuleitung fällt zu gering aus und stoppt Austrocknung der Unteren Lobau nicht – WWF fordert Rettung des Naturjuwels – Wiener Stadtregierung massiv gefordert
WWF warnt: Millionen getötete Jungfische durch Wasserkraft am Inn
Lokalaugenschein: Schwall-Belastung tötet Jungfische und Fischlarven am Inn – WWF und Tiroler Fischereiverband fordern umfassende Sanierung der Schwall-Belastung durch Tiwag und Verbund in Tirol
ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT – Umweltfonds jetzt auch in Deutschland verfügbar
Mit dem ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT ermöglicht die Erste Asset Management nun auch Anleger:innen in Deutschland, in globale Unternehmen zu investieren, deren Produkte und Dienstleistungen bestimmten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Vor allem die Themenfelder Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Recycling und Abfallwirtschaft, Wasseraufbereitung und –versorgung sowie nachhaltige Mobilität werden in der Strategie des Fonds berücksichtigt. In Österreich gehen der WWF und die Erste AM bereits seit 17 Jahren einen gemeinsamen Weg. Seit 2006 erreicht der Fonds eine überzeugende Performance und bietet interessante Wachstumschancen – sowohl in finanzieller als auch in ökologischer Hinsicht. Anleger:innen sollten dabei aber stets die Risiken beachten, die Investments in Wertpapiere beinhalten.
WWF: Neue Umfrage zeigt Kaunertal-Absage und Reformbedarf der TIWAG
Geplanter Ausbau Kraftwerk Kaunertal ist schon für Hälfte der Bevölkerung nicht akzeptabel – Zwei Drittel für alternativen Standort bei naturverträglichen Alternativen – 80 Prozent fordern Reformen bei TIWAG
Good News: Griechenland verbietet Fischerei mit Grundschleppnetzen
Als erstes Land in der EU verbietet Griechenland die zerstörerische Fischerei-Methode ab 2030 in allen Meeresschutzgebieten.
Tag zum Schutz der Alpen: WWF fordert Schutz alpiner Freiräume
Ausbau des Kraftwerks Kaunertal und Verbauung freier Gletscherflächen gefährden überlebenswichtige Ökosysteme – WWF fordert Stopp des Kaunertalprojekts und Unterschutzstellung der Gletscherflächen