Rekordtemperaturen und Plastikverschmutzung prägten den Sommer im Mittelmeer – Zahlreiche Tierarten unter Druck – WWF fordert Ausweitung von Meeresschutzgebieten
Brudermord im Tropenwald: Affen in Gefahr
WWF Presseaussendung
Wien, 4. Februar 2016 – Am Montag, den 8. Februar, beginnt das chinesische Jahr des Affen. Für Berggorillas, Lemuren und Orang-Utans besteht allerdings kein Grund zum Feiern: Der WWF warnt vor der wachsenden Bedrohung für unsere nächsten Verwandten. Inzwischen werden mehr als 60 Prozent aller Affenarten auf der internationalen „Roten Liste“ der Weltnaturschutzorganisation IUCN als bedroht eingestuft. Im letzten Jahr des Affen vor zwölf Jahren traf dies lediglich auf jede vierte Art zu. Hauptgründe für die zunehmende Bedrohung sind laut WWF der Lebensraumverlust durch den Menschen und die Wilderei.
„Um unsere nächsten Verwandten steht es alarmierend schlecht. Für 259 der 425 bekannten Primatenarten besteht ein hohes Risiko, in unmittelbarer Zukunft auszusterben. Viele Affen drohen also, bald für immer aus der Natur zu verschwinden“, warnt Dr. Arnulf Köhncke, Referent für Artenschutz beim WWF. „Wir müssen dafür sorgen, dass bedrohte Affenarten auch zum nächsten Jahr des Affen in zwölf Jahren noch genügend Lebensraum auf unserem Planeten haben.“ Für Ackerbau und Viehhaltung werden Tropenwälder abgeholzt oder abgebrannt, sodass Primaten als meist Waldbewohner heute nur in noch einem Bruchteil ihrer ursprünglichen Verbreitungsgebiete leben können. Besonders gefährdet sind auch die Berggorillas, von denen es nur mehr 880 Tiere gibt.
„Waldzerstörung war schon immer das Hauptproblem, doch die zunehmende illegale Jagd auf Primaten setzt die Bestände nun zusätzlich unter Druck“, so Köhncke. „Als meist tagaktive, relativ große und laute Tiere, die sich oft in Gruppen aufhalten, sind sie für Wilderer einfache Ziele.“ Während sie in Afrika wegen ihres Fleisches als „bushmeat“ gewildert werden, werden in Asien ihre Körperteile auch für traditionelle Medizin verwendet. Zudem werden Jungtiere, bevorzugt Orang-Utans und Koboldmakis, gefangen genommen, um als Haustiere verkauft zu werden. Die Elterntiere werden häufig zuvor getötet.
Einige Arten wie der braune Klammeraffe, der rote Vari und der Alaotra-Bambuslemur sind innerhalb von nur drei Affengenerationen um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. Besonders dramatisch ist die Situation in Madagaskar, mit vielen Primatenarten, die nur dort vorkommen, ein wahrer Hotspot der weltweiten Affen-Vielfalt. Waren vor zwölf Jahren dort noch 31 Affenarten bedroht, sind es heute 90 von 99 bekannten Arten. Auch in Asien ist die Situation kritisch. Rund 75 Prozent der dort heimischen Affenarten sind bedroht.
„Uns steht eine große Herausforderung bevor, die besorgniserregende Entwicklung wieder umzukehren, denn Primaten pflanzen sich nur langsam fort“, mahnt Köhncke. Einrichtung von Schutzgebieten, gute Umsetzung nationaler und internationaler Gesetze, ein nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen sowie ein effektives Vorgehen gegen die Wilderei spielen dabei eine wichtige Rolle. „Große Teile gerade der Menschenaffen leben außerhalb von Schutzgebieten und müssen dort besser geschützt werden, sonst haben sie kaum eine Überlebenschance“, so Köhncke. Der WWF setzt sich seit seiner Gründung insbesondere für den Schutz der Tropenwälder und seiner Bewohner ein, wie für die Bonobos im Salonga-Nationalpark. Durch wissenschaftliche Feldarbeit, Einrichtung von Schutzgebieten und die Ausbildung von Rangern sollen die Menschenaffen künftig besser geschützt werden.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231, E-Mail: franko.petri@wwf.at, Fotos von Berggorillas auf Anfrage bei karin.broetzner@wwf.at.
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