Das WWF Bundesländerbarometer 2022

So steht es um den Schutz von Biber, Fischotter, Luchs, Seeadler und Wolf in Österreich

Biber, Fischotter, Luchs, Seeadler und Wolf, die österreichischen „WWF Big 5“, haben eines gemeinsam: Der Mensch verfolgte sie so lange, dass ihr Bestand in Österreich stark zurückging, teilweise bis hin zu ihrer Ausrottung. Nun kehren diese Arten wieder langsam nach Österreich zurück. Das ist aus ökologischer Sicht eine enorme Bereicherung, doch die Rückkehr dieser Arten führt auch zu Konflikten. Denn durch ihr natürliches Verhalten stehen diese Arten oft in Konkurrenz zu anderen Landnutzungsinteressen der Gesellschaft.

Strenge EU-Gesetze wie die Fauna-Flora-Habitat Richtlinie und die Vogelschutzrichtlinie schützen Biber, Fischotter, Luchs, Seeadler und Wolf. Alle österreichischen Bundesländer – in Österreich sind sie für Natur- und Artenschutz zuständig – sind verpflichtet diese Arten in einen „günstigen Erhaltungszustand“ zu bringen bzw. in ihrem Bestand dauerhaft zu erhalten. Das bedeutet Österreichs Bundesländer müssen diese Arten schützen und ihren Bestand fördern.

Um ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier zu ermöglichen, braucht es ein geeignetes Management. Wie gut es um das Management und den Schutz der „WWF Big 5“ in Österreich steht, hat der WWF Österreich 2022 zum zweiten Mal im WWF Big 5 Bundesländerbarometer untersucht.

Z

Zahlen & Fakten

  • Das Management bedrohter Arten ist wichtig, um ein friedliches Zusammenleben für Mensch und Tier zu sichern, denn es kann Konflikte minimieren. Dafür braucht es aber auch politischen Willen, ausreichend Personal in den Behörden und entsprechende finanzielle Mittel.
  • Stand 2022 ist nur das Seeadler-Management als gut zu bewerten.
  • Luchs und Wolf werden zumindest teilweise gut gemanaged und erhalten meist eine gelbe Bewertung.
  • Das Management von Biber und Fischotter ist tendenziell eher mangelhaft bis schlecht.
  • Im Vergleich zu 2019 gibt es zwar in vielen Teilbereichen des Arten-Managements Verbesserungen. Dem positiven Trend stehen aber auch zahlreiche Ausnahmegenehmigungen zur Tötung von Biber, Fischotter und Wolf gegenüber.

frühere Bundesländerbarometer

Das sind die Ergebnisse des WWF Bundesländerbarometers 2022

Im Rahmen des Bundesländerbarometers Artenschutz hat der WWF eine Umfrage bei den zuständigen Behörden durchgeführt und diese um eigene Recherchen ergänzt. Das aktuelle Management und der Schutz von Biber, Fischotter, Luchs, Seeadler und Wolf wurden anhand von sechs Elementen für ein gutes Management beurteilt. Die Ergebnisse wurden in einem vierstufigen Ampelsystem visualisiert: gute Umsetzung (grün), teilweise Umsetzung (gelb), mangelhafte Umsetzung (orange) und schlechte Umsetzung (rot).

Das Ergebnis: In allen Bundesländern gibt es noch immer erhebliche Defizite im Umgang mit Fischotter, Biber, Luchs und Wolf. Im Vergleich zu 2019 gab es zwar einige Verbesserungen. Doch diesen stehen zahlreiche, nicht rechtskonforme Entnahme-Bewilligungen gegenüber, Strafzahlungen in Millionenhöhe drohen.

Nur das Seeadler Management erreicht in vier Bundesländern eine gute Umsetzung. Dem stehen 31 der insgesamt 35 Bewertungen gegenüber, die die Umsetzung des Arten-Managements als teilweise, mangelhaft und schlecht einstufen. Somit ist das Management zu 88 % in der Umsetzung als nicht gut bewertet. Im Vergleich zum Bundesländerbarometer 2019 gibt es aber deutlich weniger schlechte (rote) Einstufungen. In vielen Punkten haben sich die Bewertungen hin zu einer teilweisen Umsetzung (gelb) verbessert. Das bedeutet in vielen Fällen jedoch nur, dass von den Behörden mehr Informationen an den WWF gegeben wurden und nicht, dass sich das Management ansich verbessert hat.

So steht es um den Schutz des Bibers in Österreich

Zwei Biber schauen sich frontal an

Der Biber ist die einzige Art, die in allen 9 Bundesländern beurteilt wurde. Fünf Bundesländer – Burgenland, Oberösterreich, Salzburg, Vorarlberg und Steiermark – erreichten eine teilweise Umsetzung eines guten Biber-Managements. In Kärnten, Tirol und Wien ist das Biber-Management mangelhaft, in Niederösterreich sogar schlecht.

In einzelnen Teilbereichen funktioniert das Biber-Management in bestimmten Bundesländern aber gut, wie unsere Positivbeispiele zeigen.

Zwei Biber schauen sich frontal an

Positivbeispiele Biber

 

1. Monitoring in Salzburg und der Steiermark

Sowohl in Salzburg als auch in der Steiermark gibt es eine aktuelle Erhebung zur Verbreitung des Bibers, die auf Basis eines anerkannten Biberkartierungshandbuchs durchgeführt wurden.

2. Prävention in Oberösterreich

In Oberösterreich gibt es einheitliche Leitlinien für die Prävention von Biber-Schäden. Der/Die Bezirks-Biberbeauftragte bespricht Maßnahmen mit betroffenen Landnutzer*innen. Es gibt finanzielle Unterstützung für Präventionsmaßnahmen wir Anstriche oder Einzelbaumumzäunung und eine Biberprämie um den erhöhten Aufwand der Landnutzer*innen bei Anwesenheit eines Bibers abzugelten.

3. Partizipation & Kommunikation Burgenland

Im Burgenland sind die Maßnahmen des Bibermanagements online verfügbar, wodurch eine proaktive und transparente Kommunikation zum Biber gepflegt wird. Ebenso werden Naturschutzorgane vor Ort aktiv eingebunden und die Ressourcen für Beratungsleistungen wurden kürzlich aufgestockt.

Negativbeispiele Biber

 

1. Keine Kompensationsmaßnahmen

In fünf Bundesländern werden gar keine Biber-Schäden abgegolten. Zwar ist es gut vorerst auf Maßnahmen zu setzen, die Biber-Schäden vorbeugen. Dennoch müssen – bevor Abschüsse überhaupt in Betracht gezogen werden– erst gelindere Mittel wie Entschädigungen ausgeschöpft werden.

2. Biber-Tötungen in Niederösterreich

Seit 2016 dürfen in Niederösterreich Biber entnommen, also getötet werden. Und das obwohl es weder aktuelle Zahlen zum Biberbestand gibt, noch ausreichende Präventionsmaßnahmen und keine Kompensation im Fall von Schäden angeboten wird.

3. Keine Managementpläne

In keinem der neun Bundesländer gibt es einen adäquaten Biber Managementplan oder ein langfristiges Artenschutzkonzept.

So steht es um den Schutz des Fischotters in Österreich

Zwei Biber schauen sich frontal an
Der Fischotter wurde nur in acht Bundesländern bewertet, da er in Vorarlberg bislang noch nicht nachgewiesen wurde. In drei von acht Bundesländern – im Burgenland, in Salzburg und der Steiermark – wird der Schutz und das Management des Fischotters teilweise umgesetzt. In Niederösterreich, Kärnten, Oberösterreich und Tirol ist das Management mangelhaft (orange), in Wien sogar schlecht.

In einzelnen Teilbereichen funktioniert das Fischotter-Management in bestimmten Bundesländern aber gut, wie unsere Positivbeispiele zeigen.

Zwei Biber schauen sich frontal an

Positivbeispiele Fischotter

 

1. Monitoring in der Steiermark

In der Steiermark wurde die Verbreitung des Fischotters regelmäßig mittels „Brücken-Check-Methode“ und Schneespurkartierung erhoben und zuletzt auch durch eine genetische Erhebung ergänzt. Zudem sind die Ergebnisse aller bisherigen Erhebungen auf der Website des Landes Steiermark der Öffentlichkeit zugänglich.

2. Prävention

In Niederösterreich und der Steiermark gibt es eine Förderung für Präventionsmaßnahmen an Fischteichen. Diese Förderung kann über die Website des Landes unkompliziert beantragt werden. Im Burgenland gibt es ähnliche Maßnahmen. Dort steht ein Fischotter-Ombudsmann in Kontakt mit den Teichwirten und vermittelt Konzepte zum Umgang mit der Art.

Negativbeispiele Fischotter

 

1. Kein Managementplan

In Kärnten, Burgenland, Salzburg, Tirol und Wien gibt es keinen Fischotter-Managementplan und kein Artenschutzprogramm. Oberösterreich und Niederösterreich verfügen zwar über einen Managementplan, setzen diesen jedoch nicht um.

2. Rechtswidrige Entnahmen

In drei Bundesländern, Niederösterreich, Kärnten und Oberösterreich gibt es Verordnungen, die eine Tötung von vielen Fischottern, EU-rechtswidrig per  Verordnungen gestatten. Besonders tragisch ist, dass Niederösterreich zwar wiederholt Fischotter zur Tötung freigegeben hat, aber keine regelmäßigen Bestandserhebungen macht. In Kärnten hingegen zeigt sich, dass die Tötung von Fischottern dazu führt, dass die freien Reviere von anderen Fischottern wieder besiedelt werden – die Maßnahmen also nicht zielführend sind.

3. Umgang mit Bestandserhebungen

Bestandserhebungen werden oft nur im Vorfeld zu Entnahmebewilligungen beauftragt. Sie sollen offensichtlich die Ausnahme vom strengen Schutz legitimieren. Selten werden diese Daten für eine Anpassung des Schutzgebietsnetzwerks Natura2000 an das aktuelle Ottervorkommen oder andere Managementmaßnahmen genutzt.

4. Partizipation und Kommunikation

In den Ländern Kärnten, Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Wien wird die „Partizipation und Kommunikation“ mit Interessensgruppen und der Öffentlichkeit nach wie vor schlecht umgesetzt. Es gibt z.B. in vielen dieser Bundesländer keine konkrete Ansprechperson, die bei Fragen zur Art zur Verfügung steht. Der Zugang zu Informationen in Zusammenhang mit dem Fischotter musste in Niederösterreich und Kärnten erst über Beschwerdeverfahren und entsprechende Entscheidungen erstritten werden.

 

So steht es um den Schutz des Luchs in Österreich

Ehemalige Nachweise des Luchses aus dem östlichen Marchfeld deuten auf eine direkte Einwanderung dieser Tiere aus der Slowakei hin. Ein durchgängiger Alpen-Karpaten-Korridor ist für die weitere Ausbreitung der Großkatze daher von zentraler Bedeutung. Die Marchauen wären daher ein wichtiger Trittstein für den Luchs. Die D2 auf slowakischer Seite (sie verläuft parallel zur March, von Bratislava nach Norden) verhindert derzeit diese Einwanderungsbewegung.

Der Luchs wurde nur in sechs Bundesländern bewertet. In Salzburg gab es leider seit der Analyse 2019 keine Luchs-Nachweise mehr. Das zeigt, dass die Luchsbestände nicht oder nur sehr langsam ansteigen, der Luchs droht sogar regional wiederholt auszusterben. Wien und das Burgenland fielen aus der Analyse, da Luchse hier derzeit nicht vorkommen. In Niederösterreich, Oberösterreich, Vorarlberg und Tirol wird der Schutz und das Management des Luchs teilweise umgesetzt (gelb). In Kärnten und der Steiermark ist das Management mangelhaft (orange).

Auch wenn kein Bundesland eine gute Umsetzung (grün) erreichte, funktioniert zumindest in einzelnen Teilbereichen das Luchs-Management in bestimmten Bundesländern gut, wie unsere Positivbeispiele zeigen.

Ehemalige Nachweise des Luchses aus dem östlichen Marchfeld deuten auf eine direkte Einwanderung dieser Tiere aus der Slowakei hin. Ein durchgängiger Alpen-Karpaten-Korridor ist für die weitere Ausbreitung der Großkatze daher von zentraler Bedeutung. Die Marchauen wären daher ein wichtiger Trittstein für den Luchs. Die D2 auf slowakischer Seite (sie verläuft parallel zur March, von Bratislava nach Norden) verhindert derzeit diese Einwanderungsbewegung.

Positivbeispiele Luchs

 

1. Partizipation und Kommunikation Oberösterreich

In Oberösterreich gibt es einen guten Austausch zum Luchs-Management. Es gibt regelmäßige Treffen der Bezirksnaturschutzbeauftragten und von Luchs-Expertinnen/-Experten in Österreich und Tschechien. Auch im Rahmen des LUKA-Arbeitskreises (Luchs Kalkalpen) gibt es regelmäßige Treffen.

2. Sonstige Entscheidungsgrundlagen Tirol

Tirol sammelt und meldet Daten von Luchs-Sichtungen, Rissen und Totfunden. Diese werden in einer online verfügbaren Karte verortet sowie öffentlich zugänglich gemacht. Außerdem werden die Daten in einem jährlich erscheinenden Bericht „Bär-Luchs-Wolf-Goldschakal“ aufbereitet.

3. Kompensation

In Niederösterreich, Kärnten, Tirol und Vorarlberg gibt es die Möglichkeit im Fall eines Risses eine Entschädigung zu beantragen. In allen Ländern gibt es Ansprechpersonen bei der zuständigen Behörde der Landesregierung, die Anfragen bearbeiten können.

Negativbeispiele Luchs

 

1. Managementpläne & Artenschutzprogramme

Leider fehlt in fünf Bundesländern ein adäquater Managementplan und ein Artenschutzprogramm. Es fehlt somit eine gute Basis für das Management, um das Vorkommen von Luchsen in Österreich langfristig zu sichern. Die Folgen des mangelnden Managements: Außer in Tirol und Vorarlberg besiedelt der Luchs seit Jahren kaum neue Gebiete. Als einziges Bundesland verfügt Oberösterreich über einen Luchs-Managementplan, die früheren Artenschutzprojekte wie ProLuchs und 3lynx sind jedoch leider ausgelaufen.

So steht es um den Schutz des Seeadlers in Österreich

Seeadler

Der Seeadler wurde in den vier Bundesländern bewertet, wo auch Brutpaare ansässig sind. In all diesen Bundesländern – im Burgenland, in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark – gibt es eine gute Umsetzung des Seeadler-Managements. Das bedeutet auch: Der Seeadler ist die einzige der fünf Arten, die den Schwellenwert für ein gutes Management erreicht hat.

Bei der Betrachtung der Teilelemente zeigt sich, dass die Umsetzung zumindest gelb (teilweise), oft aber auch grün (gut) eingestuft wurde. Mit ein Grund dafür ist, dass der Seeadler-Bestand in Österreich recht überschaubar und örtlich gut abgegrenzt ist. Das erleichtert das Management.

Seeadler

Positivbeispiele Seeadler

 

1. Partizipation und Kommunikation in Oberösterreich

In allen beurteilten Bundesländern gibt es eine starke Einbindung von Interessensgruppen. Das liegt auch daran, dass im Zuge langjähriger Projektarbeit gute Strukturen und Prozesse aufgebaut werden konnten.

2. Monitoring Burgenland

Im Burgenland gibt es nur etwa fünf Seeadler-Brutpaare. Dennoch wurden diese jahrelang beobachtet, sodass man in diesem Bundesland von einem guten Wissensstand ausgehen kann.

Negativbeispiele Seeadler

 

1. Fehlende Managementpläne

Trotz der derzeit laufenden Projekte und des aktuell grundsätzlich guten Managements, fehlt in allen Bundesländern ein längerfristiges flächendeckendes Artenschutzprogramm für den Seeadler.

2. Keine zentralen Verlust-Daten

Vergiftungen und illegale Abschüsse sind, neben anderen Todesursachen, nach wie vor eine große Bedrohung für Österreichs kleinen Seeadler-Bestand. In vielen Fällen sind die Informationen zu Verlusten zwar an verschiedenen Stellen verfügbar, sie werden aber nicht zentral und systematisch gesammelt. Diese Daten stellen jedoch eine wichtige Grundlage für das darauf aufbauende Management dar.

So steht es um den Schutz des Wolfs in Österreich

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Der Wolf wurde bis auf Wien in allen Bundesländern bewertet. In Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Burgenland, Salzburg, Vorarlberg und Tirol wird der Schutz und das Management des Wolfs teilweise umgesetzt (gelb). Nur in Kärnten ist das Management mangelhaft (orange).

Auch wenn es im Wolfs-Management im Vergleich zum letzten Bundesländerbarometer Artenschutz wesentliche Verbesserungen gab, gibt es in einigen Bundesländern Abschussbescheide bzw. Verordnungen, die den strengen Schutz des Wolfes aushebeln. In einzelnen Teilbereichen – besonders in den Bereichen Kompensation und Managementplan – funktioniert das Wolfs-Management in vielen Bundesländern gut, wie unsere Positivbeispiele zeigen.

woelfe-wolf-jungtiere-mit-mutter

Positivbeispiele Wolf

 

1. Kompensation

In sechs der bewerteten Bundesländer, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Tirol, Vorarlberg und Steiermark, stehen Mittel für Entschädigungszahlungen im Fall von Wolfs-Rissen zur Verfügung. Anträge sind zeitnah und über unterschiedliche Wege möglich, es stehen Antragsformulare und Kontaktpersonen sowie Meldestellen zur Verfügung.

2. Managementpläne

Im Burgenland, Oberösterreich, Vorarlberg und der Steiermark werden die Grundlagen und Empfehlungen für das Wolfsmanagement in Österreich (Wolf-Managementplan) angewendet.

3. Partizipation und Kommunikation Tirol

In Tirol sind Informationen gut aufbereitet auf der Seite des Landes verfügbar und werden in einem jährlich erscheinenden Bericht „Bär-Luchs-Wolf-Goldschakal“ aufbereitet. Eine App ermöglicht auch einen direkten Zugriff auf die Information zu Rissen und Sichtungen. Generell wird proaktiv kommuniziert und es gibt Informationsveranstaltungen unter anderem zum Thema Herdenschutz.

Negativbeispiele Wolf

 

1. Abschuss-Erlaubnisse

In Kärnten, Salzburg und Tirol gab es einen Rückschritt im Wolfs-Management. Diese Bundesländer haben rechtlich und fachlich fragwürdige Entnahmebewilligungen erlassen, die nicht den Richtlinien des Managementplanes entsprechen.

2. Fehlende Prävention

In Kärnten, Burgenland, Oberösterreich und der Steiermark gibt es keine Angebote zur Vorbeugung von Wolfs-Konflikten. Dabei könnten Maßnahmen wie Herdenschutz wesentlich zur Akzeptanz des Wolfes beitragen. Besonders kritisch ist das in jenen Bundesländern, in denen bereits Wolfs-Abschüsse bewilligt wurden. Denn vor einer Entnahme müssen laut EU-Recht immer gelindere Maßnahmen angeboten werden.

3. Monitoring

Das Wolfs-Monitoring beruht vordringlich auf Riss-Meldungen. Davon lassen sich aber keine validen Bestandsdaten ableiten. Leider werden die Daten zum Wolf auch allzu oft herangezogen, um ein tendenziöses Bild vom Ausmaß der Schäden durch Wolfsrisse zu zeichnen und Wolfs-Abschüsse zu legitimieren. Empfehlungen des WWF, bei den Risszahlen zwischen geschützten und ungeschützten Nutztieren zu unterscheiden, wie es in anderen Ländern (z.B. in der Schweiz) Standard ist und um ein objektiveres Bild darzustellen, wurden bis dato leider nicht aufgenommen.

Was bedeutet gutes Management?

Das WWF Bundesländerbarometer bewertet und vergleicht das aktuelle Management der österreichischen „WWF Big 5“ in den österreichischen Bundesländern anhand von sechs Kriterien für ein gutes Management:

 

Monitoring

Gibt es aktuelle Infos über den Bestand der Tierart, die nach wissenschaftlichen Standards erhoben wurden?

Weitere Informationen

Welche weiteren Infos gibt es als Entscheidungsgrundlage?

Partizipation & Kommunikation

Werden alle relevanten Stakeholder eingebunden und werden der Öffentlichkeit ausreichende und transparente Infos zur Verfügung gestellt?

Kompensation

Gibt es ausreichend Maßnahmen und finanzielle Mittel zur Kompensation, wenn Schäden entstanden sind?

Prävention

Gibt es ausreichend Maßnahmen und finanzielle Mittel zur Verhinderung von Schäden?

Management

Gibt es einen aktuellen Managementplan bzw. ein Artenschutzprogramm?

Monitoring

Gibt es aktuelle Infos über den Bestand der Tierart, die nach wissenschaftlichen Standards erhoben wurden?

Weitere Informationen

Welche weiteren Infos gibt es als Entscheidungsgrundlage?

Partizipation & Kommunikation

Werden alle relevanten Stakeholder eingebunden und werden der Öffentlichkeit ausreichende und transparente Infos zur Verfügung gestellt?

Prävention

Gibt es ausreichend Maßnahmen und finanzielle Mittel zur Verhinderung von Schäden?

Kompensation

Gibt es ausreichend Maßnahmen und finanzielle Mittel zur Entschädigung, wenn Schäden entstanden sind?

Management

Gibt es einen aktuellen Managementplan bzw. ein Artenschutzprogramm?

In Zeiten des rasanten, weltweiten Artensterbens fehlt es am nötigen Bewusstsein bei vielen politisch Zuständigen. Wir müssen unser Naturerbe besser schützen, damit sich ehemals ausgerottete Wildtiere wieder erholen können. Die Basis dafür schaffen gute europäische Naturschutz-Richtlinien, die Österreich leider schlecht umsetzt.

Christina Wolf-Petre

WWF-Artenschutzexpertin, WWF Österreich

Fünf-Punkte-Plan für besseren Artenschutz in Österreich

Mit der Umsetzung folgender fünf Forderungen – und genügend politischem Willen – können die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern Biber, Fischotter, Luchs, Seeadler und Wolf in Zukunft besser schützen.

Monitoring verbessern und national abstimmen. Aktuelle und bundesweit vergleichbare Informationen über die Verbreitung und Bestandsentwicklung der relevanten Arten sind essentiell, fehlen aber oft. Man kann nur managen, was man auch misst.

Managementpläne und Artenschutzprogramme österreichweit vereinheitlichen und an Best-Practice-Beispielen ausrichten: EU-Vorgaben müssen erfüllt und rechtswidrige Tötungsverordnungen zurückgenommen werden. Wildtiere kennen keine Grenzen, daher muss auch ihr Management bundesländerübergreifend passieren.

Präventions- und Kompensationsmaßnahmen österreichweit vereinheitlichen und unbürokratisch gestalten. Dies erleichtert den Interessenausgleich zwischen Naturschutz und Landnutzung. Gerade beim Schutz von Arten, die durch ihr natürliches Verhalten manchmal in Konkurrenz zu menschlichen Interessen stehen, braucht es einen Brückenschlag zwischen allen Betroffenen.

Beteiligungspflichten gerecht werden. Verpflichtungen zur Einbindung von Betroffenen sowie Beteiligungsrechte von Umweltschutzorganisationen sind zwar laut Aarhus-Konvention völkerrechtlich bindend, werden aber in Österreich nicht ausreichend umgesetzt. Diese Versäumnisse müssen behoben werden.

Natura 2000 Schutzgebietsnetzwerk verbessern. Gefährdete Arten brauchen mehr Lebensräume und Rückzugsgebiete. Daher muss auch das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 ausgebaut und dessen Management deutlich verbessert werden. 

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