Wildnis für die Natur &
den Menschen
Was ist Wildnis?
Wildnis findet man dort, wo sich Natur noch frei und nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickeln kann, ohne dass wir Menschen lenkend eingreifen. Heute ist so gut wie kein Ort auf der Erde vom Menschen völlig unberührt. Wildnis ‒ große, vom Menschen nicht oder kaum beeinflusste Naturgebiete, in der natürliche Prozesse weitgehend frei ablaufen dürfen ‒ ist nicht nur in Österreich äußerst selten geworden, sondern in ganz Europa. Deshalb ist es heute umso wichtiger, die noch verbliebenen Naturgebiete zu schützen und wieder mehr Raum für neue Wildnis zu sichern.
Wildnis: Wertvoll für die Natur
In Wildnisgebieten können sich Ökosysteme wie Wälder, Flüsse und Moore noch dynamisch entwickeln und vollständig entfalten. Viele anspruchsvolle und bedrohte Arten finden in Wildnisgebieten noch Lebens- und Rückzugsräume. Wildnis sichert nicht nur biologische Vielfalt. Intakte Wälder, Moore oder natürliches Grünland können große Mengen Kohlenstoff speichern. Arten und Ökosysteme erhalten die Zeit und den Raum, um sich an geänderte Klima- und Umweltverhältnisse anpassen zu können. Wildnis unterstützt so den Klimaschutz und die Anpassung an die Auswirkungen der Klimakrise.
Wildnis: Wertvoll für den Mensch
Uns Menschen bieten Wildnisgebiete einzigartige Erlebnis- und Erfahrungsräume. Beobachtung und Erforschung ökologischer Prozesse in Wildnisgebieten liefern wertvolle Erkenntnisse für eine nachhaltige Landnutzung und Wirtschaft. Mit der Sicherung von Wildnis schaffen wir die Voraussetzung, damit auch unsere Kinder und Enkel noch die Vielfalt und Dynamik der Natur erleben, und von ihren Leistungen profitieren können. Der Schutz von Wildnis in Europa liegt schließlich auch in unserer globalen Verantwortung, wenn wir von anderen Ländern etwa den Schutz der Regenwälder einfordern.
Fläche
In Österreich bestehen sechs Nationalparks und zwei Wildnisgebiete, deren Gesamtfläche rund 2,9 Prozent der Staatsfläche einnehmen (2023).
Zahlen & Fakten
- Wildnis ist in Österreich auf weniger als 3 Prozent der Staatsfläche rechtlich und langfristig gesichert.
- Rund 7 Prozent der Staatsfläche sind noch besonders naturnah und besitzen Wildnispotenzial.
- In der EU bedecken Schutzgebiete derzeit 25,7 Prozent der Landfläche. Doch maximal 3,4 Prozent der EU-Landfläche sind aktuell streng geschützt (IUCN-Kategorien Ia, Ib und II).
- Laut EU-Ziel sollen 10 Prozent der EU-Landfläche einen strengen Schutz erhalten und sich langfristig wieder natürlich entwickeln dürfen.
Tierwelt
- Wildnis bietet rund 15.000 heimischen Arten – darunter Insekten, Käfern, Pilzen und Flechten – eine Heimat und ist deswegen für die Biodiversitätserhaltung essentiell.
Info-Material
- Wilderness Character Mapping: Wilderness Character Mapping im Nationalpark Hohe Tauern Salzburg (pdf, 3,9Mb)
- Buch der Wildnis (pdf, 16Mb)
- Buch der Wildnis – Kurzversion (pdf, 10Mb)
- Wildnis und Klimawandel: Studie WWF & ÖBf: Wildnis in Österreich? (pdf, 1Mb)
- Wildnis in den Ötztaler Alpen: Wildnisarealstudie Ötztaler Alpen (pdf, 2Mb)
- Wildnisareal Grossvenediger: Wildnerness Area Grossvenediger (pdf, 3Mb)
- Karwendel: Priority Conservation Area Tyrolean Karwendel Mountains (pdf, 1Mb)
Bedrohungen
Das bedroht die Wildnis in Österreich
Bedrohung 1: Steigender Nutzungsdruck auf die letzten Naturgebiete
Reste ursprünglicher Natur finden sich in Europa hauptsächlich im hohen Norden, in Südost-Europa und in den Gebirgszügen der Alpen, Karpaten und Pyrenäen. In Österreich ist weitgehend ursprüngliche Natur fast nur noch im Hochgebirge erhalten. Doch auch die letzten natürlichen Gebiete laufen Gefahr verloren zu gehen. Denn der Nutzungsdruck auf sie, durch Verbauung, durch Energie- und Infrastrukturprojekte oder Landnutzung steigt.
Bedrohung 2: Zu wenig wirksame Schutzgebiete für Wildnis
Nur wenige Schutzgebiete besitzen derzeit einen ausreichend wirksamen Schutz, damit ökologische Prozesse weitgehend ungehindert ablaufen und sich Wildnis langfristig gesichert entwickeln kann. In der EU bedecken Schutzgebiete derzeit 25,7 Prozent der Landfläche. Doch maximal 3,4 Prozent der EU-Landfläche sind aktuell streng geschützt (IUCN-Kategorien Ia, Ib und II). In Österreich sind sogar weniger als 3 Prozent der Staatsfläche streng geschützt, und nur ein Teil dieser Fläche ist tatsächlich für Wildnis reserviert. Nur zwei Schutzgebiete in Österreich besitzen die internationale Anerkennung als Wildnisgebiet, diese nehmen nur 0,16 Prozent der Staatsfläche ein.
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In Österreich ist Wildnis auf weniger als 3 Prozent der Staatsfläche rechtlich und langfristig gesichert
Lösungen
So können wir Wildnis schützen und entwickeln
Lösung 1: Mehr Wildnisgebiete & Nationalparks einrichten
Wir müssen der Natur wieder mehr Raum zur Entfaltung geben, gerade in Europa und in Österreich. Die Europäische Union hat sich in ihrer Strategie zur biologischen Vielfalt bis 2030 das Ziel gesetzt, auf 10 Prozent der Landfläche eine natürliche Entwicklung durch strengen Schutz sicher zu stellen. Der WWF Österreich unterstützt dieses Ziel und setzt sich für mehr kostbare und faszinierende Wildnisgebiete in Österreich ein.
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Laut EU-Ziel sollen 10 Prozent der EU-Landfläche einen strengen Schutz erhalten und sich langfristig wieder natürlich entwickeln dürfen
Lösung 2: Rahmenbedingungen für Wildnisschutz in Österreich verbessern
Die Politik muss die wenigen verbliebenen Naturlandschaften deutlich besser schützen. Für die Einrichtung neuer Schutzgebiete, die Aufwertung bestehender Schutzgebiete und ein effektives Schutzgebietsmanagement müssen deutlich mehr finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden als bisher. Außerdem braucht es finanzielle Anreize, damit mehr Grundbesitzer ihre Flächen dem langfristigen Schutz der Natur zur Verfügung stellen und diese Leistungen für Natur und Mensch gewürdigt werden.
Lösung 3: Widerstand gegen besonders naturzerstörerischer Projektpläne
Fast alle Nationalparks in Österreich haben ihren Ursprung im Widerstand gegen naturzerstörerische Großprojekte. Und leider werden auch heute noch kurzsichtige Bauprojekte in besonders ursprünglichen und wertvollen Naturlandschaften vorangetrieben. Der WWF setzt sich für den Erhalt der letzten Naturjuwele ein und bekämpft besonders kritische Projektvorhaben.
Wildnisgebiete sind primär von natürlichen Prozessen geprägt. Sie beherbergen autochthone Lebensräume und Arten und sind ausreichend groß, um eine ökologisch wirksame Entfaltung natürlicher Prozesse zu ermöglichen. Sie sind vom Menschen nicht oder kaum verändert, es gibt keinerlei Inanspruchnahme oder extraktive Nutzung und es sind weder Siedlungen, Infrastruktur noch visuelle Störungen vorhanden.
Projekte
So unterstützt der WWF Wildnis in Österreich – eine Auswahl an Projekten
Einrichtung neuer Wildnisgebiete & Nationalparks in Österreich
In Österreich werden Wildnisgebiete und Nationalparks in Zusammenarbeit mit Grundbesitzern und regionalen Stakeholdern über Vertragsnaturschutz eingerichtet. Der WWF treibt die Entwicklung neuer Wildnisgebiete und Nationalparks in Österreich voran, erstellt Studien zur Bedeutung von Naturgebieten und zur Machbarkeit von Wildnisgebieten. So wurde etwa Österreichs zweites Wildnisgebiet, das Wildnisgebiet Sulzbachtäler in Salzburg, im Jahr 2019 unter Mitwirkung des WWF eingerichtet. Außerdem arbeitet der WWF Österreich seit vielen Jahren gemeinsam mit den ÖBf (Österreichische Bundesforste) am Schutz und Erhalt von Naturgebieten mit besonders hohem Schutzwert.
Unterstützung bestehender Schutzgebiete beim Wildnis- und Prozessschutz
Der WWF arbeitet mit bestehenden Schutzgebieten zusammen und unterstützt Gebietsverwaltungen bei der konsequenten Umsetzung von Wildnis- und Prozessschutz. 2023 bestehen in Österreich sechs Nationalparks und zwei Wildnisgebiete, deren Gesamtfläche rund 2,9% der Staatsfläche einnehmen. Ein Teil dieser Fläche ist dem Schutz von Wildnis gewidmet. Alle Nationalparks und Wildnisgebiete in Österreich sind von der Weltnaturschutzunion (International Union for the Conservation of Nature IUCN) als Schutzgebiete höchster Güte international anerkannt. Dieser Qualitätsanspruch ist Auszeichnung und Auftrag zugleich. Um natürliche Prozesse in ihrer vollen Dynamik wiederherstellen und bewahren zu können, benötigt es ein qualitativ hochwertiges Management. Nationalparks und Wildnisgebiete verfolgen vielfältige Naturschutzziele und setzen zahlreiche Maßnahmen für Naturraummanagement, Bildung, Besucherlenkung und Regionalentwicklung.
Politische Arbeit für mehr Wildnis in Europa und Österreich
Wir möchten die Rahmenbedingungen für Wildnispolitik in Österreich verbessern. Schutzgebiete sind ein Schlüsselinstrument im Naturschutz und für den Erhalt der biologischen Vielfalt von zentraler Bedeutung. Die Europäische Union hat sich in der Biodiversitätsstrategie daher auch das Ziel gesetzt, bis 2030 30 Prozent der EU-Landfläche und der EU-Meeresfläche durch effektiv verwaltete Schutzgebiete zu schützen. Ein Drittel dieser Schutzgebiete, also zehn Prozent der EU-Landfläche, sollen einen strengen Schutz erhalten, der einen weitgehend ungestörten Ablauf natürlicher Prozesse sicherstellt. Diese strengen Schutzgebiete werden zum Großteil aus großflächigen Wildnisgebieten und Nationalparks bestehen. Österreich ist von der Erreichung dieser Ziele noch weit entfernt, besitzt gleichzeitig aber großes Potenzial für den Wildnisschutz. Der WWF erarbeitet und veröffentlicht Studien etwa über das Wildnispotenzial und die Schutzwürdigkeit naturbelassener Landschaftsräume in Österreich und beteiligt sich an verschiedenen politischen Prozessen auf nationaler und internationaler Ebene.
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