Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
Demonstration gegen Skandal-Bau: 20.000 Stimmen fordern Aus für Wasserkraftwerk Tumpen-Habichen.

Umhausen / Innsbruck, am 5. Mai 2020. Um den großen Protest gegen die Verbauung der Ötztaler Ache inmitten der Corona-Krise sichtbar zu machen, hat am Dienstag eine Umwelt-Allianz gegen den Bau des Skandal-Kraftwerks Tumpen-Habichen demonstriert. Organisiert von der Bürgerinitiative gegen die Wasserkraftanlage Tumpen sowie unterstützt von WET – Wildwasser Erhalten Tirol und dem WWF Österreich, bezogen 20 Pappfiguren symbolisch Stellung für den Natur- und Umweltschutz. Aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Krise stehen sie stellvertretend für die bereits über 20.000 Stimmen einer laufenden Petition gegen das Wasserkraftprojekt. „Mit dieser Aktion wollen wir endlich auch im öffentlichen Raum aufzeigen, dass es für sehr viele Menschen völlig unverständlich ist, wie rücksichtlos die Kraftwerksbetreiber im Ötztal mit unser aller Natur umgehen. Ausgerechnet in einem geologisch hochsensiblen Gebiet wird ein Wasserkraftwerk errichtet“, kritisiert Lukas Riml von der Bürgerinitiative gegen die Wasserkraftanlage Tumpen, und fordert: „Das Land Tirol muss endlich Vernunft zeigen und diesen Bau stoppen!“
„Unsere Natur verdient mehr Schutz und Respekt“, fordert Marianne Götsch, Gewässerschutzexpertin der Umweltschutzorganisation WWF Österreich. „Anstatt die ausständigen Verfahren abzuwarten, lassen die Kraftwerksbetreiber auf Verdacht bauen und zerstören damit schrittweise ein Naturjuwel. Ein teurer Rückbau wird billigend in Kauf genommen“, kritisiert Götsch. Im Schatten der Corona-Krise wird der Bau des seit Jahren kritisierten Kraftwerks Tumpen-Habichen seit Mitte März vorangetrieben, obwohl mehrere Rechtsfragen ungeklärt sind: Der WWF hatte bereits im Vorfeld gegen die naturschutzrechtliche Bewilligung eine Beschwerde beim Landesverwaltungsgericht eingelegt. Eine weitere Beschwerde gegen die wasserrechtliche Bewilligung ist sogar beim Höchstgericht (VwGH) anhängig. Bürgermeister Jakob Wolf ist Wortführer der Kraftwerksgesellschaft und gleichzeitig auch ÖVP-Klubobmann im Tiroler Landtag. „Durch den überfallsartigen Baustart ohne finale Rechtssicherheit und das noch dazu im Schatten der Corona-Krise ist eine äußerst schiefe Optik entstanden. Das Land Tirol muss diesen skandalösen Bau stoppen und seriöse Verfahren im Naturschutz garantieren“, sagt Marianne Götsch.
Der vom Kraftwerksbau betroffene Flussabschnitt fällt ausgerechnet in jene 0,6 Prozent der Tiroler Fließgewässer, die vom Land selbst als ‚einzigartig‘ eingestuft werden. Zusätzlich zum großen ökologischen Wert, handelt es sich um eine unter Kajakerinnen und Kajakern weltberühmte ehemalige WM-Strecke. „Mit der Ausleitung der Achstürze, der Gefällestufe zwischen Tumpen und Habichen, würde diese einzigartige Flussstrecke als Natur- und Naherholungsraum für immer verloren gehen“, warnt Marieke Vogt von WET – Wildwasser Erhalten Tirol und zugleich Initiatorin der Online-Petition Stoppt das Kraftwerk Tumpen-Habichen! „Es ist ermutigend zu sehen, wie viele Menschen sich auch in Krisenzeiten für den Schutz intakter Naturräume einsetzen. Mit dem heutigen stillen Protest wollen wir auch unseren Unterstützerinnen und Unterstützern ein herzlich Danke aussprechen. Jetzt ist die Politik gefordert, diese mehr als 20.000 Stimmen endlich ernst zu nehmen.“
Die Petition „Stoppt das Kraftwerk Tumpen-Habichen“ von WET – Wildwasser Erhalten Tirol wird unterstützt vom Free Rivers Fund, vom WWF Österreich und der Bürgerinitiative gegen die Wasserkraftanlage Tumpen. Die Initiatorinnen und Initiatoren fordern das Land Tirol auf, die Bauarbeiten mit sofortiger Wirkung zu stoppen und das Kraftwerk zu verhindern, um den einzigartigen Gewässerabschnitt als Natur- und Naherholungsraum, sowie zum Schutz der lokalen Bevölkerung zu erhalten. Die Petition kann online unterschrieben werden unter: www.change.org/tumpen-habichen

Rückfragen und Kontakt:
Lukas Riml
Bürgerinitiative gegen die Wasserkraftanlage Tumpen
Tel.: +43 699 172 55 044
E-Mail: lukas.riml@gmx.at
Marianne Götsch
WWF Österreich
Sprecherin Gewässerschutz
Tel.: +43 676 834 88 309
E-Mail: marianne.goetsch@wwf.at
Marieke Vogt
Free Rivers Fund
Tel.: +43 699 160 380 58
E-Mail: mail@freerivers.org
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch
Hoher Bodenverbrauch: WWF schreibt Bundeshymne um
In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.
Zerstörung Schwarze Sulm: Umweltverbände ziehen gegen Kraftwerkspläne erneut vor Gericht
WWF, ÖKOBÜRO und Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe reichen Revision beim Höchstgericht ein – Forderung nach endgültigem Projektstopp und verbindlichen Schutz für frei fließende Flüsse
WWF warnt zum Ferienstart vor Artenschmuggel im Gepäck
Mitbringsel aus seltenen Tier- und Pflanzenarten gefährden Artenvielfalt – Geld- und Gefängnisstrafen drohen auch bei ungewolltem Schmuggel – WWF-Souvenir-Ratgeber klärt auf
Neuer WWF-Bodenreport: Bis 2050 drohen weitere 1.000 Quadratkilometer verloren zu gehen
Politische Ziele bislang deutlich verfehlt, Prognose negativ – WWF fordert Kurswechsel mit Bodenschutz-Vertrag