Intakte Flussstrecken sind wesentlich in Klima- und Biodiversitätskrise – Land Tirol muss Kraftwerkspläne stoppen und Naturschutzgebiet ausweisen – EU-Renaturierungsgesetz entscheidend für Zukunft intakter Flussstrecken
WWF präsentiert Sanierungsplan für kranke Flüsse
Wien, Innsbruck, 5. Juli 2018 – Der steigende Nutzungsdruck und die umfangreiche Verbauung belasten Österreichs Flusslandschaften immer stärker. Abgesehen von negativen Folgen für die Natur, steigt dadurch auch das Risiko von Hochwassern. Daher zeigt der heute, Mittwoch, präsentierte „Flussentwicklungsplan“ des WWF Österreich, wo und wie ökologischer Hochwasserschutz und die Wiederherstellung heimischer Flusslandschaften Hand in Hand gehen. Die Studie des Umweltverbandes identifiziert 40 Flussstrecken, an denen Sanierungen besonders große Win-Win-Effekte für Mensch und Natur bringen, unter anderem an Inn, Salzach, Traisen und Mur. „Damit es bis 2050 wieder ausreichend sichere und lebendige Flüsse gibt, muss eine echte Trendwende her“, fordert Gebhard Tschavoll, Gewässerexperte des WWF. „Im Rahmen einer österreichweiten Offensive müssen über eine Gesamtlänge von 600 Kilometer Renaturierungen erfolgen. Nur durch ökologische Maßnahmen können Flussfunktionen in den Bereichen Hochwasserschutz, Ökologie und Naherholung gemeinsam verbessert werden.“
Flächenverbrauch bekämpfen, Hochwasserschutz ökologisieren
„Seit 1950 wurden im Schnitt täglich zwei Hektar Flussraum unwiederbringlich versiegelt. Ohne eine deutliche Trendwende verliert Österreich bis 2050 weitere 14.000 Hektar an Überschwemmungsräumen in Ufernähe. Das entspricht mehr als einem Drittel der Fläche von Wien“, warnt WWF-Experte Gebhard Tschavoll. „Zusammen mit den Folgen des Klimawandels sind das bedrohliche Aussichten für Mensch und Natur: Lebensraum geht verloren und für Siedlungen und Gewerbeflächen steigt das Gefahrenpotenzial durch Überschwemmungen.“ Moderate Flussaufweitungen, wie im WWF-Plan vorgesehen, und die Wiederanbindung von Auen entlasten die Gewässer und reduzieren die Erosionskraft der Flüsse. Zugleich entsteht neuer Lebensraum für selten gewordene Arten, darunter der Flussuferläufer, die Ufertamariske oder die Äsche.
Bundesregierung muss Sanierungsoffensive starten
Voraussetzung für den Erfolg ökologischer Maßnahmen bei der Senkung des Hochwasserrisikos ist die Bewahrung vorhandener Freiflächen entlang der Flüsse durch Maßnahmen in der Raumplanung. „Für gesündere Flüsse bis 2050 muss die Verbauungsrate um drei Viertel auf ein halbes Hektar reduziert. Pro Jahr müssen im Durchschnitt 38 Kilometer Flussstrecke renaturiert werden“, erklärt WWF-Gewässerexperte Gebhard Tschavoll.
Für die Umsetzung der dringend benötigten Sanierungsoffensive fordert der WWF von der Bundesregierung eine deutliche Erhöhung der verwendeten Mittel zugunsten ökologisch wirksamer Maßnahmen. Derzeit kommen diesem Bereich nur zwei Prozent aller finanziellen Mittel im Schutzwasserbau zu. Darüber hinaus braucht Österreich eine bodenschonende Raumplanung, die ökologische Aspekte deutlich stärker als bisher berücksichtigt. Hier sind Bund, Länder und Gemeinden gefordert.
Alle Strecken und Details zum Flussentwicklungsplan unter: www.flussentwicklungsplan.at
Rückfragen & Kontakt:
Gebhard Tschavoll: WWF-Gewässerexperte, Tel. +43(0)512 573534 – 303, E-Mail: gebhard.tschavoll@wwf.at
Vincent Sufiyan: WWF-Pressesprecher, Tel. +43 676 83488 308, E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
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