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Der Amazonas kann leben – trotz Biotreibstoffproduktion

Brasilia/Wien, 21. Juli 2009 – Eine neue Studie des WWF zu Klimawandel, Landwirtschaft und Biotreibstoffen hat festgestellt, dass es in Brasilien ausreichend entwaldete Flächen für eine umfangreiche und noch wachsende Landwirtschaft gibt. So könnten zusätzlich 600.000 Quadratkilometer für den Anbau von Biotreibstoffen verwendet werden, die heute noch ungenutztes Weideland sind. Allerdings muss die Politik Anreize für die Bevölkerung bieten um die degradierten Landstriche in fruchtbares Ackerland umzuwandeln. „Landwirtschaft und die Erhaltung von wichtigen Naturlandschaften sind kein Widerspruch in Brasilien. Eine neue Agrarpolitik ist der Schlüssel zum Schutz der Amazonasregenwälder“, sagt WWF-Amazonasexpertin Martina Glanzl.
Trotz der Erkenntnisse um die Wichtigkeit der Naturflächen des Landes – vor allem im Bezug auf den Klimawandel – schrumpfen die wertvollsten Naturgebiete des Landes – der Amazonasregenwald und die Cerrado-Savanne – weiter. Schuld daran ist die sich ausbreitende Landwirtschaft in den ursprünglichen Regionen. Besonders zerstörerisch ist hier vor allem der Anbau von Pflanzen, die als Biotreibstoffe schließlich auch nach Europa kommen. Doch das muss nicht so sein, beweist die neue WWF-Studie. Die bereits vorhandenen degradierten Flächen sind ausreichend. Die Studie „Der Einfluss des globalen Biotreibstoff-Marktes auf die Ausweitung der brasilianischen Landwirtschaft und ihre Konsequenzen für den Klimawandel“ wurde diese Woche vom WWF Brasilien präsentiert.
Von den zwei Millionen Quadratkilometern Weideland in Brasilien sind 30 Prozent in schlechtem Zustand. Dieser Teil könnte für die Gewinnung von 600.000 Quadratkilometern an neuen landwirtschaftlichen Flächen herangezogen werden. Die gesamte Agrarfläche Brasiliens beträgt derzeit 700.000 Quadratkilometer. Somit wäre also eine Verdoppelung der Landwirtschaftsflächen des Landes möglich ohne weitere wertvolle Regenwaldgebiete zu zerstören. „Dazu müsste die Politik eine Steigerung der Produktivität auf den existierenden Landwirtschaftsflächen unterstützen und den Markt für nachhaltig erwirtschaftete Produkte ankurbeln“, so Glanzl.
Erst kürzlich wurde von der brasilianischen Regierung ein neues Forstgesetz veröffentlicht. Leider ist dieses Gesetz nicht in der Lage die Wälder des Amazonas zu schützen. Daher sucht der WWF nach neuen Möglichkeiten. Getreidesorten, die für die Produktion von Biotreibstoffen gezüchtet werden, sollen auf degradierten Weideländern angebaut werden und so die Produktivität existierender landwirtschaftlicher Flächen steigern, anstatt weitere Naturflächen zu zerstören. Um diesen Weg einzuschlagen, ist eine Politik nötig, die die Expansion der Landwirtschaft auf den vorhandenen Flächen unterstützt, aber gleichzeitig sicherstellt, dass die Artenvielfalt geschützt wird.
Brasilien ist heute der viergrößte Treibhausgasproduzent der Welt. 75 Prozent der Treibhausgase Brasiliens werden durch brennende Wälder verursacht. „Brasilien muss also dringend seine Wälder schützen und die Abholzung und Brandrodung seiner Wälder stoppen“, so Glanzl.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF Österreich, Tel. 01-48817-231, Email: franko.petri@wwf.at.
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