Wichtiges Signal gegen Länder-Blockade – Naturschutzorganisation fordert Schulterschluss für wegweisendes Gesetz – Finanzierung der Maßnahmen möglich, zusätzliche EU-Mittel abrufbar
Der Wolf im Alpenraum: Ich kehre zurück, wenn ihr mich lasst
Presseaussendung
Wien, Bregenz, am 9. Juli 2015 – 150 Jahre lang war der Wolf in Österreich ausgerottet. Nun kehrt er langsam zurück. In den letzten Monaten wurden zumindest sechs Wölfe in sechs Bundesländern, darunter Vorarlberg, nachgewiesen. Erst Anfang Juni wurde ein Jungtier im Tiroler Teil des Nationalparks Hohe Tauern gesichtet, ganz in der Nähe von Österreichs Herdenschutz-Pilotprojekt. Dazu WWF-Wolfsexperte Christian Pichler: „Am Herdenschutz, so wie er bei Kals am Großglockner getestet wird, führt kein Weg vorbei, will man eine möglichst friedliche Koexistenz mit dem Wolf erreichen.“ Für den Wolf und andere weit wandernde Arten sind engagierte, länderübergreifende Schutzbemühungen innerhalb der EU von großer Bedeutung. Mehr unter www.wwf.at/natura2000.
Derzeit wird die – weltweit wegweisende –Naturschutzgesetzgebung innerhalb der 28 EU-Staaten, einer Zwischenprüfung unterzogen. In einem Online-Tool befragt die EU-Kommission die Bürger Europas noch bis 24. 7. 2015 um ihre Meinung: Sollen die Naturschutzrichtlinien unverändert bleiben, oder aber „modernisiert“ werden? Pichler vom WWF befürchtet: „Wenn von der ‚Entbürokratisierung‘ der Richtlinien die Rede ist, bedeutet das im Klartext eine willkommene Gelegenheit, Naturschutzstandards zugunsten von Wirtschaft und Industrie herabzusetzen.“ Seltene Arten wie der Wolf könnten dann ihren hohen Schutzstatus verlieren und ausgewiesene Schutzgebiete für naturzerstörende Aktivitäten geöffnet werden. Er ruft alle VorarlbergerInnen auf, unter www.wwf.at/natura2000 ihr persönliches Voting für die Beibehaltung der Richtlinien und somit für die Sicherung unserer Naturschätze abzugeben.
Für viele Bauern begann in den letzten Wochen der Almauftrieb. Da Weidetiere wie Schafe und Ziegen dort eigenständig auf Futtersuche gehen, wo auch Bär und Wolf leben, müssen sie entsprechend geschützt werden. Zwar ernähren sich Wölfe vor allem von Wild, nehmen aber auch einzelne Nutztiere zu sich, wenn diese ungeschützt und daher einfach zu erbeuten sind. Um Konflikte möglichst gar nicht erst entstehen zu lassen und das Miteinander zu fördern, braucht es ein vorausschauendes Management, anstelle kurzfristiger Reaktionen im Anlassfall eines Risses.
Wölfe kehren seit etwa sechs Jahren in die Österreichischen Alpen zurück
„Die Frage ist nicht ob der Mensch das will oder nicht, sondern, wie er sich darauf einstellt und vorbereitet“, stellt Pichler klar. „Beim Wolf handelt es sich grundsätzlich um einen ‚Heimkehrer‘, und nicht um einen artfremden Eindringling in unsere heimische Natur- und Kulturlandschaft.“ Wie überall sonst, wo verschiedene Gruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen denselben Raum beanspruchen, brauche deshalb klare Spielregeln für ein Miteinander, so der Naturschutzexperte.
Schafe können etwa durch die Einzäunung von Weideflächen geschützt werden. Auch mit Herdenschutzprojekten hat man vielerorts gute Erfahrungen gemacht. „Wichtig ist jetzt, die in der Schweiz oder auch in Frankreich und Italien gewonnenen Erkenntnisse umzusetzen und den Herdenschutz in ganz Österreich zu etablieren“, fordert Pichler. Dabei kommen zwei speziell ausgebildete Gebrauchshunde zum Einsatz, die den Hirten unterstützen. Der Hütehund fungiert im Team als „Platzanweiser“, der die Herde zusammenhält, während der Herdenschutzhund die Rolle des imposanten „Bodyguards“ einnimmt, und die Herde gegen Eindringlinge verteidigt.
EU-weite Naturschutzgesetze sichern Europas Artenvielfalt nachhaltig
Für Wildtiere wie den Wolf, aber auch Luchs oder Braunbär, haben sich die europäischen Naturschutzrichtlinien und das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000, in den letzten Jahrzehnten als das Rückgrat des Natur- und Artenschutzes in Europa erwiesen.
Österreich besitzt rund 239 Natura-2000 Gebiete, die 15 Prozent der Bundesfläche einnehmen und entscheidend dazu beitragen, große zusammenhängende Lebensräume wie etwa der Wolf sie braucht, zu sichern. In Vorarlberg gehören wertvolle Naturgebiete, wie das Lauteracher Ried, die Klostertaler Bergwälder oder die Bregenzerachschlucht, zum Schutzgebiete-Netzwerk. Sie sichern massiv gefährdeten Vogelarten wie dem Wachtelkönig, dem Großen Brachvogel oder dem Sperlingskauz ebenso das Überleben wie der Fischart Koppe oder dem attraktiven Frauenschuh, einer prächtigen wildwachsenden Orchideenart.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: Vier Seeadler besendert – Population im Aufwind
70 Seeadler-Brutpaare in Österreich – Besenderungen in Niederösterreich und Burgenland liefern wichtige Erkenntnisse für Schutz des österreichischen Wappentiers – Illegale Verfolgung ist größte Bedrohung für heimische Population
Hunde-Spaziergang am Inn: Wie man Vogel-Nachwuchs schützen kann
An den Kiesbänken des Inns brüten derzeit wieder seltene Vogelarten. Doch Hundebesitzer:innen und ihre freilaufenden Hunde können den Nachwuchs unwissentlich gefährden.
WWF und BirdLife appellieren zu Rücksichtnahme an den Brutplätzen am Inn
Seltene Vögel brüten an den Kiesbänken des Inns – WWF und BirdLife ersuchen um Rücksichtnahme an beschilderten Brutplätzen – Länderübergreifendes Projekt INNsieme connect schützt Artenvielfalt am Inn
WWF: Dotierung der Oberen Lobau ist nur Tropfen auf heißen Stein
Neue Wasserzuleitung fällt zu gering aus und stoppt Austrocknung der Unteren Lobau nicht – WWF fordert Rettung des Naturjuwels – Wiener Stadtregierung massiv gefordert
WWF warnt: Millionen getötete Jungfische durch Wasserkraft am Inn
Lokalaugenschein: Schwall-Belastung tötet Jungfische und Fischlarven am Inn – WWF und Tiroler Fischereiverband fordern umfassende Sanierung der Schwall-Belastung durch Tiwag und Verbund in Tirol
ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT – Umweltfonds jetzt auch in Deutschland verfügbar
Mit dem ERSTE WWF STOCK ENVIRONMENT ermöglicht die Erste Asset Management nun auch Anleger:innen in Deutschland, in globale Unternehmen zu investieren, deren Produkte und Dienstleistungen bestimmten Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Vor allem die Themenfelder Erneuerbare Energien und Energieeffizienz, Recycling und Abfallwirtschaft, Wasseraufbereitung und –versorgung sowie nachhaltige Mobilität werden in der Strategie des Fonds berücksichtigt. In Österreich gehen der WWF und die Erste AM bereits seit 17 Jahren einen gemeinsamen Weg. Seit 2006 erreicht der Fonds eine überzeugende Performance und bietet interessante Wachstumschancen – sowohl in finanzieller als auch in ökologischer Hinsicht. Anleger:innen sollten dabei aber stets die Risiken beachten, die Investments in Wertpapiere beinhalten.
WWF: Neue Umfrage zeigt Kaunertal-Absage und Reformbedarf der TIWAG
Geplanter Ausbau Kraftwerk Kaunertal ist schon für Hälfte der Bevölkerung nicht akzeptabel – Zwei Drittel für alternativen Standort bei naturverträglichen Alternativen – 80 Prozent fordern Reformen bei TIWAG
Good News: Griechenland verbietet Fischerei mit Grundschleppnetzen
Als erstes Land in der EU verbietet Griechenland die zerstörerische Fischerei-Methode ab 2030 in allen Meeresschutzgebieten.