Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Die Welt am Ende: 27.September ist Overshoot-Day
![cropped-WWF_Logo_favicon_650_bgff.jpg logo-wwf-panda-auf-weißen-hintergrund](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2020/04/cropped-WWF_Logo_favicon_650_bgff.jpg)
Wien, 23. September 2011 – Heuer fällt der Welterschöpfungstag („Global Overshoot Day“) auf Dienstag, den 27. September. Ab diesem Zeitpunkt hat die Menschheit alle Ressourcen beansprucht, die für dieses Jahr zur Verfügung stehen, wenn wir nachhaltig gewirtschaftet hätten. „Nicht nur die Banken und Staaten befinden sich in einer Schuldenkrise sondern auch die Menschheit als Ganzes hat ein Schuldenproblem. Wir nehmen uns zu viel von der Natur und können nicht zurückzahlen“, warnen die Umweltorganisationen WWF, GLOBAL 2000 und Greenpeace.
Factsheet: Hintergrund-Information zum Overshoot Day 2011
![logos overshoot day 2011 logos overshoot day 2011](/wp-content/uploads/2021/10/4e7c30b7d23ce_o.jpg)
Diese Warnung kommt von Wissenschaftlern des Global Footprint Network, an dem auch der WWF und die Plattform Footprint beteiligt sind. Für die Berechnungen wird die auf der Erde verfügbare Biokapazität – das „Einkommen“ aus natürlichen Ressourcen, die sich jedes Jahr erneuern – mit dem ökologischen Fußabdruck, den „Ausgaben“ verglichen. Der ökologische Fußabdruck (Footprint) entspricht dem Bedarf an natürlichen Ressourcen, die wir für unseren Lebensstil, für die Produktion von Nahrung, Gütern und für den Ausgleich der CO2-Emissionen beanspruchen.
Die Berechnungen zeigen, dass die CO2 Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energieträger bereits mehr als 50 Prozent zum globalen Fußabdruck beitragen. Seit 1970 hat sich der Anteil des Kohlenstoff-Fußabdrucks damit mehr als verdreifacht und ist das am stärksten steigende Segment des globalen Fußabdrucks. Das von der Wissenschaft geforderte und von der EU angestrebte Ziel von minus 80 bis 95 Prozent CO2 bis zum Jahr 2050 ist auch für die Reduktion des Overshoots ein zentrales Element.
„Den Rest des Jahres werden wir heuer von der Substanz zehren und weiter CO2 in der Atmosphäre anreichern. Das ist etwa so, als ob wir unser Jahreseinkommen schon Ende September ausgegeben hätten und nur mehr von den Ersparnissen leben, die unweigerlich zu Ende gehen!” erklärt Mathis Wackernagel, Präsident des Global Footprint Networks.
„Im Raumschiff Erde ist nicht nur die Atmosphäre begrenzt“, warnt Lisa Kernegger von GLOBAL 2000. „Auch fruchtbarer Boden und Wasserflächen sind endlich und bereits äußerst knapp und der Footprint nimmt weiter zu!“ Eine Trendwende wäre zwar längst möglich, ist aber noch nicht in Sicht. Trotz wirtschaftlicher Stagnation in den OECD-Staaten stieg der globale Ressourcenbedarf auch seit Oktober 2008 weiter an, wenn auch weniger stark als in dem Jahrzehnt davor.
In diesen Tagen wird der siebenmilliardste Erdenbürger das Licht der Welt erblicken. „Mit der steigenden Weltbevölkerung steigt auch der Energiehunger. Eine zentrale Anforderung für die Zukunft wird sein, das gerecht zu verteilen, was der Planet Erde dauerhaft zu bieten hat. Denn derzeit konsumiert ein Viertel der Weltbevölkerung drei Viertel der Ressourcen“, kritisiert Steffen Nichtenberger von Greenpeace.
„Steigende Preise für Rohstoffe und vor allem Lebensmittel, dazu geplünderte Meere und schwindende Wälder machen die Versorgung von sieben Milliarden Menschen schwierig. Eine Erholung von den Finanz- und Wirtschaftskrisen steht aber mit einer neuen verträglicheren Lebensweise keineswegs im Widerspruch. „Wir brauchen den Abbau der ökologischen Überschuldung – durch systematische Reduktion des Ressourcenbedarfs unseres Wirtschaftens“, fordert Franko Petri vom WWF.
„Seit den 70er Jahren haben die ökologischen Beanspruchungen die `ökologischen Einnahmen` jedes Jahr überstiegen. Heute verzeichnen wir global etwa 40 Prozent ökologisches Defizit. Der österreichische Overshoot wurde gar schon am 18. Mai erreicht“, warnt Wolfgang Pekny von der Plattform Footprint, „Wir leben über die Verhältnisse – nur mehr auf Öko-Pump – und dabei längst gar nicht mehr so gut. Diese Art der Verschuldung ist gefährlicher als jene von Firmen oder Staaten. Schließlich möchte sich niemand den Bankrott der Natur ausmalen. Mit einer grundsätzlich geänderten Lebensführung ist diese Schuldenkrise leicht zu beheben -mehr Zeit nehmen, mehr Freunde, mehr Spaß, mehr vom eigentlichen Leben – und das mit kleinerem Footprint.“
Mehr Details und Hintergrund zu den Berechnungen unter www.footprint.at/overshoot2011.html
Für Rückfragen:
Wolfgang Pekny, Plattform Footprint, Tel. 0664-1210761
wolfgang.pekny@footprint.at.
Franko Petri, WWF, Tel. 01-48817-231
franko.petri@wwf.at.
Simonne Baur, GLOBAL 2000, Tel. 0699-14200023
simonne.baur@global2000.at.
Melanie Beran, Greenpeace, 0664-6126718
melanie.beran@greenpeace.at.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...