Nur noch maximal 35 Luchse in Österreich – WWF fordert bessere Vernetzung der Lebensräume und entschlossenes Vorgehen gegen Wildtierkriminalität
Ende der Überfischung erst in über 100 Jahren
Wien, 14. Mai 2013 – Es wird mehr als hundert Jahre dauern, bis sich Europas Fischbestände und die Meere von der Überfischung erholt haben, wenn es nach den aktuellen Plänen der EU-Fischereiminister geht, die derzeit über eine Reform der Fischereipolitik verhandeln. Zu diesem Ergebnis kommt eine wissenschaftliche Analyse der EU-Reformpläne durch den WWF. „Kein Gesetz kann die Überfischung auf einen Schlag beenden, aber in den Plänen der Minister wird die Erholung der Fischbestände zum bloßen Nebeneffekt. So braucht man mehr als 100 Jahre um die Bestände zu sanieren. Dabei sind gesunde Bestände das Fundament für eine zukunftsfähige Fischerei“, kritisiert Axel Hein, Fischereiexperte des WWF. Der WWF fordert daher den schnellstmöglichen Wiederaufbau der Fischbestände mit zeitlicher Zielvorgabe im neuen Gesetz zu verankern.
Zwei von drei Fischbeständen in europäischen Gewässern gelten als überfischt. Um eine Reform der Europäischen Fischereipolitik, die diese Misere beenden könnte und für die nächsten zehn Jahre gelten soll, wird derzeit in Brüssel hart gerungen. Die Verhandlungen zwischen EU-Parlament und Fischereiministern scheinen so festgefahren, dass auch ein Scheitern der Reform nicht ausgeschlossen werden kann. Gestritten wird über Kernelemente des Gesetzespakets wie z.B. Ausnahmeregelungen für das neue Rückwurfverbot, das die Verschwendung von Beifang beenden soll, oder die verbindliche Verknüpfung von Subventionszahlungen an die Einhaltung von Fischereigesetzen. Uneinigkeit herrscht auch über das zentrale Nachhaltigkeitsziel der Reform. Dabei geht es um die Frage, bis wann die Fischbestände durch eine reduzierte Fischerei wieder auf eine gesunde Größe angewachsen sein dürfen, damit man sie nachhaltig bewirtschaften kann.
Der EU-Parlamentsvorschlag verfolgt das politische Ziel, zunächst die Bestände bis 2020 wieder auf eine gesunde Größe aufzubauen und die Fischerei zu drosseln. Anschließend sollen die Bestände mit nachhaltigem Fischereidruck bewirtschaftet werden. Bestandsgröße und Fangmengen würden so nach dem Prinzip des „höchstmöglichen Dauerertrags“ (MSY) ausgerichtet. Laut WWF-Analyse könnten sich bei Umsetzung des Parlamentsvorschlags innerhalb der nächsten zehn Jahre drei Viertel der überfischten Bestände erholt haben.
Die Fischereiminister dagegen wollen zwar den Fischereidruck schrittweise reduzieren. Sie schreiben dies aber erst ab 2020 verbindlich vor. „Die Anpassung der Fangmengen bis 2020 zu verschleppen, wäre eine bewusste Entscheidung der Politik die Überfischung fortzuführen“, so WWF-Experte Hein „Mit den Plänen der Fischereiminister verlieren wir wertvolle Zeit, um stabile Fischbestände und eine wirtschaftlich tragfähige Fischerei in Europa wieder herzustellen.“ Derzeit landet die Europäische Fischerei nur etwa 60 Prozent der Menge an, die gesunde EU-Bestände liefern könnten.
Den Grund für die stockenden Reformverhandlungen sieht der WWF in sozio-ökonomischen Bedenken einzelner Mitgliedsländer. „Vor allem klassischen Fischereinationen wie Frankreich und Spanien ist offenbar am Erhalt des Status Quo gelegen. Damit wird aber der dringend nötige Kurswechsel für eine nachhaltige und zukunftsfähige Fischerei systematisch ausgebremst“, sagt Hein. „Die Reform hängt jetzt am seidenen Faden. Sollte sie scheitern, wird auch der Kampf gegen die Überfischung um Jahrzehnte zurückgeworfen. Das ist für sowohl für das empfindliche Ökosystem der Meere wie für den Fischereisektor bedrohlich.“
Rückfragehinweis:
MMag. Franko Petri, WWF Pressesprecher, Tel. 01-48817-231, E-Mail: franko.petri@wwf.at.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Artenschutzkonferenz im Zeichen der Haie und Rochen: WWF fordert Handelsverbot für gefährdete Arten
Artenschutzkonferenz CITES startet am 24.11. in Usbekistan – WWF fordert besseren Schutz für Haie, Rochen, Aale, Galapagos-Echsen und warnt vor Aufweichung der Handelsbeschränkungen mit Elfenbein und Nashorn-Horn
Good News: Neues Schutzgebiet in Bolivien
In Bolivien wurde ein wichtiges Ökosystem offiziell unter Schutz gestellt: Monte Carmelo. Das neue Schutzgebiet schließt eine wichtige Lücke im südamerikanischen Naturschutz – und sichert den Lebensraum des Jaguars.
Bodenversiegelung statt Klimaschutz: WWF kritisiert Hanke-Kurs in der Verkehrspolitik
Verkehrsminister ignoriert massive Umweltfolgen der geplanten Schnellstraßen-Projekte – Insbesondere Lobau-Autobahn ist gefährlicher Irrweg
COP30: WWF fordert Klima- und Naturschutz-Offensive
Zehn Jahre nach Paris muss Politik endlich liefern – Weltweiter Kraftakt notwendig, um 1,5-Grad-Ziel doch noch zu schaffen
WWF-Erfolg: Scheue Pallaskatze im indischen Himalaja entdeckt
Im indischen Hochgebirge ist WWF-Forscher:innen eine spektakuläre Entdeckung gelungen: Erstmals konnten sie dort die scheue Pallaskatze fotografieren. Außerdem verzeichneten sie neue Rekorde zu Wildkatzen in dem Gebiet.
WWF: Neues EU-Klimaziel 2040 wird durch Tricks und Klauseln ausgehöhlt
Umweltorganisation kritisiert „faulen Kompromiss“ der Politik – Wirksamer Klima- und Naturschutz in Europa anstelle teurer Schlupflöcher und Scheinlösungen
Neuer Report: WWF alarmiert über illegalen Handel mit asiatischen Großkatzen
Zunehmender Handel mit geschützten Arten im Internet – WWF warnt vor kriminellen Verflechtungen bis nach Europa und fordert bessere internationale Zusammenarbeit
WWF entdeckt extrem scheue Pallaskatze auf fast 5.000 Metern Höhe
Spektakuläre Entdeckung: WWF fotografiert erstmals eine Pallaskatze im indischen Hochgebirge – Neue Rekorde zu weiteren Wildkatzen in der Region – Besserer Schutz der Artenvielfalt des Himalajas gefordert












