Europaweite Analyse durch mehrere Umweltverbände: Österreich landet in der Kategorie der Länder mit geringen Fortschritten – Mehr Ambition und Budgetsicherheit für Renaturierung gefordert
EU-Kommission präsentiert Bericht zu illegalem Holzhandel in Europa
WWF Presseaussendung
Brüssel/Wien, 19. Februar 2016 – Der WWF begrüßte den gestern in Brüssel präsentierten Bericht der EU-Kommission zum Waldschutzgesetz, das die Wälder weltweit und auch in Europa schützen soll. Der Bericht zeigt, dass nach fast drei Jahren nach Einführung der EU-Holzhandelsverordnung (EUTR) diese noch immer nicht in das Recht der meisten Nationalstaaten implementiert und entsprechend umgesetzt ist. Höchst problematisch ist auch der Umstand, dass die Verordnung viele Holzproduktgruppen nicht erfasst und zu viele Ausnahmen zulässt, darunter etwa Druckprodukte, Stühle, Holzkohle oder Musikinstrumente. “Die Verordnung muss künftig alle Holzprodukte erfassen und alle 28 EU-Staaten müssen die Verordnung effektiv umsetzen, sonst bleibt das Risiko für Konsumenten bestehen, dass sie Produkte aus illegalen Quellen kaufen. Der Import und Handel von illegal geschlägertem Holz muss aufhören“, fordert Andreas Baumüller vom Europäischen WWF-Büro. Der WWF erinnert dabei an den Fall des österreichischen Holzkonzerns Schweighofer, gegen den die Umweltorganisation eine Beschwerde wegen des Verdachts des Handels mit Holzprodukten aus illegalen Quellen in Rumänien eingebracht hat.
Die EU-Kommission veröffentlichte heute den Bericht nach umfassenden Erhebungen in der EU. Dabei wurde vor allem kritisiert, dass die Verordnung viel zu spät in einigen Mitgliedsstaaten umgesetzt wurde. Der WWF kritisiert außerdem, dass nur 41 Prozent des Werts aller in der EU verkauften Holzprodukte von der Verordnung erfasst werden. Die Umweltorganisation unterstreicht dabei den Wunsch der Holz-, Papier und Möbelindustrie sowie der Baumärkte, dass die EUTR verbessert werden muss. Die EU-Kommission wird in den kommenden Monaten Empfehlungen zur Novellierung der Verordnung ausarbeiten.
Der Fall von Holzindustrie Schweighofer zeigt in bester Weise den Reformbedarf der EUTR. Schweighofer steht unter massivem Verdacht illegales Holz gekauft zu haben und in illegalen Holzhandel verwickelt zu sein. Die US-amerikanische NGO Environmental Investigation Agency (EIA) hatten im Oktober 2015 einen Bericht präsentiert, nach dem Holzindustrie Schweighofer verdächtigt wird, einer der größten Treiber für illegalen Holzeinschlag in Rumänien zu sein. Der Bericht weist darauf hin, dass 50 Prozent des Holzeinschlags in Rumänien aus illegalen Quellen stammen. Illegal geschlägertes Holz im Wert von fünf Milliarden Euro stammt allein aus rumänischen Wäldern. Schweighofer besitzt drei Sägewerke und zwei Fabriken in Rumänien und setzt dabei 465 Millionen Euro jährlich um.
Auf Basis des Berichts erstattete der WWF im November 2015 Anzeige bei der zuständigen Behörde in Österreich. Diese lehnte die Bearbeitung aber aus formellen Gründen ab – nach Ansicht des WWF zu Unrecht. Aber auch andere NGOs, wie Global Witness und Greenpeace, haben Berichte zu illegalem Holz in der EU vorgelegt, die bis heute noch zu keiner Verurteilung geführt haben. „Trotz vielfältiger Recherchen, Berichte und Anzeigen verschiedener NGOs zu illegalem Holz in der EU, waren die Mitgliedsstaaten offensichtlich bisher weder in der Lage illegales Holz innerhalb der EU abzustellen, noch den Fall Schweighofer auf Basis der EUTR zu untersuchen. Diese Situation kann weder die Urwälder außerhalb der EU schützen und offensichtlich auch nicht einmal die Naturwälder innerhalb der EU bewahren”, so WWF-Waldexperte Johannes Zahnen.
Rückfragehinweis:
Franko Petri, Leiter Medien und Kampagnen WWF, Tel. 01-48817-231; E-Mail: franko.petri@wwf.at,
Johannes Zahnen, Waldexperte WWF Deutschland, Tel. +49-151-18854952, E-Mail: johannes.zahnen@wwf.de.
Link zum Video der EIA: https://www.youtube.com/watch?v=I2lwefgTzNU
Link zum Video von AGENT GREEN: https://www.youtube.com/watch?v=drQSSOK2MxM
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