Ein Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen: Bei der CITES-Konferenz wurde beschlossen, dass viele Arten endlich besser geschützt werden. Doch es gab auch Enttäuschungen, etwa beim Schutz von Aalen und Singvögeln.
Fischereiminister legalisieren Überfischung
Wien, 14. Dezember 2012 – Die europäischen Fischereiminister haben der Überfischung über Jahre den amtlichen Segen gegeben und sie damit entscheidend vorangetrieben. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller WWF-Report, der offizielle Fischereidaten für den Nordostatlantik von 2003 bis 2011 auswertet und mit den wissenschaftlichen Empfehlungen vergleicht. Sechs Millionen Tonnen Fisch zusätzlich zur von Wissenschaftlern empfohlenen Menge wurden in diesen neun Jahren allein im Nordostatlantik gefischt. Das entspricht dem Dreifachen der jährlichen Gesamtfangmenge für die Nordsee – bezogen auf alle Fischarten und die gesamte EU-Fangflotte.
„Die Fischereiminister legalisieren die Überfischung systematisch, indem sie die Empfehlungen der Wissenschaftler ignorieren und Fangquoten nach kurzfristigen, wirtschaftlichen Interessen ausrichten“, verdeutlicht Axel Hein, WWF Meeresexperte. „Das bedeutet, Fischer halten sich zwar an die Regeln, tragen aber trotzdem zur Überfischung bei.“ Auch Natur und Steuerzahler käme diese Praxis teuer zu stehen. Rund 7,5 Millionen Euro bezahlte die EU zwischen 2003 und 2012 für eine wissenschaftliche Beratungsleistung, die die Minister anschließend systematisch über Bord warfen. Dabei sind die Wissenschaftler des ICES (Wissenschaftlicher Rat zur Erforschung der Meere) beauftragt, zu ermitteln, wie viel Fisch pro Jahr gefangen werden darf, ohne den Bestand zu schädigen. Im Durchschnitt genehmigten die Minister im untersuchten Zeitraum aber 45 Prozent höhere Fangmengen als die Wissenschaftler empfahlen. Nur bei 13 Prozent der Entscheidungen zu europäischen Fangquoten folgten die Minister dem Rat der Wissenschaft. „Die Serie der schlechten Ministerentscheidungen hat den Grundstein für den heutigen schlechten Zustand der Fischbestände gelegt“, kritisiert Hein. „Nur eine starke Fischereireform in Europa kann das wieder ausbügeln.“
Einen Hoffnungsschimmer sieht WWF Meeresexperte Hein in der jüngsten Entwicklung: Die Diskrepanz zwischen wissenschaftlichem Rat und politisch festgelegten Höchstfangmengen geht in den letzten Jahren zurück. „Das ist ein guter Trend, der aber kein Zufall bleiben darf. Die laufende Fischereireform muss die politischen Leitplanken für eine nachhaltige Fischerei festlegen und solche Trends fixieren“, fordert Hein. Dafür sind laut WWF Langzeitmanagementpläne für jede Fischerei nötig. Außerdem müsse die Verschwendung der Ressource Fisch durch Rückwürfe und unerwünschte Beifänge minimiert werden. Ob der neue Trend in Richtung nachhaltige Fischerei weitergeführt wird, wird sich schon nächste Woche zeigen. Ab kommenden Dienstag legen die Fischereiminister die Fangquoten für die Fischereisaison 2013 in Nordostatlantik und Nordsee fest.
Weitere Informationen:
Mag. (FH) Lisa Simon, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel.: +43-1-48817-215, Mobil: +43-676-83488215, E-Mail: lisa.simon@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF: EU-Kommission gefährdet Wasser-Schutz
Umweltorganisation warnt vor angekündigtem Öffnen der Wasserrahmenrichtlinie auf Druck der Bergbau-Industrie – Schwächere Standards auf Kosten der Biodiversität und der Gesundheit drohen
WWF: Artenschutzkonferenz erzielt Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen
WWF zieht nach CITES-Konferenz in Usbekistan positive Bilanz für den Schutz von Haien, Rochen und asiatischen Großkatzen – Nachholbedarf bei Aalen und Singvögeln
Weltbodentag: WWF fordert starkes Bodenschutzgesetz
Naturschutzorganisation fordert politische Maßnahmen gegen Bodenversiegelung – Österreich geht zu verschwenderisch mit wertvollen Böden um – Hohe Folgekosten für Gesamtgesellschaft
Salzburg: WWF kritisiert geplante Nachtbejagung von geschützten Arten
Naturschutzorganisation warnt vor Verstoß gegen EU-Recht – Landesregierung will Nachtjagd ausweiten und Einsatz von Nachtsichtgeräten sogar gegen geschützte Tiere wie den Biber ermöglichen
Neue Zahlen: Bodenverbrauch weit über „Nachhaltigkeitsziel“ der Politik
Neue ÖROK-Zahlen zeigen Zunahme von Verbauung und Versiegelung genauer als bisher – Bodenverbrauch mehr als doppelt so hoch wie selbst gestecktes „Nachhaltigkeitsziel“ des Bundes – WWF für Bodenschutz-Vertrag
WWF: Geplante Wolfs-Verordnung in der Steiermark ist rechtswidrig
Naturschutzorganisation gibt Stellungnahme zu Entwurf ab: „Geplante Verordnung ignoriert EU-Schutzvorgaben für den Wolf und erlaubt Tötungen, die weder fachlich noch rechtlich gerechtfertigt sind“
WWF trauert um Toni Vorauer
Langjähriger WWF-Mitarbeiter, Tiroler Schutzgebietsbetreuer und Fledermaus-Experte verstorben – Prägende Verdienste für den Natur- und Artenschutz
Neue Umfrage: Große Mehrheit fordert strengere Bodenschutz-Maßnahmen
Repräsentative Studie: Drei Viertel der Bevölkerung wünschen sich strengere Regeln und verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch – WWF fordert Bund und Länder zum Handeln auf













