Am 29. September wählen wir den Nationalrat. Speziell vor der Wahl wollen wir darauf aufmerksam machen, wie entscheidend wirksamer Klimaschutz für uns alle in Österreich ist. Der WWF Österreich geht daher wieder zusammen mit den Fridays for Future beim EU-weiten Klimastreik auf die Straßen.
Fledermäuse auf Irrwegen: Rauchfang statt Baum
Die ausgedehnten Auwälder an March und Thaya in Niederösterreich, bieten nicht nur zahlreichen Vogelarten einen ausgezeichneten Lebensraum. Auch Fledermäuse – die einzigen Säugetiere, die fliegen können – fühlen sich wohl, wo es tagsüber Rückzugsmöglichkeiten und nachts zahllose Gelsen, Motten und Nachtschwärmer zu jagen gibt. Für eine aktuelle Studie hat der WWF knapp 50 Stellen im Umland der March auf Fledermausvorkommen untersucht. Insgesamt zwölf Arten wurden festgestellt, darunter fällt die Erstentdeckung eines kuriosen Fledermausquartiers in Österreich: Ausgerechnet die Verschalung eines Rauchfangs in Marchegg hat sich eine Mückenfledermaus-Kolonie als Wochenstube ausgesucht. Diese Art kommt in Österreich üblicherweise nur in Baumquartieren vor. Der WWF-Fund ist der erste Nachweis eines Fortpflanzungsquartiers in einem Gebäude.
An 47 Stellen zwischen Rabensburg im Norden bis Markthof im Süden waren die Fledermausexperten Anton Vorauer und Michael Dobner in den heurigen Sommermonaten den putzigen Säugern auf der Spur. Tagsüber suchten sie im WWF-Reservat Marchauen, sowie in Kirchen, Schlössern, Kellern und alten Gebäuden. Während der Nacht zeichneten sie Ultraschallrufe auf und fingen einzelne Tiere in Netzen. Nach der notwendigen Bestimmung und Vermessung der Art entließen sie die Fledermäuse wieder in die Freiheit.
Mindestens 12 Fledermausarten an der March daheim
Die vollständige Auswertung der Forschungsergebnisse liegt erst zu Jahresende vor. Erste Analysen lassen aber hoffen, dass an der March insgesamt mindestens zwölf verschiedene Arten vorkommen. Zu den in Gebäuden gefundenen und per Ultraschall festgestellten Fledermausarten gehören das Mausohr ebenso wie die Auwäldern lebende Mückenfledermaus und die mit ihr eng verwandte Zwergfledermaus. Ins Netz gingen unter anderem die Fransenfledermaus und der Große Abendsegler.
Fledermäuse sind harmlos, nützlich…
„Eine einzige Fledermaus verdrückt in nur einer Saison über 1,2 Millionen Mücken“, weiß WWF-Experte Vorauer. „Die Fledermäuse sind also gerade in den Marchauen enorm nützlich, weil sie die Belastung der Anrainer durch Gelsen reduzieren.“ Neben Fischen, Amphibien, Urzeitkrebsen und Schwalben, gehören Fledermäuse zu den wichtigsten Fressfeinden der Stechmücken.
… und Indikatoren für intakte Lebensräume
Als kleine Sensation wertet der WWF das erste bekannt gewordene Fortpflanzungsquartier der Mückenfledermaus in Österreich in einem Gebäude. Die Wochenstube befindet sich in der Eternitverschalung eines Rauchfangs in Marchegg. Untertags halten sich dort 130 Muttertiere mit je einem Jungen auf. Nachts gehen die Mütter auf die Jagd und kehren immer wieder heim, um ihre Jungen zu säugen. Auch das Vorkommen der Fransenfledermäuse ist bemerkenswert, weil diese Art fast nur in intakten, naturnahen Wäldern zu finden ist. „Dies zeigt einmal mehr, welch einzigartiger Hotspot der Artenvielfalt die Auwälder an der March sind“, unterstreicht Vorauer.
Die „Vampire“ verschlafen Halloween
Im Gegensatz zu anderen Weltengegenden, wurde die Fledermaus in Europa seit der Antike überwiegend negativ besetzt und mit Dunkelheit und Tod assoziiert. Auf historischen Darstellungen, verlassen die Seelen beim Sterben den Körper in Form einer Fledermaus. Daraus könnte der Vampirglaube entstanden sein, dessen Helden – von Graf Dracula bis Batman – die menschliche Phantasie bis heute beflügeln. Das Image der harmlosen Kleinsäuger hat sich in den letzten Jahrzehnten entscheidend verbessert. Inspiriert von ihrer nächtlichen Lebensweise, lässt sich jedoch mit Fledermäusen immer noch gut Spuk erzeugen – besonders zu Halloween. „In Wirklichkeit sind die Fledermäuse Ende Oktober meist längst im Winterschlaf“, schmunzelt Vorauer vom WWF.
Rückfragehinweis und Fledermaus-Fotos:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
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