Umweltschutzorganisation kritisiert „völlig falsche Weichenstellung“ in Oberösterreich und fordert eine naturverträgliche Energiewende – Fatales Signal im Vorfeld der Weltklimakonferenz
Heringsschmaus am Aschermittwoch: Fisch Ja aber…!

Wien, Montag, 11. Februar 2013 – Der Aschermittwoch ist jedes Jahr ein Tag, vor dem der WWF zu richtigem Fischkonsum aufruft. Denn die Österreicher essen zu Beginn der Fastenzeit eine Vielzahl von Fischen und Meeresfrüchten wie Hering, Thunfisch, Lachs, Scholle, Seeteufel oder Hummer. Die Fischindustrie hat die Weltmeere seit Jahrzehnten so stark geplündert, dass sie sich nicht mehr erholen können. 2013 gelten 85 Prozent der Bestände in den Meeren als überfischt oder bis an die Grenzen ausgebeutet. Der WWF fordert die Konsumenten heuer auf nur heimischen Fisch, Fisch aus Biozucht oder Fisch mit dem blauen Öko-Gütesiegel des „Marine Stewardship Council“ (MSC) zu kaufen. „Vom Lachs über die Thunfisch-Dose bis zu nachhaltig gefangenem Hering bekommt man heute umweltverträglichen Fischgenuss in fast jedem Supermarkt“, empfiehlt WWF-Fischereiexperte Axel Hein Fischmahlzeiten ohne Sorge. Der WWF empfiehlt vor dem Fisch-Kauf den WWF-Fischeinkaufsratgeber (zum Download unter www.wwf.at/meere).
Jeder Österreicher isst durchschnittlich knapp acht Kilogramm Fisch im Jahr. Fische und Fischprodukte im Wert von etwa 350 Millionen Euro werden jährlich nach Österreich importiert. Typische Importfische sind Lachs, Thunfisch, Sardine und Makrele aber auch Shrimps, Muscheln und Tintenfisch. Sie stammen oft aus afrikanischen Gewässern, wo die Fangflotten der Industriestaaten die Meere auf Kosten der einheimischen Bevölkerung ausbeuten. „Für unseren Fischreichtum im Supermarkt müssen viele einheimische Fischer in diesen Ländern hungern. Vor allem Fischer in West- und Ostafrika fangen nicht mehr genügend, weil die Großindustrie die Meere leerfischt“, kritisiert der WWF-Experte.
Jährlich werden weltweit 110 Millionen Tonnen Fisch verzehrt. Konsumenten können die Nachfrage nach Fisch mit beeinflussen. Der WWF empfiehlt auf Fische wie Rotbarsch, Schwertfisch, Seeteufel und jegliche Hai-Produkte ganz zu verzichten, weil die Bestände stark gefährdet sind. Auch der Beifang stellt bei vielen dieser Fischereien ein großes Problem dar. Oft tonnenschwere Grundschleppnetze zermalmen den wertvollen Lebensraum der Tiefsee-Korallen. Kilometerlange Langleinen fangen Haie und Meeresschildkröten als ungewollten Beifang mit. Der WWF setzt sich seit langem gegen die zerstörerischen Fangmethoden in der Fischerei ein, die alles Leben im Meer vernichten. Techniken zur Verringerung des Beifangs wie zum Beispiel der Rundhaken, den der WWF mitentwickelt hat, helfen den Beifang bei der Langleinenfischerei massiv zu verringern. Damit reduziert sich der Beifang von bedrohten Meeresschildkröten um über 90 Prozent, weil sie den Haken nicht mehr schlucken können.
Auch tropische Shrimps haben eine schlechte Öko-Bilanz. Für die konventionellen Zuchtanlagen von Shrimps wurden bereits hunderte Kilometer Mangrovenwälder an der südamerikanischen Pazifikküste und in Südostasien abgeholzt. Beim Fang auf Jungtiere gehen pro Shrimp etwa hundert weitere Fische in die engmaschigen Netze. Keine andere Fischerei produziert mehr Beifang. Wer beim Kauf von Shrimps aber auf Bio-Gütesiegel achtet, kann sichergehen, dass die Zucht nachhaltig und ökologisch durchgeführt wird. Auch in Österreich sind seit mehreren Jahren ökologisch nachhaltig gezüchtete Shrimps erhältlich. Noch heuer wird es auch ASC-zertifizierte Garnelen geben. Dieses neue Gütesiegel für verantwortungsvolle Zucht soll den konventionellen Bereich auf ein wesentlich höheres Niveau bringen.
Besonders in der Nordsee sind die Nebenwirkungen der industriellen Fischerei enorm. „Wer Scholle oder Seezunge isst, muss sich bewusst sein, dass in den Netzen ein Vielfaches an anderen Meerestieren verendet“, erläutert WWF-Experte Axel Hein. So gehen zum Beispiel pro Kilogramm Scholle bis zu 15 Kilogramm Beifang als wertloser „Müll“ wieder über Bord. Auch der stark dezimierte Kabeljau-Bestand im Nordost-Atlantik hat sich durch zu hohe Fangquoten in vielen Regionen noch nicht erholen können.
Wer sichergehen will nachhaltig gefangenen Fisch auf seinem Teller zu haben, kann unter www.wwf.at/meere den aktuellen WWF-Fischratgeber herunterladen und beim Einkauf den „richtigen“ Fisch auswählen.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 01-48817-231,Email: franko.petri@wwf.at.
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