Wildtierbestände seit 1970 um fast drei Viertel geschrumpft – Naturzerstörung als Ursache – WWF fordert globale Naturschutz-Offensive
Illegales Holz landet noch immer in Büchern und Spielzeug
WWF Presseaussendung
Brüssel/Wien, 23. 9. 2015 – Eine neue Umfrage des WWF in neun EU-Ländern hat ergeben, dass sich 85 Prozent der Konsumenten für strengere Gesetze aussprechen, die die legale Herkunft von Holzprodukten garantieren. Auch die Holzunternehmen – von Produzenten bis zu Händlern – sprechen sich nun in einer öffentlichen Erklärung an die EU-Kommission dafür aus, dass die gegenwärtigen Regelungen gegen illegales Holz schärfer werden sollen. „Illegal geschlägertes Holz landet immer noch in vielen Artikeln unseres Alltags und damit werden unsere Wälder und die darin lebende Artenvielfalt zerstört“, warnt WWF-Waldexperte Johannes Zahnen.
Die WWF-Umfrage wurde in neun Ländern durchgeführt (UK, Deutschland, Italien, Frankreich, Schweden, Niederlande, Portugal, Belgien und Rumänien). Drei Viertel der Befragten wussten gar nicht, dass in der EU noch immer illegales Holz erhältlich ist. 85 Prozent sprachen sich dafür aus, dass strengere Regeln den Kauf von solchem Holz verhindern. Fast ebenso viele der Befragten (82 Prozent) wollen, dass die EU diese Regeln in allen EU-Ländern einführt. Und mehr als drei Viertel (78 Prozent) dachten, dass die derzeitigen EU-Regeln für alle Holzprodukte gelten würden.
Die EU führte die Holzhandelsverordnung (EUTR) ein um illegales Holz vom Markt fernzuhalten. Sie wird derzeit von der Europäischen Kommission geprüft und, wenn nötig, überarbeitet. Nur wenige wissen, dass die Verordnung nicht für alle Holzprodukte gilt. So sind z. B. Stühle, Spielzeug, Bücher, Musikinstrumente, Holzkohle, Weinständer, Wäscheklammern und viele andere Produkte von den Regelungen ausgenommen.
Doch nicht nur die Konsumenten, auch die Unternehmer wollen endlich Rechtssicherheit. 63 Unternehmen und sieben Verbände der Holzindustrie sprachen sich in einer Erklärung an die EU-Kommission aus, dass ausreichende Mittel zur Durchsetzung der Richtlinie in der gesamten EU zur Verfügung gestellt werden und dass eine einheitliche Auslegung in allen EU-Staaten gewährleistet wird. Die zeichnenden Unternehmen warnen davor, dass illegaler Holzeinschlag nicht nur die weltweiten Waldreserven sondern auch die Artenvielfalt gefährdet und die Rechtssicherheit untergräbt.
Der WWF setzt sich ebenso für Maßnahmen ein, um die EUTR wirksam umzusetzen und begrüßt die Initiative der Holzwirtschaft für eine Verbesserung der Gesetzeslage. „Wir freuen uns über das Ergebnis der Umfrage und den Vorstoß der Industrie für strengere Regelungen. Zukünftig sollten alle Holzprodukte von der EU-Richtlinie gedeckt sein“, fordert WWF-Experte Zahnen. Bezogen auf den Wert wird derzeit nur die Hälfte der in die EU importierten Holzprodukte von der EUTR erfasst. „Die EUTR ist der erste wichtige Schritt um die Abholzung der Wälder und die Zerstörung der Ökosysteme zu stoppen. Damit aus einer gut gemeinten EU-Verordnung eine wirksame und sinnvolle Regelung wird, müssen die bekannt gewordenen Schlupflöcher jetzt gestopft werden. Illegal importiertes Holz darf nicht mehr in unseren Möbeln und Büchern landen“, so Zahnen abschließend.
Illegaler Holzhandel ist aber nicht nur für Waldverluste in tropischen Ländern verantwortlich sondern auch in waldreichen Ländern innerhalb der EU, wie z. B. in Rumänien. Dort ist die Forstwirtschaft ein wichtiger Wirtschaftszweig, für Klein- und Großbetriebe. Durch illegale Schlägerungen sind einige der letzten großen Urwaldreste Europas bedroht und damit auch die lokale Wirtschaft und die Bevölkerung, die von und mit den Wäldern lebt. Viele Produkte am österreichischen Markt – wie Pellets, Papier oder Möbel – werden ebenfalls aus Rumänien importiert. Stärkere Kontrollen der Behörden sollen dem Konsumenten, dem Handel und der weiterverarbeitenden Produktion die Rechtssicherheit geben, dass mit den Produkten Mensch und Natur gleichermaßen profitieren und keine illegalen Rodungen im Spiel waren.
Weitere Informationen:
Franko Petri, Pressesprecher WWF, Tel. 0676-83488231, E-Mail: franko.petri@wwf.at. Weitere Informationen zur EU-Holzverordnung: wwf.eu/forest. Gemeinsame Erklärung der Holzindustrie: www.wwf.eu/forest/industrystatement.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Luchsin Luna in den Wäldern bei Tarvis freigelassen
Großes Abenteuer für Luchsin Luna: Sie wurde im Rahmen des „ULyCA“-Projektes in den Wäldern bei Tarvis nahe der österreichischen Grenze freigelassen. Besonders einer wartet schon sehnsüchtig auf sie: Luchsmännchen Flori.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Angriff auf den Artenschutz
Naturschutzorganisation zur EU-Abstimmung über die geplante Abschwächung des Schutzniveaus für den Wolf
WWF-Erfolg: Tiger kehren nach Kasachstan zurück
Zwei Großkatzen, eine Mission: In Kasachstan sollen zwei sibirische Tiger dafür sorgen, dass es schon bald wieder freilebende Tiger im Land gibt. Die Umsiedlung war bereits erfolgreich – ein Meilenstein im Artenschutz!
Meilenstein im Artenschutz: Tiger kehren nach 70 Jahren nach Kasachstan zurück
Umsiedlung von Tigern aus Gefangenschaft sorgt für Hoffnung auf wildlebende Nachkommen – WWF bestärkt im Einsatz zum Schutz der Großkatzen
Weltflüssetag: WWF fordert umfassende Renaturierung der heimischen Fließgewässer
Ökologisch intakte Fließgewässer essenziell für Hochwasserschutz und krisensicheres Österreich – Umweltschutzorganisation fordert Schwerpunkt auf Wiederherstellung von Flüssen und Feuchtgebieten
Klimastreik: WWF fordert Bodenschutz und Renaturierung von neuer Regierung
Umweltschutzorganisation fordert grundlegendes Umdenken von der Politik – Neue Bundesregierung muss “Grünes Sicherheitsnetz” für krisenfestes Österreich umsetzen
Nach Hochwasser: Wissenschaft und WWF fordern “Grünes Sicherheitsnetz”
Österreich erlebt ein Katastrophenjahr – WWF, Umweltmediziner Hans-Peter Hutter und Klimatologe Herbert Formayer fordern eine Naturschutz-Offensive für krisensicheres Österreich
Mittelmeer in “lebensbedrohlicher Krise”: WWF zieht erschreckende Bilanz nach Extremsommer
Rekordtemperaturen und Plastikverschmutzung prägten den Sommer im Mittelmeer – Zahlreiche Tierarten unter Druck – WWF fordert Ausweitung von Meeresschutzgebieten