Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Indonesische Schildkröten wegen massiver Übernutzung bald vor dem Aus

Kuala Lumpur, Wien, 23. Februar 2009 – Heute präsentierten die Artenschutzorganisationen TRAFFIC und WWF eine neue Studie über die Amboina-Scharnierschildkröte (Cuora amboinensis), deren Bestände wegen des unkontrollierten Handels dramatisch zurückgehen. „Die Schildkrötenmafia agiert äußerst ungeniert“, so Mag. Jutta Jahrl, Artenschutzexpertin des WWF Österreich, empört. „Die Anzahl der derzeit gehandelten Scharnierschildkröten ist mit Sicherheit 10 Mal, eher sogar 100 Mal größer als die offizielle Exportquote Indonesiens!“
Die Amboina-Scharnierschildkröte wird wegen ihres Fleisches sowie für den Gebrauch in der traditionellen chinesischen Medizin an die Hauptabsatzmärkte Hong Kong, China, Singapur und Malaysia geliefert. Als Haustiere werden die Schildkröten hauptsächlich in die USA, nach Europa und nach Japan exportiert.
Im Verlauf der TRAFFIC-Studie fand man 18 Händler, die auf Java, Sulawesi, Sumatra und Kalimantan operieren, und in großem Stil illegale Geschäfte mit den Scharnierschildkröten führen. Jeder einzelne dieser Händler verkauft im Durchschnitt 2.230 Schildkröten pro Woche, was 2,1 Millionen gehandelte Tiere pro Jahr ergibt. Der Großteil davon ist für den Export bestimmt. Offiziell darf Indonesien jährlich nur 18.000 Schildkröten exportieren – selbst diese Zahl entbehrt einer wissenschaftlichen Grundlage. „Hält der derzeitige Trend der illegalen Ausbeutung an, wird es zur systematischen Auslöschung der Schildkröte kommen“, warnt Jahrl.
Um den internationalen Handel mit den Scharnierschildkröten besser in den Griff zu bekommen, wurde die Art im Jahr 2000 in den Anhang II der CITES-Listen aufgenommen. Dennoch hat der Handel mit den Scharnierschildkröten gemäß des aktuellen Reports nicht ab-, sondern zugenommen.
„Die Behörden sollten endlich realistische Quoten für eine nachhaltige Nutzung festsetzen und für die Einhaltung bestehender Gesetze sorgen“, fordert Jahrl. Fehlende Kontrollen der Lieferungen, Fälschung von CITES Export-Genehmigungen und mangelhafte Ausbildung der Vollzugsbeamten machen den Schildkröten den Garaus.
Die Amboina-Scharnierschildkröte (Cuora amboinensis) ist eine von 29 in Indonesien beheimateten Sumpfschildkröten. Durch ihre geringe Reproduktionsrate ist die Art durch Übernutzung besonders gefährdet.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. (01) 488 17 – 250
Jutta Jahrl, WWF-Artenschutzexpertin, Tel. (01) 488 17 – 264
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen