Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Kaviar essen: Legal, illegal, ganz egal?
![Beluga](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/10/51becba231914.jpg)
Wien/Bukarest, 18. Juni 2013 – Eine aktuelle Undercover-Recherche von WWF und TRAFFIC deckt auf, dass die letzten wildlebenden Störe Europas akut bedroht sind. EU-weit kommen diese urtümlichen Fische nur noch in der Donau – und zwar in Rumänien und Bulgarien – in nennenswerten Beständen vor. Ihr Überleben steht jedoch auf der Kippe: Obwohl in beiden Ländern ein Fangverbot gilt, wird laut der heute präsentierten Studie nach wie vor Jagd auf Donaustöre gemacht und illegaler Kaviar gehandelt. Auch in Österreich ist falsch deklarierter Kaviar aus der Region erhältlich. Dies zeigt, dass verbotene Praktiken nicht nur in den Herkunftsländern bekämpft werden müssen, sondern auch die Abnehmerländer betroffen sind. Studienautorin Jutta Jahrl vom WWF warnt: „Nur wenn die Wilderei sofort eingedämmt wird, haben die Störe in der Donau noch eine Zukunft. Bereits jetzt sind fünf von sechs Donaustörarten vom Aussterben bedroht.“
Störe sind die am stärksten vom Aussterben bedrohte Artengruppe der Welt. Der hohe Preis ihres Kaviars macht Wilderei und illegalen Handel attraktiv, weil dem Profit nur ein geringes Risiko, betraft zu werden, gegenübersteht. Um eine nachhaltige Nutzung zu sichern, wurde der Handel in den letzten Jahren streng reguliert. Jede Dose mit Stör-Kaviar muss durch ein CITES-Etikett gekennzeichnet sein, das Auskunft darüber gibt, von welcher Stör-Art und aus welchem Land der Kaviar stammt. Der Handel mit Kaviar von wildlebenden Stören ist derzeit weltweit verboten. Auch für Kaviar aus Fischzuchtanlagen gilt die Etiketten-Pflicht.
Die vorliegende WWF- Studie untersucht den Kaviarhandel in Rumänien und Bulgarien, den beiden wichtigsten Verbreitungsländern von Stören in der Donau. Weil die Bestände in den letzten Jahrzehnten dramatisch eingebrochen sind, wurde in beiden Ländern ein Fangmoratorium erlassen. Bis Ende 2015 sind der Fang und der Kaviarhandel von wildlebenden Stören verboten. Die Ergebnisse der Studie bestätigen jedoch die Befürchtung, dass beides nach wie vor stattfindet.
Mystery Shopping von Kaviar zeigt Gesetzesverstöße auf
Für die Untersuchung wurden von den Testkäufern des WWF insgesamt 30 Kaviarproben an 80 verschiedenen Orten erworben. Sie suchten dafür ausgewählte Geschäfte, Restaurants, Märkte, Straßenverkäufer und Störfarmen auf und sammelten jeweils 14 Proben in Rumänien und Bulgarien, sowie zwei Proben bulgarischen Kaviars in Österreich. Um die Störart zu bestimmen und somit festzustellen, ob das Produkt korrekt deklariert war, wurde jede Probe einer DNA-Analyse an einem deutschen Forschungsinstitut unterzogen.
Die Ergebnisse der Studie liefern eindeutige Hinweise darauf, dass sowohl Kaviar von wildlebenden Stören als auch falsch deklarierte Kaviardosen zum Verkauf angeboten werden. Dies verstößt klar gegen die EU-Gesetzgebung sowie nationales Recht.
Kundentäuschung: Nicht drin, was draufsteht
So wurden zum Beispiel fünf Proben von den Verkäufern als Wildfang angepriesen, wovon vier sogar vom Beluga-Stör stammten, der vom Aussterben bedroht ist. Drei Proben waren zwar von Stören, jedoch handelte es sich um andere Arten oder Hybride, als auf dem Etikett angegeben war. Fünf Proben enthielten eine unzulässige Mischung von Kaviar mehrerer Störarten. Acht Proben wurden ohne das vorgeschriebene Etikett verkauft. Bei sechs Proben stellte sich heraus, dass die Kunden mit Fischeiern einer anderen Art oder gar mit künstlich hergestellten Produkten, etwa aus Algen, getäuscht wurden.
„Die Resultate der Untersuchung verdeutlichen, dass der formelle Schutz nicht ausreicht, um die Störe zu retten, wenn die Gesetze nicht entsprechend kontrolliert und vollzogen werden“, bestätigt auch Katalin Kecse-Nagy von TRAFFIC, dem internationalen Artenschutznetzwerk. Die Tatsache, dass falsch gekennzeichneter Kaviar beispielsweise auch in Wien erhältlich ist, zeigt, dass es noch viel strengere Grenzkontrollen und länderübergreifende Zusammenarbeit der Behörden braucht, um der kriminellen Machenschaften Herr zu werden.
Kaviar zählt zu den teuersten Produkten, die von Tieren gewonnen werden. Der kostbarste Kaviar aller Donaustöre stammt vom Beluga, für den bis zu 6.000 Euro pro Kilogramm berappt werden müssen.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Jutta Jahrl, WWF-Artenschutzexpertin, Tel. 01/488 17 264, E-Mail: jutta.jahrl@wwf.at
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