Wildtierbestände seit 1970 um fast drei Viertel geschrumpft – Naturzerstörung als Ursache – WWF fordert globale Naturschutz-Offensive
Kluger Haken rettet Meeresschildkröten
Wien, Frankfurt, 4. 9. 2008 – Ein neuer Rundhaken verhindert den qualvollen Tod von Meeresschildkröten in der Fischerei. Jedes Jahr verenden schätzungsweise 250.000 der vom Aussterben bedrohten Tiere qualvoll an herkömmlichen Haken oder in Fischernetzen. Mit dem neuen Rundhaken kann dieser so genannte Beifang um bis zu 90 Prozent gesenkt werden, berichtet ein neuer WWF-Report. Der Beifang gilt als die größte Bedrohung für das Überleben der Unechten Karettschildkröte und der Lederschildkröte.
Vier Jahre lang haben der WWF und knapp 1.300 Fischer den neuen Rundhaken (Circle-Hook) in einem einzigartigen Modellprojekt zwischen Peru und Mexiko getestet. Bei der traditionellen Fischerei auf Tunfisch und Goldmakrele im Ostpazifik werden Langleinen mit tausenden Haken verwendet. Während des Tests wurden die klassischen, J-förmigen Haken durch die Rundhaken ersetzt. „Wir waren von vornherein von diesen neuen Haken überzeugt, aber die Ergebnisse haben uns dann doch verblüfft. Und wenn doch eine Schildkröte am Haken hängt, können die Fischer 95 Prozent der Tiere retten. Obendrein fangen die Fischer auch noch mehr Fisch. Damit profitieren alle von der neuen Technik“, berichtet WWF-Fischereiexperte Georg Scattolin.
Der WWF hat eine weltweite Kampagne gestartet, um den Beifang in der Fischerei drastisch zu senken und besseren Fangtechniken zum Durchbruch zu verhelfen. „Die Rundhaken müssen weltweit zur Pflicht werden“, fordert Scattolin. So würden in der industriellen Fischerei an bis zu 100 Kilometer langen Leinen noch immer zehntausende herkömmliche Haken eingesetzt. „Da werden die Fischkutter zu schwimmenden Folterkammern.“ In den USA ist der neue Rundhaken in der kommerziellen Langleinen-Fischerei bereits Pflicht.
Der WWF fordert auch die europäischen Länder auf, entschiedener gegen den Beifang vorzugehen, denn auch hier ist der ungewollte Fang von Fischen und anderen Meereslebewesen ein großes Problem. Die EU-Kommission will in diesem Herbst einen Gesetzentwurf vorlegen, der die Fischer verpflichten wird, Beifänge erheblich zu reduzieren. Schätzungen zufolge werden jedes Jahr weltweit 30 Millionen Tonnen Fisch und Meerestiere unabsichtlich gefangen und anschließend weggeworfen. „Diese skandalöse Verschwendung muss aufhören“, so WWF-Experte Scattolin.
Die innovativen Rundhaken wurden im Rahmen des weltweiten, vom WWF initiierten Wettbewerbs „Smart Gear“ („kluge Netze“) entwickelt. Ziel der Initiative ist es, gemeinsam mit der Fischereiindustrie Fangmethoden zu etablieren, die den Beifang reduzieren und so zur Rettung der Vielfalt unserer Meere beitragen sollen.
Rückfragehinweis:
Georg Scattolin, WWF-Meeresexperte, Tel. 01/488 17 265
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 0676/488 17 250
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Good News: Luchsin Luna in den Wäldern bei Tarvis freigelassen
Großes Abenteuer für Luchsin Luna: Sie wurde im Rahmen des „ULyCA“-Projektes in den Wäldern bei Tarvis nahe der österreichischen Grenze freigelassen. Besonders einer wartet schon sehnsüchtig auf sie: Luchsmännchen Flori.
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert Angriff auf den Artenschutz
Naturschutzorganisation zur EU-Abstimmung über die geplante Abschwächung des Schutzniveaus für den Wolf
WWF-Erfolg: Tiger kehren nach Kasachstan zurück
Zwei Großkatzen, eine Mission: In Kasachstan sollen zwei sibirische Tiger dafür sorgen, dass es schon bald wieder freilebende Tiger im Land gibt. Die Umsiedlung war bereits erfolgreich – ein Meilenstein im Artenschutz!
Meilenstein im Artenschutz: Tiger kehren nach 70 Jahren nach Kasachstan zurück
Umsiedlung von Tigern aus Gefangenschaft sorgt für Hoffnung auf wildlebende Nachkommen – WWF bestärkt im Einsatz zum Schutz der Großkatzen
Weltflüssetag: WWF fordert umfassende Renaturierung der heimischen Fließgewässer
Ökologisch intakte Fließgewässer essenziell für Hochwasserschutz und krisensicheres Österreich – Umweltschutzorganisation fordert Schwerpunkt auf Wiederherstellung von Flüssen und Feuchtgebieten
Klimastreik: WWF fordert Bodenschutz und Renaturierung von neuer Regierung
Umweltschutzorganisation fordert grundlegendes Umdenken von der Politik – Neue Bundesregierung muss “Grünes Sicherheitsnetz” für krisenfestes Österreich umsetzen
Nach Hochwasser: Wissenschaft und WWF fordern “Grünes Sicherheitsnetz”
Österreich erlebt ein Katastrophenjahr – WWF, Umweltmediziner Hans-Peter Hutter und Klimatologe Herbert Formayer fordern eine Naturschutz-Offensive für krisensicheres Österreich
Mittelmeer in “lebensbedrohlicher Krise”: WWF zieht erschreckende Bilanz nach Extremsommer
Rekordtemperaturen und Plastikverschmutzung prägten den Sommer im Mittelmeer – Zahlreiche Tierarten unter Druck – WWF fordert Ausweitung von Meeresschutzgebieten