UN-Plastik-Verhandlungen starten – Plastikmüll als Gefahr für Mensch und Tier – WWF-Weckruf: Tödliche Plastikflut stoppen, bevor es zu spät ist.
Kraftwerk Sanna: Vereinbarkeit mit EU-Richtlinien zweifelhaft

Innsbruck, am 7. November 2013 – Nach den zahlreichen Kundgebungen der letzten Wochen fordert der WWF im Ringen um die Errichtung des Kraftwerks an der Sanna, die Anliegen der Bevölkerung sowie der Fischer und Rafting-Sportler ernst zu nehmen. „Wenn große Befürchtungen über die Hochwassersicherheit der betroffenen Ortschaften im Raum stehen, kann man nicht einfach weitermachen wie gehabt“, unterstreicht Christoph Walder vom WWF. Bevor das Projekt vorangetrieben wird, müssen wichtige Fragen betreffend das Geschiebe und auch die Vereinbarkeit mit der EU–Wasserrahmenrichtlinie geklärt sein, so der Flussexperte. Bekanntlich ist das Ziel der europäischen Wasserpolitik eine systematische Verbesserung und keine weitere Verschlechterung unserer Flüsse.
Das Projekt Sanna der Firma INFRA und einiger Gemeinden im Tiroler Oberland, ist jüngst von starken Bürgerprotesten begleitet worden. Die Anrainer sorgen sich um negative Auswirkungen des Kraftwerks auf die Hochwassersicherheit, vor allem im Bereich des Lattenbachs. Zahlreiche Studien belegen, dass mit einer Verschärfung der Hochwassersituation im Alpenraum aufgrund der zu erwartenden Auswirkungen durch den Klimawandel gerechnet werden muss. Gerade im Hinblick auf die Hochwasserereignisse der letzten Jahre wäre es unverantwortlich von den Bürgermeistern und der Landesregierung, nicht alle Bedenken bereits im Vorfeld lückenlos auszuräumen. Damit würde auch einer unnötigen Vergeudung finanzieller und personeller Ressourcen entgegengewirkt.
In Zusammenhang mit der Hochwasserfrage ist vor allem die Geschiebeproblematik bislang unklar. „Der Projektwerber muss nachweisen, dass der Geschiebe- und Feststoffhaushalt im Gewässer weiterhin funktioniert“, fordert Walder.
Ob das Ausbauvorhaben Sanna mit den übergeordneten Zielen der EU-Wasserrahmenrichtlinie vereinbar ist, ist eine weitere noch unbeantwortete Frage. Ein energiewirtschaftlicher „Totalausbau“ des bereits schwer beeinträchtigten Flusssystems Trisanna, Rosanna und Sanna müsste jedenfalls einer Strategischen Umweltprüfung (SUP) unterzogen werden. Dadurch könnten die zum Teil wechselseitigen Beeinflussungen und Auswirkungen der Einzelprojekte auf das Gewässer und sein Umland umfassend geprüft werden. „Insgesamt verlangt die EU-Richtlinie eine Verbesserung unserer Flüsse. Wir können diese Verbesserung des ökologischen Zustandes bei Verwirklichung der Ausbaupläne an der Sanna nicht erkennen – wohl eher das Gegenteil“, so Walder.
Bis zur Klärung der offenen Fragen empfiehlt der WWF, keine weiteren Schritte zur Umsetzung des Kraftwerksprojektes Sanna zu setzen.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Neuer Meilenstein für Kroatiens Auen
Der erste Kilometer des Bjelobrdska Altarms bei Osijek wurde erfolgreich ausgebaggert – der Auftakt für eine Flusslandschaft, die wieder lebendiger wird. Denn die Renaturierung im 5-Länder-Biosphärenpark Mur-Drau-Donau kommt sowohl dem Auwald als auch vielen Arten zugute.
WWF-Erfolg: Rekord bei Störchen, Jubiläum bei Konik-Pferden
Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen