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Kroatien will trotz EU-Beitritt die eigenen Flusswälder zerstören

Wien/Zagreb, 1. Februar 2011 – Kroatiens Naturschönheiten umfassen neben den blauen Adria-Stränden auch die letzten großen Auwälder Europas. Nachdem das kroatische Parlament die Auwälder an Donau, Drau, Mur, Save und Neretva vor zwei Jahren für das europäische Schutzgebietsnetz Natura 2000 sicherte, will die Regierung des österreichischen Nachbarlandes nun genau diese Flüsse regulieren. „Kroatien vernichtet damit nicht nur die letzten Flusslandschaften mit ihrer Artenvielfalt und gefährdet damit seinen EU-Beitritt sondern beraubt sich auch des eigenen Potenzials für sanften Tourismus. Der Amazonas Europas ist in großer Gefahr“, warnt Arno Mohl, internationaler Flussexperte des WWF Österreich.
Der WWF kritisiert die Aktivitäten der kroatischen Regierung aufs Schärfste. Zum jährlichen Welttag der Feuchtgebiete am 2. Februar wird der WWF gemeinsam mit EuroNatur und vier kroatischen Naturschutzverbänden morgen eine internationale Beschwerde bei der EU-Delegation in Zagreb einbringen. „In dem gemeinsamen Protestbrief an Umweltkommissar Janez Potočnik und Erweiterungskommissar Stefan Füle zeigen wir auf, dass Kroatien das europäische Recht nicht umgesetzt hat. Kroatien muss vor seinem EU-Beitritt den uneingeschränkten Schutz seiner Flüsse und der großen europäischen Auwälder garantieren“, so Mohl. „Der WWF fordert die EU-Kommission auf die Zerstörung von Europas Naturerbe in letzter Minute zu stoppen.“

Aktuelles Beispiel ist die bevorstehende Kanalisierung der intakten Drau-Mur-Mündung, die Teil der Kernzone des vom WWF angestrebten geplanten Fünf-Länder-Biosphärenparks „Donau-Drau-Mur“ ist. Weiters soll die kroatische Donau auf der gesamten Länge von über 50 Kilometer in ein Korsett aus Leitwerken und Steinpackungen gezwängt werden. Betroffen wäre unter anderem das „Kopacki Rit“, ein einzigartiges Auengebiet und Herz des zukünftigen Biosphärenparks, das die höchste Brutdichte des Seeadlers auf engstem Raum in Europa beherbergt und Kroatiens Aushängeschild für sanften Naturtourismus ist. Auch die Save soll nach den Planungen der kroatischen Wasserwirtschaft auf einer Länge von über 385 Kilometern reguliert werden. Von dem Ausbau betroffen sind auch die 1.200 Quadratkilometer großen Save-Auen mit ihren Löfflerkolonien, Schreiadlern und Schwarzstörchen und den größten Auwäldern Europas.

Die kroatischen Flussabschnitte der Donau, Drau und Mur sowie die Save und Neretva sind die letzten Flüsse in Europa, die heute noch ausgedehnte Flusslandschaften und Auwälder aufweisen, wie sie früher für Mitteleuropa typisch waren. „Die Flüsse dort sind in einem vom Menschen kaum beeinflussten Zustand, wie sie vor Hundert Jahren in Österreich an Donau, Inn oder Salzach zu finden waren. Riesige intakte Auwälder, Seitenarme, Flussinseln, Kies- und Sandbänke, Uferabbrüche mit mehreren Tausend Brutpaaren von Uferschwalbe und Bienenfresser, Biber, Fischotter, Seeadler, Zwergseeschwalbe, Glattdick und auch eine Störart. Die Flusslandschaft der Donau-Drau-Mur ist so etwas wie der Amazonas Europas“, sagt Mohl. „Hier gibt es mehr bedrohte Tierarten als in anderen europäischen Lebensräumen“. Der WWF strebt deshalb einen Biosphärenpark von der österreichischen bis zur serbischen Grenze an. „Wir appellieren an die Vernunft der kroatischen Regierung und an die Verantwortung der EU-Kommission, dieses letzte Flussparadies Europas für alle Bürger der EU zu erhalten und zu schützen“, so Mohl.
Weitere Informationen:
MMag. Franko Petri, Pressesprecher WWF
Tel. 01-48817-231 oder Email: franko.petri@wwf.at,
Hintergrundinformationen zum Amazonas Europas: https://www.wwf.at/de/donau-drau-mur mit dem Protestbrief an die EU-Kommission.
Der Welttag der Feuchtgebiete wird alljährlich am 2. Februar von der Ramsar-Konvention organisiert. http://www.ramsar.org.
© Die unten angeführten Fotos stehen den Medien gerne unter Nennung des Copyrights und im Zusammenhang mit einem Artikel über die Flüsswalder Kroatiens zum einmaligen kostenfreien Abdruck in einem Printmedium oder zur Darstellung in einem Onlinemedium zur Verfügung. Die Verwendung dieser Fotos in einem anderen Zusammenhang als dem oben genannten ist aus urheberrechtlichen Gründen nicht gestattet.
Anfragen bitte an WWF-Medienassistent Stefan Thiemer, Tel. 01-48817-239, stefan.thiemer@wwf.at.
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