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Letzte Chance für die Isel: WWF und VEO beantragen Ausweisung des gesamten Isel-Flusssystems als Naturschutzgebiet
Landesregierung plant lückenhafte Schutzgebietsausweisung – WWF und Verein Erholungslandschaft Osttirol fordern umfassende Unterschutzstellung der Isel samt ihrer Zubringer Kalserbach, Tauernbach und Schwarzach

Innsbruck/Lienz, am 27. Mai 2021. Seit vielen Jahren wird über die Unterschutzstellung der Isel und ihrer Seitenbäche heftig debattiert. Das bereits ausgewiesene Natura 2000 Gebiet wurde von Umweltverbänden und Wissenschaftler*innen wiederholt als lückenhaft und unzureichend kritisiert. Nun will die Landesregierung innerhalb der nächsten Wochen ein Naturschutzgebiet ausweisen, das sich exakt mit dem bestehenden Natura 2000 Gebiet deckt – und dementsprechend wieder dieselben großen Lücken enthält, die keinen ausreichenden Schutz der Gletscherflusslandschaft zulassen. In einer Pressekonferenz präsentieren der WWF Österreich und der Verein Erholungslandschaft Osttirol (VEO) daher einen Antrag auf vollständige Ausweisung der Isel samt ihrer Zuflüsse Kalserbach, Tauernbach und Schwarzach als Naturschutzgebiet. Dieser Antrag wurde heute beim Land Tirol eingereicht und wird von Wissenschaftler*innen der Universität Innsbruck, der Universität Wien und der Universität für Bodenkultur unterstützt. Angesichts aktueller Bedrohungen durch Kraftwerksprojekte sei der umfassende Schutz der wertvollen Osttiroler Gletscherflüsse wichtiger denn je, wie WWF Gewässerschutzexpertin Marianne Götsch erklärt: „Ein Flusssystem ist nicht als Linie, sondern als Netzwerk zu begreifen. Nur wenn auch die Zuflüsse der Isel vor dem Kraftwerksbau geschützt werden, können wir das einzigartige Gletscherflusssystem als Naturerbe Tirols bewahren.“
Naturjuwel von europäischer Bedeutung
Als unvergleichbar naturnahes Gletscherflusssystem reicht die Bedeutung der Osttiroler Gletscherflüsse rund um die Isel weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Acht nach europäischem Recht geschützte Arten kommen hier vor, darunter die vom Aussterben bedrohte Deutsche Tamariske und die Gelbbauchunke, die in bachbegleitenden Tümpeln zu finden ist. Hinzu kommen dutzende gefährdete Arten der Roten Liste, wie etwa der Flussregenpfeifer, die Kleine Hufeisennase oder der Flussuferläufer, der seine Eier auf Kiesbänken ausbrütet. Auch die bunt schillernde Äsche ist in der Isel und ihren Zubringern zuhause. Diese gefährdete Fischart reagiert besonders sensibel auf Flussverbauungen, weshalb ihr Vorkommen durch die zahlreichen Kraftwerksprojekte akut bedroht ist. Prof. Leopold Füreder, Ökologe der Universität Innsbruck: „Das Gebiet der Osttiroler Gletscherflüsse ist ein Juwel unter den Alpenflüssen. Um dieses Naturparadies zu bewahren, braucht es einen ganzheitlichen Schutz, da gerade die Vernetzung der Isel mit ihren Zubringern für das gesamte Ökosystem lebensnotwendig ist.“
Letzte Chance für den Iselschutz
Die bereits erfolgte Ausweisung als Natura 2000 Gebiet sei zu lückenhaft und zu ineffektiv, um einen langfristigen Schutz zu gewährleisten, so die Antragssteller*innen. Wichtige Strecken an Kalserbach und Schwarzach, sowie der gesamte Tauernbach sind aus der Ausweisung ausgeklammert. In all diesen Lücken sind Wasserkraftwerke geplant oder bereits in Bau, was eine massive Gefährdung des sensiblen Flussökosystems der Isel darstellt.
Nun plant das Land Tirol die deckungsgleiche Ausweisung als Naturschutzgebiet – wieder unter Aussparung der wichtigen Zubringerflüsse. Renate Hölzl, Obfrau des Vereins Erholungslandschaft Osttirol warnt vor einer verpassten Gelegenheit: „Mit der Ausweisung als Naturschutzgebiet haben wir jetzt die Möglichkeit Lücken zu schließen und so für einen langfristigen und sicheren Schutz des Isel-Systems zu sorgen. Intakte Naturräume wie die Osttiroler Gletscherflüsse sind das Aushängeschild des Landes und auch ein wichtiges Standbein für den naturnahen Ökotourismus. Nun haben wir eine letzte Chance, dieses einmalige Naturerbe für zukünftige Generationen zu bewahren.“
Mitunterzeichner*innen der Wissenschaft
- Assoz.-Prof. Dr. Franz Essl; Department für Botanik und Biodiversitätsforschung – Universität Wien
- A.o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Leopold Füreder; Institut für Ökologie – Universität Innsbruck
- A.o. Univ.-Prof. Dr. Susanne Muhar; Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement – Universität für Bodenkultur
- Univ.-Prof. Mag Dr. Peter Schönswetter; Institut für Botanik – Universität Innsbruck
- Univ.-Prof. Gabriel Singer; Institut für Ökologie – Universität Innsbruck
Rückfragehinweis:
DIin Marianne Götsch
Gewässerschutzexpertin WWF Österreich
Tel.: 0676 83 488 309
E-Mail: marianne.goetsch@wwf.at
Web: www.wwf.at
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