Living Planet Report 2014: WWF schlägt Alarm für den Planeten

25. September 2014 | Presse-Aussendung

Wien, 30. September 2014 – Seit 1970 hat sich die Zahl der Tierpopulationen auf unserem Planeten mehr als halbiert. Das ist das erschreckende Ergebnis des „Living Planet Report“, dem Zustandsbericht über die Welt, den der WWF alle zwei Jahre veröffentlicht. Dabei wurden diesmal mehr als 10.000 Wildtierpopulationen von 3.000 Wirbeltierarten in der ganzen Welt erfasst. […]

Wien, 30. September 2014 – Seit 1970 hat sich die Zahl der Tierpopulationen auf unserem Planeten mehr als halbiert. Das ist das erschreckende Ergebnis des „Living Planet Report“, dem Zustandsbericht über die Welt, den der WWF alle zwei Jahre veröffentlicht. Dabei wurden diesmal mehr als 10.000 Wildtierpopulationen von 3.000 Wirbeltierarten in der ganzen Welt erfasst. Auch der ökologische Fußabdruck der Menschheit ist weiter gestiegen. Wir verbrauchen derzeit die Ressourcen von eineinhalb Planeten – das ist mehr als ein halber Planet zu viel. Auch steigt der Wasserverbrauch rapide an. Mehr als 200 Fluss-Einzugsgebiete, in denen knapp 2,7 Milliarden Menschen leben, leiden heute schon mindestens einen Monat im Jahr an Wasserknappheit. „Wir fällen Bäume schneller als sie nachwachsen, fischen die Ozeane leer und produzieren doppelt so viel Kohlendioxid, als die Atmosphäre, die Wälder und die Ozeane zusammen aufnehmen können“, warnt die Umweltschutzexpertin Barbara Tauscher vom WWF. Die geschätzten Kosten aller Umweltschäden in der Welt betragen mehr als 6.000 Milliarden Euro, das sind mehr als elf Prozent des globalen Bruttoeinkommens. Dabei tragen die ärmeren Länder die Hauptlast der katastrophalen Folgen der globalen Umwelt- und Klimakrise, so der WWF. Im vorliegenden Report weist die Umweltorganisation auch neue Wege und beschreibt Beispiele wie eine nachhaltig lebende Menschheit weiter existieren kann.

Dramatische Verluste bei der Artenvielfalt


Die globale Artenvielfalt ist von 1970 bis 2010 um 52 Prozent zurückgegangen, so der Report. Im Durchschnitt hat sich die Anzahl der untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische damit halbiert. Am schlimmsten traf es die im Süßwasser lebenden Tiere. Sie haben um mehr als drei Viertel abgenommen. Die tropischen Regionen leiden wesentlich mehr am Verschwinden der Arten als die gemäßigten Zonen. Besonders dramatisch ist die Lage in Lateinamerika, wo ein Artenverlust von 83 Prozent gemessen wurde. Auch in der asiatisch-pazifischen Region ist der Verlust enorm. Die Lebenswelt des Meeres ging um knapp 40 Prozent zurück. Besonders betroffen davon sind Seevögel, Meeresschildkröten und Haie. In ausgewiesenen Schutzgebieten, so die gute Nachricht, verschwinden nur halb so viele Tiere wie in nicht geschützten Gebieten. In Nepal ist die Zahl der Tiger durch intensive Schutzmaßnahmen sogar um zwei Drittel gestiegen. Dramatisch hingegen ist die Situation in Südafrika, wo die Zahl der gewilderten Nashörner von 13 Tieren im Jahr 2007 auf mehr als 1.000 im Jahr 2013 angewachsen ist.

Der ökologische Fußabdruck der Menschheit


Derzeit verbraucht die Menschheit als Gesamtes die Ressourcenmenge von eineinhalb Planeten. Das ist über die Hälfte mehr als unsere Erde an natürlichen Ressourcen produzieren kann. Macht die Menschheit weiter wie bisher, sind bis 2030 zwei komplette Planeten nötig damit wir weiter existieren können. Die Folgen dieses Raubbaus sind bereits heute spürbar: Hungersnöte, Artensterben oder extreme Wetterkatastrophen nehmen immer dramatischere Ausmaße an. Reiche Länder wie die arabischen Ölstaaten oder die USA nutzen ein Vielfaches an Ressourcen im Vergleich zu den armen Ländern des Südens. Wenn alle Menschen so leben würden wie im Ölscheichtum Kuwait würden wir fast sechs Planeten oder die US-Amerikaner noch knapp vier Planeten brauchen. Die Bewohner von Ländern wie Nepal oder Pakistan verbrauchen hingegen nicht einmal einen halben Planeten. Von allen Ländern verbraucht China mit 19 Prozent der globalen Ressourcen durch seine Einwohnerzahl und den steigenden Lebenswandel der Bevölkerung am meisten Boden, Wasser und Luft unter allen Ländern der Welt. Doch beim Pro-Kopf-Verbrauch von Natur liegt das Riesenreich nur an 76. Stelle von 152 untersuchten Ländern. Mehr als 50 Prozent des globalen ökologischen Fußabdrucks gehen auf die Freisetzung von Kohlendioxid zurück, das den Klimawandel anheizt und die Meere versauert. Europa und Nordamerika haben dabei den größten, Afrika und die Südpazifikregion den geringsten Anteil.

Entwicklungsgrad und Fußabdruck


Länder, die technisch weiter entwickelt sind, haben auch einen größeren ökologischen Fußabdruck, wie der Report beschreibt. Die ärmeren Länder, die einen vergleichsweise kleinen Fußabdruck haben, sind jedoch die am meisten durch die Auswirkungen der Umweltzerstörung betroffenen. Der Pro-Kopf-Fußabdruck von Ländern mit einem hohen Einkommensniveau beträgt etwa fünf Mal so viel wie der von Ländern mit Niedrigeinkommen. In den ärmeren Ländern ist dabei der Verlust an Artenvielfalt besonders hoch. Drei Viertel der Weltbevölkerung leben in Ländern mit gravierenden ökologischen Problemen und gleichzeitig sozialer Not durch niedrige Einkommen. Zwar zeigt sich, dass die wohlhabenderen Länder eine Zunahme bei der Artenvielfalt aufweisen. Dies ist jedoch nur möglich, weil sie ihren Verbrauch von Energie, Rohstoffen und damit ihren eigenen ökologischen Fußabdruck in die ärmeren Länder auslagern.

Das Wasser wird knapp


92 Prozent des Wassers auf der Erde ist Salzwasser. Der Rest ist Süßwasser, das aber fast zur Gänze in den Polkappen, Gletschern und unterirdischen Wasserspeichern gebunden ist. 92 des weltweiten Wasserverbrauchs gehen heute zu Lasten der Landwirtschaft. 4,4 Prozent verbraucht die Industrie und weniger als vier Prozent die Haushalte. Die Länder mit dem höchsten Wasserverbrauch sind China, Indien und die USA. Heute leben 768 Millionen Menschen weltweit ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser. Und der Verbrauch an Süßwasser wird bis 2030 um 40 Prozent zunehmen, so der Report. Schon jetzt leiden mehr als 200 Flusseinzugsgebiete, in denen insgesamt fast 2,7 Milliarden Menschen leben, an einer mindestens einmonatigen Wasserknappheit im Jahr.

Österreich


Österreich liegt mit seinem Pro-Kopf-Fußabdruck von allen untersuchten Ländern auf Platz 17. Würden alle Menschen so leben wie die Österreicher bräuchte die Menschheit 3,1 Planeten um die Bedürfnisse aller Menschen zu decken. Wir nehmen uns also dreimal so viel wie uns zusteht. Mehr als die Hälfte des ökologischen Fußabdrucks Österreichs fällt mit 57 Prozent auf die Freisetzung von Kohlendioxid, gefolgt vom landwirtschaftlichen Anbau mit 20 Prozent.

Ist die Welt noch zu retten?


Die Entwicklung der Menschheit muss sowohl in den reichen wie auch den ärmeren Ländern vom steigenden ökologischen Fußabdruck abgekoppelt werden. „Die Artenvielfalt unseres Planeten ist enorm wichtig für das Funktionieren der Ökosysteme, von denen unser aller Leben abhängt“, warnt Tauscher. Der Living Planet Report zeigt auch Beispiele aus mehreren Ländern, wie nachhaltiges Wirtschaften und die gleichzeitige Bewahrung der Biodiversität wie auch die Steigerung des Lebensstandards der Menschen möglich ist. Die wichtigsten Schlussfolgerungen des WWF für eine nachhaltigere Welt sind: „Wir müssen die Artenvielfalt so gut wie möglich bewahren und neue Strategien entwickeln wie wir nachhaltiger produzieren und konsumieren. Außerdem müssen wir die internationalen Finanzströme umleiten und die vorhandenen Ressourcen gerechter verteilen. Sonst wird es nicht möglich sein, dass im Jahr 2050 9,6 Milliarden Menschen ein nachhaltiges Leben führen können“, so Tauscher.

Die Forderungen des WWF


Der WWF fordert, dass mindestens zehn Prozent der Weltmeere als Meeresschutzgebiete ausgewiesen werden müssen. Heute sind nicht einmal ein Prozent der Meere unter Schutz gestellt. Im Vergleich dazu existieren insgesamt derzeit mehr als 100.000 Schutzgebiete, die 14 Prozent aller Landgebiete der Erde schützen. Die Versauerung der Meere hat durch die Freisetzung von Kohlendioxid seit der industriellen Revolution heute den höchsten Wert seit 65 Millionen Jahren erreicht. Nur ein rechtsverbindlicher Weltklimavertrag, der 2015 in Paris beschlossen werden muss, kann noch wirksam gegensteuern. „Der Wert aller Ökosysteme weltweit beträgt heute bis zu 145.000 Milliarden US-Dollar. Wenn wir sie zerstören, schaden wir uns damit selbst“, warnt Tauscher.

Hintergrund: Der Living Planet Report


Der Living Planet Report ist die wichtigste Publikation des WWF und verarbeitet Daten aus 40 Jahren zwischen 1970 und 2010. Der Report ist eine wichtige Entscheidungsgrundlage für Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft weltweit. Er erscheint alle zwei Jahre und wird weltweit in 18 Sprachen präsentiert. Mehr als 120 wissenschaftliche Institutionen arbeiten daran mit, darunter die Zoologische Gesellschaft von London (ZSL) und das Global Footprint Network (GFN). 2.337 Datenquellen wurden dabei verwendet. Die Studie beschreibt den Rückgang der Artenvielfalt, den ökologischen Fußabdruck in 152 Ländern im Verhältnis zu ihrer Biokapazität sowie den Wasserfußabdruck der Menschheit. In der vorliegenden zehnten Ausgabe wurde die Methodik verbessert, der Stickstoffkreislauf untersucht und die Wirksamkeit von Schutzgebieten auf die Bewahrung der Artenvielfalt erfasst. Im aktuellen Report wurden im Vergleich zum letzten Report im Jahr 2012 weitere wissenschaftliche Institutionen und ihre Forschungsergebnisse integriert und das Kapitel über die Wege aus der Krise erweitert.

Rückfragehinweis:

MMag. Franko Petri, Leiter Medien WWF, Tel. 01-48817-231; E-Mail: franko.petri@wwf.at.

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