Gleich zwei besondere Erfolge aus unserem WWF-Auenreservat Marchegg können wir derzeit feiern: Bei den Weißstörchen wurden die meisten Brutpaare seit 25 Jahren gezählt. Bereits seit 10 Jahren beweiden Konik-Pferde das Gebiet – und sorgen für einen wahren Arten-Boom.
Luchs-Bilanz 2015: Die Pinselohren kehren auf leisen Sohlen zurück

Presseaussendung
Wien, 1. Dezember 2015 – Der Luchs kehrt auf leisen Sohlen zurück nach Österreich. Zumindest im vergangenen Jahr 2015 gelang es ihm, hierzulande weiter Fuß zu fassen. Im Dreiländereck Österreich-Slowenien-Italien wurden drei erwachsene Luchse nachgewiesen und die Böhmerwaldpopulation im Norden Österreichs konnte sogar Nachwuchs verzeichnen. Getrübt wurde das Erfolgserlebnis jedoch durch eine grausame Luchstötung: ein Jungtier aus der Nationalpark Kalkalpen Region wurde brutal gewildert. „Um den Luchsbestand in Österreich aber langfristig zu sichern, muss von Monitoring über Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung bis hin zu gezielten und wissenschaftlich begleiteten Wiederansiedlungsprojekten noch viel getan werden. Umso wichtiger ist es, langfristige Partner wie die Leiter des Projektes ULyCA (Urgent Lynx Conservation Action), oder die Österreichischen Lotterien an unserer Seite zu haben”, schildert Christina Reisenbichler, Luchsexpertin beim WWF Österreich, die aktuelle Lage.
Erstmals seit vielen Jahren gab es im Dreiländereck Österreich-Slowenien-Italien wieder Luchsnachwuchs. Die im April 2014 angesiedelten Luchse Alus und Jura lebten sich gut ein. Jura bekam noch im selben Jahr zwei Junge. Diese Erfolgsreihe reißt auch nicht ab: der tot geglaubte Luchs Alus tauchte im Frühjahr 2015 wieder auf! Dank der Aufnahme einer Kamerafalle konnte er eindeutig identifiziert werden. Sein Halsband wurde zuvor am Waldrand gefunden, man vermutete einen illegalen Abschuss. Experten gehen mittlerweile davon aus, dass sich das GPS-Sendehalsband aufgrund von Krafteinwirkung wie vorgesehen an seiner Soll-Bruchstelle gelöst hat. Im Dreiländereck unterstützt der WWF das Projekt ULyCA zur Sicherung der Luchsbestände. Langfristig soll eine Verbindung dieses Luchsvorkommens mit der Dinaridenpopulation wiederhergestellt werden, um ein Überleben der Tiere zu sichern.
Erfolge und Verluste im Norden Österreichs
Im Norden Österreichs, rund um den Nationalpark Kalkalpen, war 2015 ebenfalls ein turbulentes Jahr. Da seit Mitte der 1990-er Jahre immer wieder ein Luchs im Gebiet nachgewiesen werden konnte, wurden zwischen 2011 und 2013 insgesamt drei Luchse – ein Männchen und zwei Weibchen – aus der Schweiz in die Region umgesiedelt. Schon 2012 gab es erstmals seit 150 Jahren wieder Luchsnachwuchs, gleich drei Junge erblickten das Licht der Welt. Insgesamt wurden seit 2012 bereits 13 Jungluchse in der Nationalpark Kalkalpen Region geboren. Gleichzeitig fehlten aber seit 2013 immer mehr Hinweise auf Luchsmännchen. Umso härter traf es alle Unterstützer aus Naturschutz, Forschung und Jägerschaft, als im letzten Jahr ein Luchsmännchen – gerade erst ein Jahr alt – tot in der Tiefkühltruhe eines Tierpräparators aufgefunden wurde. Auch wenn die Täterin bereits ausgeforscht und nicht rechtskräftig zu Schadenersatz und einer bedingtenGefängnisstrafe verurteilt wurde, bleibt der Schaden für die Luchse enorm. Aufgrund der geringen Zahl an Luchsen gefährdet schon der Verlust einzelner Tiere ein selbstständiges Überleben und Vermehren in den Nördlichen Kalkalpen.
Die Bedrohung der Luchse
Der Luchs war in weiten Teilen Europas bereits zur Gänze ausgerottet. Erst Wiederansiedlungsprojekte, mit deren Durchführung man in den 1970er Jahren begann, ermöglichten der edlen Katze eine vereinzelte Rückkehr in ihren ursprünglichen Lebensraum. In den frühen 1980-er Jahren besiedelte der Luchs das Dreiländereck Österreich-Slowenien-Italien und eroberte so kleine Teile der Ostalpen für sich zurück. Auch eine kleine Population in der Schweiz bildete sich. Eine weitere kleine Gruppe an Luchsen siedelte sich im Norden Österreichs (im Wald- und Mühlviertel) sowie im Süden Deutschlands (im bayerischen Wald) und in Tschechien (Böhmerwald) an. Obwohl immer wieder Luchse nachgewiesen werden können, bleibt die Anzahl der vorhandenen Individuen sehr gering. Das macht das selbständige Überleben und Vermehren der Luchse langfristig nach wie vor sehr schwierig.
Österreichische Lotterien unterstützen den WWF
Die Österreichischen Lotterien unterstützen den WWF bereits seit vielen Jahren. Die Arbeit des WWF zum Luchs ist ihnen dabei ein besonderes Anliegen. Mag. Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsdirektorin der Österreichischen Lotterien, zur Kooperation: „Wir sind stolz darauf, ein Partner des WWF zu sein. Wir freuen uns, durch unser Engagement einen Beitrag zur Rettung des Luchses in Österreich liefern zu können. Umwelt- und Naturschutz müssen ein gemeinsames Anliegen der Menschen sein, denn nur eine intakte Umwelt sichert das Weiter- und Überleben.”
Rückfragehinweis:
Theresa Gral MA, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. +43-1-48817-216, E-Mail: theresa.gral@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Welterschöpfungstag am 24. Juli: WWF fordert Kurswechsel zum Schutz des Planeten
Umweltschutzorganisation plädiert für Energiespar-Offensive, Bodenschutz-Vertrag und ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes
Neue WWF-Studie: Ankerschäden bedrohen artenreiche Seegraswiesen im Mittelmeer
Urlaubssaison am Mittelmeer: Seegraswiesen durch ankernde Boote stark gefährdet – Wichtiger Lebensraum beheimatet über 400 Tier- und 1.000 Pflanzenarten – WWF fordert Ausweitung von Schutzzonen
Vielfalt braucht Weide: “Arten-Boom” im WWF-Auenreservat Marchegg
Zehn Jahre Beweidung mit Konik-Pferden sorgt für mehr Artenvielfalt – Naturschutzorganisation empfiehlt Ausweitung naturnaher Beweidungsprojekte in Österreich
WWF-Erfolg: Pinger-Projekt schützt Flussdelfine in Brasilien
Immer weniger Konflikte zwischen Fischer:innen und Delfinen: Am Tapajós-Fluss zeigt der Einsatz von Pingern erste vielversprechende Erfolge zum Schutz der bedrohten Tiere.
EU-Budget: WWF warnt vor “Rückschritt auf Kosten der Natur”
Kommission will erfolgreiches LIFE-Programm streichen – Ohne Reformen würde Naturschutz zur finanziellen Nebensache degradiert – WWF fordert Bundesregierung zum Einschreiten auf
Kaunertal: WWF kritisiert Ausbauprojekt als “gefährlich und naturzerstörerisch”
Platzertal-Speicher zur UVP aufgelegt – Sicherheitsrisiken durch Naturgefahren weiterhin ungeklärt – WWF fordert Stopp des Projekts und verweist auf naturverträgliche Alternativen
WWF-Grillfleisch-Check: Billigfleisch-Aktionen befeuern die Naturzerstörung
Mehr als die Hälfte der Grillfleisch-Produkte enthält Übersee-Futtermittel ohne Umweltstandards – Tropische Wälder und Savannen werden dafür abgeholzt – WWF: Umweltzerstörung am Grill stoppen
“Viel verbautes Österreich”: WWF schreibt Bundeshymne neu
Chor singt in Kunstaktion über hohen Bodenverbrauch in Österreich – WWF fordert Bodenschutz-Vertrag mit verbindlicher Obergrenze für Bodenverbrauch