Am 29. September wählen wir den Nationalrat. Speziell vor der Wahl wollen wir darauf aufmerksam machen, wie entscheidend wirksamer Klimaschutz für uns alle in Österreich ist. Der WWF Österreich geht daher wieder zusammen mit den Fridays for Future beim EU-weiten Klimastreik auf die Straßen.
Nach Straßenbau-Evaluierung: WWF fordert Klima- und Bodencheck in ganz Österreich
Weitere große Bauprojekte neu bewerten – Boden- und Klimaschutz als öffentliches Interesse festschreiben
Wien, am 16. Juli 2021 – Anlässlich der wichtigen Evaluierung zahlreicher Straßenbauprojekte durch das Klimaschutzministerium fordert die Naturschutzorganisation WWF die Verankerung eines generellen „Klima- und Bodenchecks“ in Österreich. Die beiden Faktoren sollen als zentrale öffentliche Interessen definiert und große Bauprojekte unter diesem Gesichtspunkt neu bewertet werden – unabhängig, wissenschaftsbasiert und mit Konsequenzen. „Die Erderhitzung wird immer akuter, der Flächenfraß gefährdet überlebenswichtige Bodenfunktionen und die biologische Vielfalt. Daher müssen Projekte, die beim Klima- und Boden-Check durchfallen, rasch gestoppt oder durch eine umweltfreundliche Lösung ersetzt werden“, fordert WWF-Bodenschutzsprecherin Maria Schachinger. Mit durchschnittlich 11,5 Hektar verbautem Boden pro Tag verfehlt Österreich das Nachhaltigkeitsziel des Bundes um mehr als das Vierfache. Zugleich ist der Flächenfraß seit 20 Jahren knapp dreimal schneller gewachsen als die Bevölkerung. Der WWF fordert daher einen „Bodenschutz-Vertrag“ gegen den Flächenfraß sowie eine grundlegende Reform des Umweltrechts.
Anhand neun aktueller Negativbeispiele zeigt der WWF, wie geplante Skigebiete, Chaletdörfer, Straßen, Wasserkraftwerke und Logistikzentren unser Land zu zerstückeln drohen. In allen Bundesländern stehen massive Verbauungsprojekte an, die das Klima schädigen, wertvolle Böden versiegeln und in einigen Fällen nicht einmal vor Naturschutz-Gebieten halt machen. „Die Projekte zeigen die jahrzehntelangen Versäumnisse einer Raumordnungspolitik, die vor allem auf kurzsichtige Profitinteressen ausgerichtet ist. So werden immer mehr Böden zu Asphaltwüsten und Betonburgen, worunter sowohl unsere eigene Gesundheit, als auch Klima und Artenvielfalt leiden“, warnt WWF-Expertin Maria Schachinger.
Versiegelt und verbaut – Neun Negativbespiele für die Verbauung Österreichs
Besonders deutlich zeigt sich der Bedarf nach einem umfassenden Klima- und Bodencheck bei den vielen flächenfressenden, klimaschädigenden Straßenbauprojekten wie der Lobau-Autobahn, der Marchfeldschnellstraße oder der Bodensee-Schnellstraße. Gleichzeitig verdeutlicht der laufende Ausbau der Skigebiete, wie beispielsweise in Vorderstoder (OÖ) oder Zauchensee (Salzburg) gravierende Schwachstellen bei Bodenschutz und Umweltrecht mit viel zu hohen Schwellenwerten. Rund 40.000 Hektar Leerstand stehen laut Daten des Umweltbundesamts in Österreich zur Verfügung. Dennoch soll einem Logistikzentrum in Graz-Liebenau wertvolle Ackerfläche zum Opfer fallen. Währenddessen schreitet der Ausverkauf der Natur in Kärnten durch zahlreiche geplante Chalet-Dörfer voran, die zum Teil in weitgehend naturbelassenen Berglandschaften wie dem Spitaler Berg Goldeck entstehen sollen. Im Burgenland liegt eines der letzten wichtigen Vogelbrutgebiete direkt vor dem Nationalpark und UNESCO-Weltkulturerbe am Neusiedlersee. Ausgerechnet hier soll das Krankenhaus Gols errichtet werden – trotz mehrerer Alternativstandorte. Und in Tirol gefährdet der Ausbauplan des Kraftwerks Kaunertal eine streng geschützte Hochgebirgslandschaft, die hinter einer 120 Meter hohen Staumauer zu verschwinden droht.
Über den Klima- und Bodencheck
Der WWF fordert, dass ein umfassender Klima- und Boden-Check in alle relevanten Gesetze, Verordnungen und Strategien integriert wird. Anstatt zahnloser und lückenhafter Wirkungsfolgenabschätzungen braucht es unabhängige, wissenschaftsbasierte Kontrollen (vor allem bei Klimaschutz, Bodenverbrauch und Biodiversität) sowie die verpflichtende Vorlage von Alternativen. Das gilt vor allem dann, wenn geplante Vorhaben die Ziele des Pariser Klimavertrags, des EU-Naturschutzrechts und der Biodiversitätsstrategie verletzen oder konterkarieren.
Downloads: Negativ-Projekte Bundesländer (pdf, 3,6 MB)
Rückfragehinweis:
Valentin Ladstätter
Pressesprecher WWF Österreich
+43 676 83488 257
valentin.ladstaetter@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Trockenheit im Osten: WWF fordert Wasser-Rückhalt statt Donau-Zuleitung
Klimakrise verschärft Dürren und Hochwasser – Natürliche Rückhalteräume schaffen Ausgleich – WWF fordert Wiederherstellung von Feuchtgebieten
Good News: Teufelsrochen im Mittelmeer befreit & besendert
Dem WWF und seiner Partnerorganisation gelang es, rund 30 verirrte Teufelsrochen zu befreien. Bevor die Tiere in die Freiheit entlassen wurden, wurden sie mit einem Sender ausgestattet. So können wir mehr über die gefährdete Art erfahren.
Wilderei bedroht Störe: WWF warnt vor Aussterben der letzten “Donau-Dinosaurier”
WWF-Bericht zeigt Ausmaß der illegalen Jagd auf seltene Donau-Störe: Knapp 400 Fälle von Wilderei und verbotenem Handel aufgezeichnet, Dunkelziffer hoch – Umweltschutzorganisation fordert verstärkte Kontrollen
Renaturierung: WWF zeigt hohes Potenzial an der March
200 Quadratkilometer Auenlandschaft an der March wiederherstellbar – WWF-Reservat in Marchegg als Vorbild – WWF fordert Schwerpunkt auf Wiederherstellung von Flüssen
WWF legt über 50 Forderungen an künftige Bundesregierung vor
Umweltschutzorganisation fordert Klima- und Naturschutz-Offensive von neuer Regierung – Bundesweites Bodenschutzgesetz soll flächensparende Entwicklung sicherstellen
WWF: Brände im Amazonas, Cerrado und Pantanal breiten sich unaufhaltsam aus
Nach Rekord-Bränden im Juli geraten Feuer im August völlig außer Kontrolle: Knapp 29.000 Brandherde allein im Amazonas – giftige Rauchwolken gefährden Gesundheit der Bevölkerung
NEKP-Präsentation: WWF fordert ambitionierte Umsetzung
Umweltschutzorganisation fordert verbindlichen Abbauplan für umweltschädliche Subventionen, Energiespar-Programme und Stärkung natürlicher CO2-Senken
Startschuss für EU-Renaturierung: WWF fordert nationalen Schulterschluss
Naturschutzorganisation ruft Bund und Länder zum gemeinsamen konstruktiven Handeln auf – Ausreichende Finanzierung, bessere Datenlage und Transparenz wichtig für Erfolg