Umweltschutzorganisation fordert grundlegendes Umdenken von der Politik – Neue Bundesregierung muss “Grünes Sicherheitsnetz” für krisenfestes Österreich umsetzen
Naturschutz-Supergau: Land Steiermark im Kraftwerksrausch
Wien, Graz am 27. März 2008 – Am 14. März hat das Land Steiermark Grünes Licht für zwei Wasserkraftwerke an der Mur in Gössendorf und Kalsdorf gegeben. Für die beiden Projekte südlich von Graz wurde ein positiver UVP-Bescheid erteilt. „Diesen Kraftwerken eine Umweltverträglichkeit zu attestieren ist schlichtweg skandalös!“, kritisiert WWF-Wasserexperte Arno Mohl. Die Murauen sind als eine der bedeutendsten Aulandschaften Österreichs unter Schutz gestellt und beherbergen eine einzigartige Artenvielfalt. „Die Steiermark forciert auf Biegen und Brechen die Zerstörung ihrer letzten ökologisch wertvollen Flüsse und Bäche“ ist Mohl entsetzt. WWF und Naturschutzbund appellieren an Landeshauptmann Voves, sich für den Schutz der wenigen verbliebenen Flussjuwele des Landes einzusetzen und dem unkontrollierten Kraftwerksboom einen Riegel vorzuschieben. Nur noch ein Bruchteil der steirischen Flüsse sind unversehrt, so die Naturschützer. Schon jetzt hat die Steiermark nach Tirol die höchste Dichte an Wasserkraftwerken in Österreich.
In den Murauen südlich von Graz bei Gössendorf und Kalsdorf plant die STEWEAG-STEG den Bau von zwei Wasserkraftwerken mit einer Gesamtleistung von rund 37 MW. Dazu muss die Mur auf einer Länge von rund 8 Kilometern aufgestaut werden. Die Stromproduktion der beiden Kraftwerke würde lediglich 0,26 Prozent des Gesamtstromverbrauchs Österreichs abdecken. „Diese marginale Stromausbeute könnte man durch Einsparungen und durch Effizienzsteigerung bestehender Wasserkraftanlagen in der Steiermark auch ohne Naturverlust problemlos abdecken“, ist Markus Ehrenpaar vom Naturschutzbund Steiermark überzeugt.
Die Steiermark ist nach Tirol das Bundesland in Österreich mit der höchsten Dichte an Wasserkraftwerken. Der WWF hat Kenntnis von mehr als 40 aktuell geplanten Projekten. Etliche Kraftwerke sollen in Schutzgebieten, wie in den Natura 2000 Europaschutzgebieten an der Schwarzen Sulm, an der Oberen Mur bei Judenburg und St. Michael oder im Naturpark Sölktäler errichtet werden. „Die unheilvolle Allianz zwischen Kraftwerksbetreibern und Behördenvertretern auf der einen Seite und politische Versäumnisse auf der anderen Seite gefährden die letzten Flussparadiese der Steiermark“, erklärt Mohl. Außerdem widerspricht dieser Ausbauboom klar den Zielen der EU-Wasserrahmenrichtlinie, die letzten wertvollen Fließgewässer zu schützen und zu erhalten. „Wir werden gegen den positiven Bescheid auf jeden Fall Einspruch erheben“, gibt sich Ehrenpaar kämpferisch. „Die Europäische Kommission ist bereits eingeschaltet.“
Die Murauen mit einer Gesamtfläche von rund 1400 Hektar sind Landschaftsschutzgebiet und Biogenetisches Reservat – ein Prädikat, das vom Europarat vergeben wird. Die ausgedehnten Auwälder beherbergen bedrohte Vogelarten wie Schwarz-, Grau-, Mittelspecht und Wespenbussard sowie seltene Käfer- und Schmetterlingsarten. Der Fluss und seine Augewässer sind zudem Überlebensraum für Fischotter, Eisvogel und eine einzigartige Fischfauna.
Rückfragehinweis und Foto:
Arno Mohl, WWF Österreich Wasserexperte, Tel. 0676 – 83 488 300 Markus Ehrenpaar, Geschäftsführer Naturschutzbund Steiermark, Tel. 0664 – 40 77 133
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Nach Hochwasser: Wissenschaft und WWF fordern “Grünes Sicherheitsnetz”
Österreich erlebt ein Katastrophenjahr – WWF, Umweltmediziner Hans-Peter Hutter und Klimatologe Herbert Formayer fordern eine Naturschutz-Offensive für krisensicheres Österreich
Mittelmeer in “lebensbedrohlicher Krise”: WWF zieht erschreckende Bilanz nach Extremsommer
Rekordtemperaturen und Plastikverschmutzung prägten den Sommer im Mittelmeer – Zahlreiche Tierarten unter Druck – WWF fordert Ausweitung von Meeresschutzgebieten
Seltene Engelhaie in Kroatien entdeckt: WWF fordert neues Meeresschutzgebiet
Umweltschutzorganisation entdeckt ausgestorben geglaubte Engelhaie im kroatischen Mittelmeer – WWF fordert Meeresschutzgebiet, um die Tiere vor Fischerei und Verschmutzung zu schützen
„Platzertal bleibt“: Breite Allianz fordert Erhalt des Tiroler Alpenjuwels
Tiroler Musikszene spielt Konzert für Erhalt des Platzertals auf 2.500 Metern – Allianz aus WWF, Bürgerinitiativen und Musikern fordert Stopp der Ausbaupläne für das Kraftwerk Kaunertal
Weltweiter Klimastreik am 20. September 2024
Am 29. September wählen wir den Nationalrat. Speziell vor der Wahl wollen wir darauf aufmerksam machen, wie entscheidend wirksamer Klimaschutz für uns alle in Österreich ist. Der WWF Österreich geht daher wieder zusammen mit den Fridays for Future beim EU-weiten Klimastreik auf die Straßen.
Trockenheit im Osten: WWF fordert Wasser-Rückhalt statt Donau-Zuleitung
Klimakrise verschärft Dürren und Hochwasser – Natürliche Rückhalteräume schaffen Ausgleich – WWF fordert Wiederherstellung von Feuchtgebieten
Good News: Teufelsrochen im Mittelmeer befreit & besendert
Dem WWF und seiner Partnerorganisation gelang es, rund 30 verirrte Teufelsrochen zu befreien. Bevor die Tiere in die Freiheit entlassen wurden, wurden sie mit einem Sender ausgestattet. So können wir mehr über die gefährdete Art erfahren.
Wilderei bedroht Störe: WWF warnt vor Aussterben der letzten “Donau-Dinosaurier”
WWF-Bericht zeigt Ausmaß der illegalen Jagd auf seltene Donau-Störe: Knapp 400 Fälle von Wilderei und verbotenem Handel aufgezeichnet, Dunkelziffer hoch – Umweltschutzorganisation fordert verstärkte Kontrollen