WWF erkämpft Akteneinsicht in Landes-Gutachten und belegt unvollständige Tiwag-Unterlagen – Sachverständige sehen offene Gefahren – WWF fordert Stopp des UVP-Verfahrens
Naturschutzorganisationen warnen: Neues Agrarprogramm treibt Artensterben weiter voran
Presseaussendung
Wien, 8. April 2014 – Die Bundesregierung plant, den fertigen Programmentwurf für Ländliche Entwicklung nach dem Ministerrat vom 8. April zur Begutachtung in Brüssel vorzulegen. Sollten die aktuellen Pläne der Agrarpolitik des Bundes und der Länder umgesetzt werden, sehen die Naturschutzorganisationen BirdLife Österreich, WWF Österreich, Naturschutzbund Österreich und Naturfreunde Österreich weiteren massiven Artenschwund auf den heimischen Wiesen und Feldern als vorprogrammiert. Die vorgesehenen Budgetmittelkürzungen von bis zu 100 Mio. Euro im Agrarumweltprogramm (ÖPUL) sowie Kürzungen von ca. 30% beim Projektnaturschutz drohen den österreichischen Naturschutz in die Sackgasse zu führen. Die NGOs fordern eine deutliche Erhöhung der Naturschutzmittel in der Ländlichen Entwicklung auf mindestens 10% des Gesamtbudgets von 1,1 Mrd. Euro. Ein deutlicher Appell der NGOs ergeht auch an die für den Naturschutz zuständigen Länder, von den landeseigenen Aufstockungsmöglichkeiten zielgerichtet Gebrauch zu machen.
Landwirtschaft verursacht Artenschwund
„Jeder zweite Vogel und noch mehr Schmetterlinge und Bienen sind seit den 1980er Jahren verschwunden“, bringt Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer der Vogelschutzorganisation BirdLife die dringliche Sachlage auf den Punkt. Betroffen sind vor allem die landwirtschaftlichen Flächen. Alleine der Verzicht auf Pestizide und Kunstdünger reicht nicht aus, um den Lebensraumverlust vieler Arten zu stoppen. Einer Studie zufolge ist in Österreich alleine zwischen 1998 und 2011 ein Rückgang der Feldvögel von 31,7% zu verzeichnen gewesen. Europaweit ist die Zahl der Vogelarten in der Kulturlandschaft seit 1980 um 52% zurückgegangen, das sind um 300 Millionen Vögel weniger.
Die Investitionen der bisherigen Agrarumweltpolitik haben diese Entwicklung nicht aufhalten können. „Um den anhaltenden Artenschwund in Wiesen, Feldern und Wäldern zu stoppen und damit den EU-Zielen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt näher zu kommen, ist eine dringende Mittelaufstockung für ÖPUL, Naturschutzmaßnahmen und das Österreichische Waldökologie-Programm (ÖWÖP) erforderlich", so Bernhard Kohler, Programmleiter Biodiversität Österreich im WWF.
10% der Agrarfördergelder für den Naturschutz
Die NGOs fordern daher von den 1,1 Mrd. Gesamtbudget für Ländliche Entwicklung mindestens 10% für Kernmaßnahmen des Naturschutzes:
•50 Mio. Euro pro Jahr für "Pflege ökologisch wertvoller Flächen"
•40 Mio. Euro pro Jahr für Naturschutzprojekte
•27 Mio. Euro pro Jahr für ökologische Maßnahmen im Wald
Das EU-Programm der Ländlichen Entwicklung ist aufgrund seiner flächendeckenden Wirkung das wichtigste Mittel zur Verwirklichung von Naturschutz- und Umweltzielen, so Birgit Mair-Markart, Naturschutzbund- Geschäftsführerin. „Langfristig werden diese Sparmaßnahmen auch Konsequenzen für die Erholung in der Natur und den österreichischen Wandertourismus haben“, ergänzt Regina Hrbek, Programmleiterin Nachhaltige Entwicklung und Umweltpolitik bei den Naturfreunden Österreich.
Die Naturschutzorganisationen warnen Bundesminister Andrä Rupprechter sowie die für Land- und Forstwirtschaft sowie Naturschutz zuständigen Landesräte vor möglichen Fehlentscheidungen mit dramatischer Folgewirkung für die österreichische Artenvielfalt und appellieren an sie, alles zu tun die österreichischen Naturschätze zu bewahren.
Rückfragen:
Claudia Mohl, WWF Pressesprecherin, Tel. 01/48817-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Schlechtes Zwischenzeugnis für Österreichs Renaturierungsplan
Europaweite Analyse durch mehrere Umweltverbände: Österreich landet in der Kategorie der Länder mit geringen Fortschritten – Mehr Ambition und Budgetsicherheit für Renaturierung gefordert
Good News: Spektakuläres Comeback von Tiger Gamma in Thailand
Erfreuliche Wendung in Thailand: Der verschollen geglaubte Tiger Gamma ist wieder aufgetaucht. Seine Reise durch neu geschaffene Wildtierkorridore zeigt eindrucksvoll, wie Tiger-Schutz wirkt.
Silvester: Stressnacht für Tiere und Umwelt – WWF fordert Verbot von Böller-Verkauf
Leid für Wild- und Haustiere, Umweltverschmutzung und Gesundheitsgefahren durch Feuerwerkskörper – WWF fordert Verkaufsstopp
Neuer Biodiversitätsbericht: WWF fordert Naturschutz-Offensive
Wissenschaft warnt vor Folgen der Klima- und Biodiversitätskrise für Österreich und schlägt Lösungen vor – WWF für rasche Umsetzung „natürlicher Schutzmaßnahmen”
WWF-Erfolg: Kameras filmen Tiger in Myanmar
In Nagaland gelang nach 5 Jahren erstmals wieder der Nachweis eines Tigers. Ein Erfolg eines Wildtierkameras-Projekts, das bereits über 30 Säugetierarten festgehalten hat.
WWF: Fünf Tipps für einen umweltfreundlichen Weihnachtsbaum
Österreicher:innen greifen zu echten Weihnachtsbäumen – WWF zeigt, worauf es bei einem nachhaltigen Christbaum ankommt
WWF: Verordnung zur Biber-Tötung in Oberösterreich Rückschritt für Arten- und Naturschutz
Bis zu 158 Biber pro Saison in Oberösterreich zur Tötung freigegeben – Vorgehen der Landesregierung widerspricht EU-Recht
WWF: Anti-Umwelt-Paket der EU ist gefährlicher Irrweg
Naturschutzorganisation kritisiert Brechstangen-Politik gegen wichtige Standards – EU-Kommission handelt fahrlässig und verantwortungslos













