Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
Neue WWF-Grafik: Große Lücken im Osttiroler Schutzgebietsnetz. Naturschutz droht Aushöhlung durch Kraftwerksbauten
![Isel Isel](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/05/wwf-at_Wasserkraft_Isel_cRenateHoelzl.jpg)
Innsbruck, 14. Februar 2020. Eine von der Umweltschutzorganisation WWF Österreich veröffentlichte Grafik zu aktuellen Kraftwerksvorhaben im Isel-Einzugsgebiet verdeutlicht die Gefährdung der Osttiroler Gletscherflüsse. Direkt angrenzend an den Nationalpark Hohe Tauern sowie das Natura 2000-Gebiet Isel wird der Wasserkraftausbau trotz Schutzbemühungen vorangetrieben. „Ein Blick auf die Karte genügt, um zu erkennen, dass die großen Lücken im Schutzsystem von unterschiedlichen Kraftwerksbetreibern ausgenutzt werden und dadurch zum Problem für das ganze Schutzgebiet werden“, erklärt Gerhard Egger, Flussexperte vom WWF Österreich. Laut den vorliegenden Plänen würden fünf Kraftwerksprojekte direkt an den wichtigsten Isel-Zubringern Schwarzach, Lesachbach, Kalserbach und Tauernbach in naturnahe und teils sogar unberührte Flussstrecken eingreifen mit enormen Folgen für die Tier- und Pflanzenwelt. Wichtige Lebensräume der europaweit streng geschützten Ufer-Tamariske wären direkt betroffen. Daher fordert der WWF Österreich von LH-Stv. Josef Geisler und LH-Stv. Ingrid Felipe als Verantwortliche für Wasserwirtschaft beziehungsweise Umwelt- und Naturschutz einen Runden Tisch, um die Zukunft des Europaschutzgebietes sowie des Nationalparks abzusichern. „Das Land Tirol muss diesen schädlichen Bauvorhaben dringend eine Absage erteilen und die Lücken im Schutzsystem schließen. Ansonsten droht nichts anderes als die schrittweise Aushöhlung des Naturschutzes in Osttirol“, so Gerhard Egger.
![Lücken Im Iselschutz, © by WWF Lücken Im Iselschutz, © by WWF](/wp-content/uploads/2021/10/5e4573aa0173f_o.jpg)
Das Einzugsgebiet der Isel gilt im gesamten Alpenraum als einer der wertvollsten Lebensräume der geschützten Ufer-Tamariske. Um den Erhalt dieser Art dauerhaft abzusichern, wurde der Gletscherfluss im Jahr 2015 als Natura-2000 Gebiet „Osttiroler Gletscherflüsse Isel, Schwarzach und Kalserbach“ nominiert. Dennoch werden seitdem im Einzugsgebiet mehrere Wasserkraftprojekte forciert. „Der Schutzschirm für die Isel ist viel zu löchrig, um wirklich effektiv zu sein“, kritisiert WWF-Experte Gerhard Egger. „Mehr als 40 Prozent der Kernhabitate der Ufertamariske liegen außerhalb des Schutzgebiets und sind damit den Plänen der Kraftwerksbetreiber ausgeliefert.“ Darüber hinaus würden sowohl das geplante Kraftwerk am Kalserbach sowie die Bauvorhaben an der Schwarzach direkt in die wichtigsten Tamarisken-Lebensräume eingreifen. Die Entscheidungen über die jeweiligen Baugenehmigungen stehen unmittelbar bevor und könnten zur akuten Bedrohung für die Nationalparkregion werden.
Wie eine neue WWF-Grafik „Lücken im Iselschutz“ aufzeigt, liegen mehrere Projekte direkt an Schutzgebietsgrenzen: Die Kraftwerke Haslach-Kalserbach und Stalleralmbach betreffen das Natura 2000-Gebiet unmittelbar und das Kraftwerk Lesachbach grenzt an den Nationalpark Hohe Tauern. Bei den jeweiligen Kraftwerken sollen in Spitzenzeiten bis zu 80 Prozent des Flusswassers abgeleitet werden. Die Folgen für die Fischfauna wären verheerend. Aktuelle Untersuchungen im Gebiet zeigen, dass die Menge an Fischen seit 2011 um bis zu 50 Prozent eingebrochen ist. „Ein weiterer Ausbau der Wasserkraft im Isel-Gebiet könnte charakteristische Fischarten wie die Äsche bis zum Bestandszusammenbruch gefährden“, sagt WWF-Flussexperte Egger: „Wir können das Artensterben nicht wirksam bekämpfen, wenn Naturschutz nur auf dem Papier existiert. Wir haben in Tirol schon übermäßig viele Wasserkraftwerke, aber nur mehr ganz wenige intakte Flüsse. Angesichts des hohen Ausbaugrads brauchen wir jetzt einen lückenlosen Schutz der letzten Wildflüsse wie der Isel.“
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
WWF-Pressesprecher
Tel. 0676 83 488 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...