In einem Video präsentiert der WWF eine neue Version der Bundeshymne, in der das „viel verbaute Österreich“ besungen wird.
Neue WWF- Studie: Palmöl im Visier
Deutliche Senkung des Bedarfs und nachhaltiger Anbau aller Pflanzenöle für Eindämmung der Umweltprobleme dringend notwendig

Presseaussendung
Wien, 30. August 2016 – Der WWF präsentierte dieser Tage eine neue Studie, die die ökologischen Effekte eines Palmölverzichtes und –ersatzes untersucht. Das Ergebnis: Die Nutzung von Ersatz-Ölen wie Kokos-, Soja-, Sonnblumen- und Rapsöl würde eine um ein Vielfaches größere Anbaufläche benötigen. Das bringt einen Anstieg an Treibhausgasemissionen mit sich und bewirkt eine zusätzliche Bedrohung für Tier- und Pflanzenarten. „Die inflationäre Nutzung von Palmöl hat katastrophale Folgen für die Natur. Ein simpler Ersatz durch andere Pflanzenöle würde Umweltprobleme aber nur verlagern. Wir müssen unseren Bedarf drastisch senken und alle Ölpflanzen inklusive Palmöl nachhaltiger anbauen”, fasst Friederike Klein, WWF Referentin für Palmöl, zusammen. Derzeit steckt das beliebte Palmöl in jedem zweiten in Österreich erhältlichen Supermarktprodukt. Ein großer Teil des Palmölverbrauchs ließe sich durch Verzicht auf Palmöl als Biokraftstoff und bewussteren Konstum von Lebensmitteln einsparen. Das bedeutet vor allem weniger Süßes und Fettiges, frische Lebensmittel statt Fertigprodukte und weniger, dafür besseres Fleisch.
Weltweit wird Palmöl auf einer Fläche von über 17 Millionen Hektar angebaut, hauptsächlich in Indonesien und Malaysien. Zu oft werden für den wachsenden Bedarf an Palmöl neue Wald- und Torfböden genutzt, mit schlimmen Folgen für die Biodiversität und das Klima. Darum scheint der Ersatz von Palmöl oft eine naheliegende Lösung. Die neue WWF-Studie greift diesen Vorschlag auf und eruiert dessen Effekte für Flächenbedarf, Treibhausgasemissionen und Biodiversität. Zusammengefasst ergibt die Untersuchung, dass ein Komplettaustausch von Palmöl durch Ersatzöle rund 1,4 Millionen Hektar mehr Anbaufläche in Anspruch nehmen würde. Das ist darauf zurückzuführen, dass keine andere Pflanze auf einem Hektar Land so hohe Erträge wie die Ölpalme erzielt. Raps, Kokos und Sonnenblume bringen nur rund 0,7 Tonnen Öl pro Hektar. Soja sogar noch weniger. Zum Vergleich: Die Ausbeute bei Ölpalmen liegt bei durchschnittlich 3,3 Tonnen pro Hektar.
Gravierende negative Effekte prognostiziert die Studie auch für die biologische Vielfalt. Durch den zusätzlichen Flächenbedarf würden weltweit Ökosysteme zusätzlich unter Druck geraten. Dies trifft insbesondere bei einem Ersatz durch Kokos- und Sojaöl zu, die ebenfalls im tropischen Gürtel der Erde angebaut werden. So müsste bei einem Palmöl-Aus selbst Indonesien, das derzeit wichtigstes Anbauland für Ölpalmen, mit negativen Effekten für seine ohnehin stark bedrohte Fauna und Flora rechnen.
In Österreich ist Palmöl sehr begehrt und kommt in jedem zweiten Supermarktprodukt vor. Oft gelangt es auch versteckt über Produkte nach Österreich oder landet in Biokraftstoffen. Als langfristige Lösung für die Palmöl-Herausforderungen fordert der WWF daher ein radikales Umdenken in der Palmölnutzung:
- Unser Konsumverhalten muss sich drastisch ändern: Ein großer Teil des Palmölverbrauchs ließe sich einsparen, wenn wir auf Palmöl als Biokraftstoff verzichten und Lebensmittel bewusster konsumieren würden. Das bedeutet: vor allem weniger Süßes und Fettiges, frische Lebensmittel statt Fertigprodukte und weniger, dafür besseres Fleisch.
- Die Anbaubedingungen von Palmöl, aber auch von Ersatzölen, müssen rasch und drastisch verbessert werden. Als Mindeststandard gilt der RSPO, nachhaltigs Palmöl geht aber weiter. Der WWF fordert strengere Zusatzkriterien, wie sie zum Teil schon von Initiativen wie die POIG Group oder demFONAP umgesetzt werden.
- Unternehmen müssen eine nachhaltigere Einkaufspolitik an den Tag legen. Palmöl und alle anderen Pflanzenöle müssen aus umwelt- und sozialverträglichen Quellen stammen.
- Die Politik muss mit verpflichtenden Gesetzen und Richtlinien für Nachhaltigkeitskriterien von Pflanzenölen Stellung beziehen.
Rückfragehinweis:
Theresa Gral, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 01 48817 216 , E-Mail: theresa.gral@wwf.at
Hintergrund WWF-Studie „Auf der Ölspur“
Für die WWF-Studie wurden Möglichkeiten und Auswirkungen einer Substitution von Palmöl durch andere pflanzliche Öle untersucht. Erstmals gelang es 98 Prozent des deutschen Palmölverbrauchs von jährlich knapp 1,8 Mio. Tonnen zu ermitteln. Anschließend wurde geprüft, welche Öle technisch geeignet sind, Palmöl zu ersetzen und welche Effekte dies auf Flächenbedarf, Treibhausgasemissionen und Biodiversität hätte. Dafür wurden zu jeweils realistischen Anteilen Soja, Kokos, Raps und Sonnenblume auf die Sektoren umgelegt.
In einem zweiten Ansatz wurde durchgerechnet, ob Deutschland theoretisch seinen Bedarf nur durch heimische Pflanzenöle decken könnte. Dafür müsste die Anbaufläche in Deutschland um 730.000 Hektar ausgeweitet werden. Das entspräche der doppelten Größe Mallorcas. Auch bei diesem Ansatz würden mehr Treibhausgase freigesetzt. Global betrachtet könnten jedoch positive Effekte für die Biodiversität erwartet werden. Hierzulande sind allerdings – jenseits der Flächenproblematik – negative Auswirkungen für Fauna und Flora zu befürchten.
In beiden Modellen wird eine Substitution durch Erdöl ausgeschlossen, da die fossile Rohstoffgewinnung keine Alternative darstellt. Ein Palmöl-Aus darf daher nicht dazu führen, dass in Kerzen oder Reinigungsmittel wieder Erdöl verwendet wird. Zudem gilt für beide Berechnungen die optimistische Prämisse, dass 500.000 Tonnen Palmöl im Bioenergie-Sektor durch Alt-Fette ersetzt werden. Diese finden allerdings bereits heute in der chemischen Industrie z.B. als Schmierstoffe Verwendung und stehen daher nicht unbegrenzt zur Verfügung.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
Seeadler getötet: WWF und BirdLife fordern Aktionsplan gegen Wildtierkriminalität
Besenderter Seeadler “Dante” stirbt nach Schussverletzung und Zugkollision – WWF und BirdLife fordern konsequentes Vorgehen gegen illegale Verfolgung streng geschützter Arten
Sie haben abgestimmt: Größte Bausünde steht in Ohlsdorf
Das Logistikzentrum in Ohlsdorf wurde zur größten Bausünde gewählt! Für den Bau mussten 19 Hektar Wald weichen – ein trauriges Beispiel für die fehlgeleitete Bodenpolitik in Österreich.
Zerstörung Schwarze Sulm: Umweltverbände ziehen gegen Kraftwerkspläne erneut vor Gericht
WWF, ÖKOBÜRO und Arbeitskreis zum Schutz der Koralpe reichen Revision beim Höchstgericht ein – Forderung nach endgültigem Projektstopp und verbindlichen Schutz für frei fließende Flüsse
WWF warnt zum Ferienstart vor Artenschmuggel im Gepäck
Mitbringsel aus seltenen Tier- und Pflanzenarten gefährden Artenvielfalt – Geld- und Gefängnisstrafen drohen auch bei ungewolltem Schmuggel – WWF-Souvenir-Ratgeber klärt auf
Neuer WWF-Bodenreport: Bis 2050 drohen weitere 1.000 Quadratkilometer verloren zu gehen
Politische Ziele bislang deutlich verfehlt, Prognose negativ – WWF fordert Kurswechsel mit Bodenschutz-Vertrag
WWF warnt vor Folgen der Regenwald-Zerstörung für Artenvielfalt und Klima
Tag des Regenwaldes am 22. Juni: Regenwälder schrumpfen weltweit, im Amazonas besonders rasant – WWF fordert verstärkten Schutz und entschlossenen Kampf gegen weltweite Entwaldung
WWF: Dramatischer Befund der Wissenschaft zur Klimakrise
Der “Zweite Österreichische Klima-Sachstandsbericht” zeigt Probleme und Maßnahmen gegen die Klimakrise – WWF ruft Politik zum Handeln auf
WWF begrüßt Pfundser Ergebnis gegen Ausbau Kraftwerk Kaunertal
Bevölkerung von Pfunds lehnt Ausbauprojekt ab – WWF fordert Absage des Planungsfossils und Prüfung von Alternativen