Prüfung von Fachleuten belegt: Lobautunnel-Projekt ist die schlechteste Variante – Umwelt- und Gesundheitsrisiken sowie Milliardenkosten sprechen eindeutig dagegen
Neuer WWF-Report: Globaler Süden trägt Zehnfach-Kosten von Plastikverschmutzung

Plastik ist günstig – so scheint es. Doch die gesellschaftlichen Kosten sind enorm – und ungleich verteilt. Vor allem ärmere Länder zahlen den “wahren Preis” für die Auswirkungen der globalen Plastik-Krise – zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Beratungsfirma Dalberg im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature). Demnach ist die gesamte Plastik-Wertschöpfungskette – von der Gewinnung der Rohstoffe, über die Produktion, die Verwendung, die Entsorgung und Verschmutzung durch Plastikmüll – von strukturellen Schieflagen gekennzeichnet, die das weltweite soziale Ungleichgewicht befeuern: “Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen tragen acht bis zehnmal höhere Kosten der weltweiten Plastik-Krise als reiche Industrienationen, obwohl sie pro Kopf fast dreimal weniger Plastik verbrauchen. Wir brauchen dringend ein starkes, internationales Abkommen, um diese Schieflage zu korrigieren und die Plastik-Flut zu stoppen”, sagt WWF-Experte Axel Hein mit Blick auf die nächste Woche startenden UN-Verhandlungen in Nairobi, Kenia.
Die Mehrkosten im globalen Süden entstehen laut dem Report vor allem durch die Umweltbelastungen des Plastik-Systems, wie Luftverschmutzung oder Schadstoffeintrag in Gewässer und Natur. Denn: Seit dem Jahr 2000 hat sich die weltweite Plastikmüllmenge auf 353 Millionen Tonnen verdoppelt. Doch nur zehn Prozent des globalen Plastikmülls werden recycled. 20 Prozent landen hingegen auf fragwürdigen Deponien, ungefiltert in der Umwelt oder werden illegal verbrannt. Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind außerdem schlechter im Umgang mit der Plastik-Flut ausgerüstet, was neben direkten Umweltschäden auch ernste Gesundheitsrisiken für marginalisierte Bevölkerungsgruppen beinhält. Insgesamt verursachen Krankheiten im Zusammenhang mit unsachgemäßer Abfallbewirtschaftung jährlich bis zu eine Million Todesfälle – 93 Prozent davon in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Auch die prekären Arbeitsbedingungen in der Abfallentsorgung sind oft gefährlich für die Arbeitenden. “Das derzeitige Plastik-System ist tödlich. Ohne dringend nötige Reformen wird sich die Krise nur noch verschlimmern und dabei die Schwächsten weiterhin am härtesten treffen. Wir müssen die Verursacher viel stärker in die Pflicht nehmen”, fordert Axel Hein.
Der WWF fordert daher ein starkes UN-Abkommen mit verbindlichen, harmonisierten Regeln für Produktion und Verbrauch. Ein wirksames Plastikabkommen muss Kunststoffprodukte mit hohem Verschmutzungsrisiko sowie besonders problematische oder toxische Polymere und Chemikalien verbieten, oder ihre Produktion auslaufen lassen. “Das Abkommen muss insbesondere Wegwerfartikel und Mikroplastik zur Priorität machen. Ein weltweites Verbot für risikoreiche und unnötige Einwegplastik-Produkte, wie etwa Plastikbesteck oder Zigarettenfilter muss Teil der Lösung sein”, sagt Hein. Denn Einwegplastik-Produkte machen 60 Prozent des weltweit produzierten Kunststoffes aus. Außerdem muss das Abkommen Regeln zur Wiederverwertbarkeit und verbesserten Recyclingfähigkeit enthalten.
Tödliches Plastik-Meer
Weil die Sammlung von Plastikmüll in ärmeren Ländern besonders schlecht funktioniert, landet weggeworfenes Plastik in Flüssen und schließlich in den Ozeanen – und letztlich in unserer Nahrungskette. Mittlerweile geht man von schätzungsweise rund 150 Millionen Tonnen an Plastik aus, das in den Weltmeeren treibt – mit fatalen Folgen: “Plastikstücke im Magen, tödliche Schlingen um den Hals oder chemische Weichmacher im Blut – die Auswirkungen von Plastikmüll auf Meerestiere sind unterschiedlich. Wie sich die Mikroplastik-Verschmutzung über die Nahrungskette auf den Menschen auswirkt, ist noch viel zu wenig erforscht”, warnt Hein. Schätzungen zufolge verschlucken schon heute bis zu 90 Prozent aller Seevögel und 52 Prozent aller Meeresschildkröten Plastik. Besonders hart trifft die Verschmutzung Korallenriffe und Mangrovenwälder, die zu den weltweit wichtigsten marinen Ökosystemen gehören.
Anmerkungen zum Report:
Während in reichen Industrienationen die geschätzten Gesamtkosten für ein Kilogramm Plastik 19 US-Dollar betragen, liegen die Kosten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen acht Mal höher bei 150 US-Dollar. Vergleicht man nur die Staaten mit Niedrigeinkommen, liegen die Kosten zehnfach höher bei 200 US-Dollar pro Kilo Plastik.
Bilder zum Download hier.
Weitere Infos zu Plastik im Meer hier.
News
Aktuelle Beiträge
Seeadler: Österreichs Wappentier geht gestärkt in die neue Brutsaison
Bereits rund 90 Seeadler-Paare in Österreich – illegale Verfolgung als große Gefahr – WWF fordert ambitionierte Umsetzung der EU-Renaturierungsverordnung
Good News: 90 Seeadler-Paare leben bereits in Österreich
Der strenge Schutz und die Schutzmaßnahmen wirkt: Mittlerweile gibt es bereits rund 90 Seeadler-Paare in Österreich. Doch weiterhin ist die illegale Verfolgung eine große Gefahr.
Good News: Luchs Janus im Nationalpark Kalkalpen freigelassen
Luchs Janus auf großer Mission: Im Nationalpark Kalkalpen soll er dazu beitragen, den dortigen Luchsbestand zu stärken.
EU-Wettbewerbs-Kompass: WWF warnt vor gefährlichem Irrweg
Umweltschutzorganisation zu Vorschlägen der Europäischen Kommission – Unter dem Deckmantel Bürokratieabbau soll der European Green Deal ausgehöhlt werden
WWF-Erfolg: 139 junge Polarfüchse im hohen Norden gesichtet
Die Polarfüchse haben sich den hohen Norden zurückerobert! Im Jahr 2024 wurden in Norwegen, Schweden und Finnland insgesamt 139 Jungtiere nachgewiesen. Der WWF unterstützt die Umsetzung von Schutzmaßnahmen vor Ort.
Good News: Mehr Schutz für Kaisergranate in Kroatien
Gute Nachrichten aus Kroatien: Wenn weibliche Kaisergranaten Eier tragen, müssen Fischer:innen diese wieder zurück ins Meer werfen. Diese Änderung in der Fischereiverordnung ist ein wichtiger Schritt, um die Population zu erhalten.
Treibhausgas-Bilanz: WWF fordert Klima- und Naturschutz-Offensive von künftiger Bundesregierung
Umweltorganisation warnt vor Retro-Kurs und empfiehlt Reformen: Energiesparen, Gebäude sanieren, umweltschädliche Subventionen abbauen, Bodenschutz-Vertrag beschließen
Regierungsverhandlungen: WWF kritisiert massive Einschnitte bei Klimaschutz-Maßnahmen
Umweltschutzorganisation bewertet Kürzungspläne als “fahrlässig und kontraproduktiv” – Sparpaket bei umweltschädlichen Subventionen gefordert