Störche kehren aus Winterquartier zurück – 2024 war ein sehr gutes Jahr für den Bestand – WWF-Auenreservat bietet ausgezeichnete Lebensbedingungen
Neuer WWF-Report: Globaler Süden trägt Zehnfach-Kosten von Plastikverschmutzung

Plastik ist günstig – so scheint es. Doch die gesellschaftlichen Kosten sind enorm – und ungleich verteilt. Vor allem ärmere Länder zahlen den “wahren Preis” für die Auswirkungen der globalen Plastik-Krise – zu diesem Schluss kommt eine neue Studie der Beratungsfirma Dalberg im Auftrag der Umweltschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature). Demnach ist die gesamte Plastik-Wertschöpfungskette – von der Gewinnung der Rohstoffe, über die Produktion, die Verwendung, die Entsorgung und Verschmutzung durch Plastikmüll – von strukturellen Schieflagen gekennzeichnet, die das weltweite soziale Ungleichgewicht befeuern: “Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen tragen acht bis zehnmal höhere Kosten der weltweiten Plastik-Krise als reiche Industrienationen, obwohl sie pro Kopf fast dreimal weniger Plastik verbrauchen. Wir brauchen dringend ein starkes, internationales Abkommen, um diese Schieflage zu korrigieren und die Plastik-Flut zu stoppen”, sagt WWF-Experte Axel Hein mit Blick auf die nächste Woche startenden UN-Verhandlungen in Nairobi, Kenia.
Die Mehrkosten im globalen Süden entstehen laut dem Report vor allem durch die Umweltbelastungen des Plastik-Systems, wie Luftverschmutzung oder Schadstoffeintrag in Gewässer und Natur. Denn: Seit dem Jahr 2000 hat sich die weltweite Plastikmüllmenge auf 353 Millionen Tonnen verdoppelt. Doch nur zehn Prozent des globalen Plastikmülls werden recycled. 20 Prozent landen hingegen auf fragwürdigen Deponien, ungefiltert in der Umwelt oder werden illegal verbrannt. Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen sind außerdem schlechter im Umgang mit der Plastik-Flut ausgerüstet, was neben direkten Umweltschäden auch ernste Gesundheitsrisiken für marginalisierte Bevölkerungsgruppen beinhält. Insgesamt verursachen Krankheiten im Zusammenhang mit unsachgemäßer Abfallbewirtschaftung jährlich bis zu eine Million Todesfälle – 93 Prozent davon in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Auch die prekären Arbeitsbedingungen in der Abfallentsorgung sind oft gefährlich für die Arbeitenden. “Das derzeitige Plastik-System ist tödlich. Ohne dringend nötige Reformen wird sich die Krise nur noch verschlimmern und dabei die Schwächsten weiterhin am härtesten treffen. Wir müssen die Verursacher viel stärker in die Pflicht nehmen”, fordert Axel Hein.
Der WWF fordert daher ein starkes UN-Abkommen mit verbindlichen, harmonisierten Regeln für Produktion und Verbrauch. Ein wirksames Plastikabkommen muss Kunststoffprodukte mit hohem Verschmutzungsrisiko sowie besonders problematische oder toxische Polymere und Chemikalien verbieten, oder ihre Produktion auslaufen lassen. “Das Abkommen muss insbesondere Wegwerfartikel und Mikroplastik zur Priorität machen. Ein weltweites Verbot für risikoreiche und unnötige Einwegplastik-Produkte, wie etwa Plastikbesteck oder Zigarettenfilter muss Teil der Lösung sein”, sagt Hein. Denn Einwegplastik-Produkte machen 60 Prozent des weltweit produzierten Kunststoffes aus. Außerdem muss das Abkommen Regeln zur Wiederverwertbarkeit und verbesserten Recyclingfähigkeit enthalten.
Tödliches Plastik-Meer
Weil die Sammlung von Plastikmüll in ärmeren Ländern besonders schlecht funktioniert, landet weggeworfenes Plastik in Flüssen und schließlich in den Ozeanen – und letztlich in unserer Nahrungskette. Mittlerweile geht man von schätzungsweise rund 150 Millionen Tonnen an Plastik aus, das in den Weltmeeren treibt – mit fatalen Folgen: “Plastikstücke im Magen, tödliche Schlingen um den Hals oder chemische Weichmacher im Blut – die Auswirkungen von Plastikmüll auf Meerestiere sind unterschiedlich. Wie sich die Mikroplastik-Verschmutzung über die Nahrungskette auf den Menschen auswirkt, ist noch viel zu wenig erforscht”, warnt Hein. Schätzungen zufolge verschlucken schon heute bis zu 90 Prozent aller Seevögel und 52 Prozent aller Meeresschildkröten Plastik. Besonders hart trifft die Verschmutzung Korallenriffe und Mangrovenwälder, die zu den weltweit wichtigsten marinen Ökosystemen gehören.
Anmerkungen zum Report:
Während in reichen Industrienationen die geschätzten Gesamtkosten für ein Kilogramm Plastik 19 US-Dollar betragen, liegen die Kosten in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen acht Mal höher bei 150 US-Dollar. Vergleicht man nur die Staaten mit Niedrigeinkommen, liegen die Kosten zehnfach höher bei 200 US-Dollar pro Kilo Plastik.
Bilder zum Download hier.
Weitere Infos zu Plastik im Meer hier.
News
Aktuelle Beiträge
Weltnaturkonferenz: WWF sieht Schritte in die richtige Richtung
Staatengemeinschaft beschloss Regelung zur Finanzierung des Weltnaturabkommens – WWF spricht von “notwendigen Maßnahmen zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen”
Regierungsprogramm: WWF fehlen große Würfe
Umweltschutzorganisation: Arbeitsprogramm der Dreier-Koalition enthält positive Ansätze, aber auch viele Schwächen, Lücken und Widersprüche – Große Würfe und Prioritäten fehlen
Omnibus-Verordnung: WWF kritisiert Angriff auf EU-Green Deal
Umweltschutzorganisation warnt vor schwerem Rückschlag für EU-Umweltziele – Unternehmen brauchen klare Richtlinien statt Zickzackkurs
Weltnaturkonferenz: WWF fordert rasche Einigung bei Finanzierungsfrage
Weltnaturkonfernz COP16 wird in Rom fortgesetzt – Finanzierungsfrage als Knackpunkt – Weltweiter Biodiversitätsverlust bedroht unsere Lebensgrundlagen
AVISO: Weltweite Klimaschutz-Aktion “WWF Earth Hour” findet am 22. März statt
Weltweite Rückschritte in der Klimapolitik – Umweltschutzorganisation WWF vereint Millionen Menschen, Unternehmen und Gemeinden hinter gemeinsamem Appell für mehr Klimaschutz
WWF zur Fiskalrats-Analyse: Politik muss alle Instrumente für mehr Klimaschutz nutzen
Umweltschutzorganisation fordert verbindliche Ziele und klare Regeln – Massiver Abbau umweltschädlicher Subventionen “dringend und überfällig” für Klima und Budget
WWF-Erfolg: Erstmals Meeresschildkröten-Nester in Nord-Tunesien entdeckt
Erstmals wurden Nester der Unechten Karettschildkröte an Tunesiens Nordküste entdeckt – ein wichtiger Erfolg für den Artenschutz! Dank gezielter Maßnahmen erreichten zahlreiche Jungtiere sicher das Meer.
Wale als Klimaschützer: WWF fordert besseren Schutz für “wandernde CO2-Speicher”
Meeressäuger weltweit unter Druck – Umweltschutzorganisation WWF fordert besseren Schutz von Wal-Wanderrouten