Politische Ziele bislang deutlich verfehlt, Prognose negativ – WWF fordert Kurswechsel mit Bodenschutz-Vertrag
OECD-Schutz für Gorillas

Wien, London, 14. Februar 2014 – Die nationale Kontaktstelle für OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen in Großbritannien hat die Beschwerde des WWF gegen die britische Ölfirma Soco International plc angenommen und heute eine Prüfung des Sachverhalts angekündigt. Die Naturschutzorganisation wirft dem Unternehmen vor, mit seinen Plänen zur Erkundung und Förderung von Ölvorkommen im Virunga Nationalpark Umwelt- und Menschenrechte systematisch zu unterlaufen und dort lebende Menschen und Tiere bewusst großen Gefahren auszusetzen.
„Die heutige Entscheidung bestätigt, dass die Sorge des WWF um Afrikas ältesten Nationalpark gerechtfertigt ist. Zugleich ist es eine ernsthafte Warnung an Wirtschaft und Industrie, dass die Öffentlichkeit ihnen genau auf die Finger schaut. Firmen können es sich nicht länger leisten, Umwelt- und Sozialstandards zu missachten“, sagt Johannes Kirchgatter, WWF Afrika-Referent. Durch die heutige Entscheidung sei zudem ein Präzedenzfall geschaffen worden, mit dem Naturschützer in Zukunft mit Hilfe der OECD Umweltbedrohungen bekämpfen könnten.
Der WWF fordert Soco auf, die Suche nach Öl in Virunga sofort einzustellen. Sollte sich das Unternehmen weiter weigern, riskiere es dauerhaft seinen Ruf und den der gesamten Ölindustrie weiter zu schädigen. In seiner Beschwerde hatte der WWF dargelegt, dass die Firma massiv gegen die OECD-Standards gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung verstoßen hat. Das vom WWF zur Verfügung gestellte Material und die vorgebrachten Einwände machen eine genaue Untersuchung der Aktivitäten der Firma SOCO im Virunga-Nationalpark erforderlich, so die Einschätzung der OECD Kontaktstelle in ihrer heutigen Erklärung. Damit wird nun ein Vermittlungsverfahren eingeleitet, in dem Soco zu den Vorwürfen Stellung nehmen muss.
Der WWF belegt in seiner Beschwerde, dass Soco kongolesische Sicherheitskräfte dazu benutzt hat, Gegner der Ölförderpläne einzuschüchtern, zu bedrohen und illegal festzuhalten. Des Weiteren soll das Unternehmen im Gespräch mit den betroffenen Gemeinden wichtige Informationen über Umweltgefahren zurückgehalten haben. Socos eigene Risikoabschätzung zeigt, dass bereits die Erkundung potenzieller Ölfelder das fragile Ökosystem in Virunga gefährden könne. In der Folge drohten Umweltverschmutzung, Lebensraumzerstörung und zunehmende Wilderei. Damit wäre die Lebensgrundlagen für über 50.000 Menschen in Gefahr.
Die Regierungen von Deutschland, Großbritannien und Belgien haben sich bereits gegen die Aktivitäten von Soco im Virunga-Nationalpark ausgesprochen und mehr als 600.000 Menschen haben eine Petition des WWF gegen die Ölförderpläne des Unternehmens unterzeichnet. Das UNESCO-Welterbekomitee forderte die Demokratische Republik Kongo dazu auf, die Vergabe der Ölkonzessionen rückgängig zu machen. Der Nationalpark ist seit 1979 UNESCO Weltnaturerbe. Der französische Ölkonzern Total, ebenfalls im Besitz einer Fördergenehmigung, hat seine Pläne zur Ölförderung auch auf Druck des WWF in Virunga aufgegeben und darüber hinaus erklärt, zukünftig auf Ölbohrungen in UNESCO-Welterbestätten generell zu verzichten.
Die Entscheidung der nationalen Kontaktstelle findet sich hier
WWF Bildmaterial hier
Kontakt:
Sylvia Ratzlaff, Pressesprecherin WWF Deutschland, Tel.: +49 30 311 777 – 467
Claudia Mohl, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF warnt vor Folgen der Regenwald-Zerstörung für Artenvielfalt und Klima
Tag des Regenwaldes am 22. Juni: Regenwälder schrumpfen weltweit, im Amazonas besonders rasant – WWF fordert verstärkten Schutz und entschlossenen Kampf gegen weltweite Entwaldung
WWF: Dramatischer Befund der Wissenschaft zur Klimakrise
Der “Zweite Österreichische Klima-Sachstandsbericht” zeigt Probleme und Maßnahmen gegen die Klimakrise – WWF ruft Politik zum Handeln auf
WWF begrüßt Pfundser Ergebnis gegen Ausbau Kraftwerk Kaunertal
Bevölkerung von Pfunds lehnt Ausbauprojekt ab – WWF fordert Absage des Planungsfossils und Prüfung von Alternativen
Good News: Berggorilla-Check in Uganda gestartet
Wie viele Berggorillas leben noch im Bwindi-Sarambwe-Gebiet? Diese Frage soll eine aktuelle Erhebung beantworten. Erstmals werden auch Schimpansen gezählt.
WWF: Luchse in Österreich nach wie vor gefährdet
Nur maximal 35 Individuen in ganz Österreich – Lebensraumzerschneidung isoliert Bestände – WWF fordert bessere Raumplanung und Bekämpfung der Wildtierkriminalität
WWF: Neue Studie zeigt Leistbarkeit gesunder und biologischer Ernährung
Warenkorb-Untersuchung: Gesündere Ernährung und weniger Verschwendung ermöglichen Bio-Qualität ohne Mehrkosten – Vorteile für Umwelt, Gesundheit und Haushaltsbudget
Neue Studie: Pumpspeicher im Platzertal könnte “Milliardengrab” werden
Studie zu Kaunertal-Ausbau zeigt fehlende Wirtschaftlichkeit – Projekt wäre teuerstes Pumpspeicherkraftwerk Österreichs – WWF fordert Wirtschaftlichkeitsprüfung aller Alternativen
Wie Wale wandern: WWF veröffentlicht digitale Plattform zum Schutz “mariner Superhighways”
Schiffsverkehr, Lärm und Verschmutzung stören die Wanderrouten der Wale zunehmend – WWF veröffentlicht interaktives Online-Tool zum Schutz der Ozeanriesen