Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Österreichs erste Tagung zu regenwaldfreundlichem Soja

Wien, 17. Juni 2008 – Gestern fand die erste österreichische Tagung zu Nachhaltigkeit im Sojaanbau statt. Rund 40 Vertreter der Futtermittel- und Lebensmittelindustrie diskutierten gemeinsam mit dem WWF die Herausforderungen und Chancen bei der Verwendung von nachhaltigem Soja nach Basler Kriterien in der Praxis. Die Kriterien wurden 2004 vom WWF und der Schweizer Einzelhandelskette Coop entwickelt und garantieren ökologische und soziale Standards in der Sojaproduktion.
Der zunehmende Sojaanbau in Südamerika bietet zwar viele wirtschaftliche Vorteile, die konventionelle Sojaproduktion ist aber für enorme ökologische und soziale Missstände verantwortlich. Die Folgen reichen von massiver Abholzung tropischen Waldes zur Gewinnung von Anbauflächen, über Grundwasserverschmutzung durch intensiven Chemikalieneinsatz bis hin zur Verdrängung von Kleinbauern und der Verletzung von Landrechten. Dazu trägt auch unser Konsumverhalten bei. Denn für Österreichs Lebensmittel- und Futtermittelindustrie ist südamerikanisches Soja unverzichtbar. Die von WWF und Coop Schweiz entwickelten Basler Kriterien beinhalten ökologische und soziale Richtlinien, um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken.
Der WWF und das Naturhistorische Museum Wien luden zur ersten österreichischen Tagung zum Thema Nachhaltigkeit im Sojaanbau, um den Status quo am österreichischen Futtermittelmarkt zu beleuchten. Erfahrungsberichte aus unterschiedlichsten Wirtschaftsbereichen und der Austausch in Form kleiner Diskussionsgruppen zeigten deutlich: Das ökologische und soziale Engagement der Wirtschaft steigt. Offene Fragen gibt es noch bezüglich Verfügbarkeit und Preisgestaltung von Soja nach Basler Kriterien.
„Fakt ist, der Weltmarkt bietet jährlich mehr als 2 Mio. Tonnen Soja nach Basler Kriterien“, betont Georg Scattolin, WWF-Nachhaltigkeitsexperte. „Der österreichische Bedarf von rund 600.000 Tonnen zur heimischen Futtermittelproduktion wäre damit klar abdeckbar.“ Preislich entstehen für Basler Kriterien Soja im Vergleich zu gentechnikfreiem Soja kaum Mehrkosten. Die Preissteigerungen für den europäischen Konsumenten dürften minimal sein. „Die europäischen Verbraucher lehnen gentechnisch veränderte Ware ab“, so Jochen Koester von TraceConsult, einem Beratungsunternehmen zur Umsetzung von Corporate Social Responsibility. „Mit den Basler Kriterien, die über die Gentechnikfreiheit hinausgehen, steht den Unternehmen ein Werkzeug zur Verfügung, um ihre ökologische und soziale Verantwortung zu zeigen.“ Das unterstützt auch Brigit Hofer von Coop Schweiz: „Die Auslobung nachhaltiger Sojaprodukte gegenüber dem Endkonsumenten kann zu einem wichtigen Marketingwerkzeug werden. Denn die Bedenken privater Verbraucher hinsichtlich ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung nehmen ständig zu.“ Für Andreas Pilstl, Geschäftsführer des Handelshaus Pilstl, Österreichs Vorreiter in Sachen Gentechnikfreiheit, ist die Nachfrage aus Europa entscheidend. „Je größer die Nachfrage, desto mehr werden sich einige Kostenfaktoren vermindern.“
Die Beschaffung von nachhaltigem Soja nach Basler Kriterien in ausreichenden Mengen ist realisierbar und auch preislich durchsetzbar. „Für den Konsumenten ist es beim Kauf von Fleisch- und Milchprodukten aber fast unmöglich zu erkennen, welche Art von Futtermittel eingesetzt wurde“, weiß Scattolin und appelliert an die heimische Wirtschaft. „Deshalb sind Handelsketten und Futtermittelimporteure aufgerufen, ihre Verantwortung wahrzunehmen und Nachhaltigkeitskriterien für ihre Sojaimporte zu erfüllen.“
Weitere Informationen:
Mag. Georg Scattolin, WWF-Nachhaltigkeitsexperte, Tel. 01-488 17-265.
Mag. (FH) Lisa Simon, WWF Pressesprecherin, Tel. 01-488 17-215.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur
Wiederansiedlung: WWF stärkt den Artenschutz am Inn
Hilfsmaßnahmen für gefährdete Arten am Inn – INNsieme connect siedelt Zwergrohrkolben in den Mieminger und Rietzer Innauen an und schafft Laichplätze für seltene Gelbbauchunke
WWF kritisiert Kaunertal-Einreichung als “fahrlässig und verantwortungslos”
Tiwag will Ausbau Kraftwerk Kaunertal trotz zahlreicher Risiken und Naturgefahren durchboxen – WWF fordert Stopp und verweist auf Alternativen für naturverträgliche Energiewende
Neuer Klima-Check stellt Regierungsprogramm durchwachsenes bis schlechtes Zeugnis aus
WWF und Ökonomin Sigrid Stagl zeigen Chancen, Lücken und Widersprüche im neuen Koalitionspakt – Mehr Priorität für verbindlichen Klima- und Naturschutz gefordert
WWF: Kärntner Landesregierung will bis zu 740 Biber zur Tötung freigeben
Biber-Verordnung soll verlängert und verschärft werden – Zahl der erlaubten Tötungen wird mehr als verdoppelt – WWF kritisiert Angriff auf Artenschutz
19. WWF-Earth Hour: Weltweite Klimaschutzaktion am Samstag
Bundespräsident unterstützt Initiative – An berühmten Wahrzeichen rund um den Globus geht für eine Stunde das Licht aus – WWF Österreich fordert: “Klimaschutz – jetzt erst recht!”
WWF-Analyse: Bundesregierung muss beim Bodenschutz nachschärfen
Regierungsprogramm im Bodenschutz-Check: vereinzelt neue Ansätze, drohende Rückschritte – Bodenverbrauch weiter viel zu hoch – WWF fordert mehr Verbindlichkeit und echte Reformen