WWF erkämpft Akteneinsicht in Landes-Gutachten und belegt unvollständige Tiwag-Unterlagen – Sachverständige sehen offene Gefahren – WWF fordert Stopp des UVP-Verfahrens
Österreichs Flüsse sind kein Selbstbedienungsladen für Energieversorger
Wien, am 5. November 2010 – Die heimischen Energieerzeuger wollen mit über 80 Wasserkraftprojekten mehr als 4,7 Terrawattstunden Strom erzeugen, so Generalsekretärin Barbara Schmidt von “Oesterreichs Energie”. Diese Projekte befinden sich entweder im Bau, in der Planung oder in der Genehmigungsphase. Die Ergebnisse des Bundeskriterienkataloges für den weiteren Ausbaus der Wasserkraft, der hierfür die fachliche Grundlage sein soll, sind jedoch noch ausständig, kritisiert der WWF. Der WWF hat die Liste der geplanten Kraftwerksprojekte dem ökologischen Wert der betroffenen Fließstrecken gegenübergestellt und kommt zu einem katastrophalen Ergebnis. Über die Hälfte der Projekte zerstören intakte Fließsstrecken im Ötztal, am Lech, an der Salzach oder in Osttirol.
Umweltminister Berlakovich muss die Erarbeitung des Kriterienkataloges ernst nehmen und der E-Wirtschaft erklären, dass Österreichs Flüsse kein Selbstbedienungsladen für Kraftwerksbauer sind, so der WWF. Gewässer erfüllen neben der Energieerzeugung auch noch andere wichtige Funktionen wie Hochwasserschutz, Lebensraum für Fauna und Flora, Selbstreinigungskraft und Erholungsfunktionen. Eine einseitige Bevorzugung der Energiewirtschaft ist abzulehnen.

Die Stromausbeute fällt im Verhältnis zur massiven Naturzerstörung sehr gering aus. “Wir sind nicht gegen Wasserkraft, aber gegen einen ungehemmten und strategielosen Ausbau, der unsere letzten intakten Flüsse zerstört”, so Christoph Walder, Wasserkraftexperte des WWF. Auch die Europäischen Kommission rügte Österreich bereits für seine planlose Vorgangsweise.
Der Kriterienkatalog soll die Wasserkraftnutzung in Österreich zukunftsorientiert regeln. “Frau Schmidt kennt offenbar die Ergebnisse des Kriterienkatalogs schon vor seiner Fertigstellung”, wundert sich Walder. “Die E-Wirtschaft spricht jetzt bereits über den Ausbau, ohne zu wissen, wie weit sie gehen darf.”
Angesichts des katastrophalen ökologischen Zustandes der heimischen Gewässer, fordert der WWF mehr Strategie und Verantwortung. “Die weitere Nutzung von Österreichs Flüssen für die Energiegewinnung muss ohne Raubbau an der Natur passieren”, so Walder. “Es gibt noch Platz für neue Kraftwerke an Flussstrecken, die bereits ökologisch entwertet sind. Es ist unsinnig, die letzten naturbelassenen Flüsse zu zerstören.”
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17 250,
E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christoph Walder, WWF- Wasserkraftexperte, Tel. 0676/92 55 430, E-Mail: walder@ecotone.at
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