Zehn Jahre nach Paris muss Politik endlich liefern – Weltweiter Kraftakt notwendig, um 1,5-Grad-Ziel doch noch zu schaffen
Overshoot-Day ist heuer am 20. August
S P E R R F R I S T bis 20. August, 00.01 Uhr
Wien/Oakland, 19. August 2013 – Der „Earth Overshoot Day“ fällt heuer auf den 20.August. Das ist der Tag, an dem der Ökologische Fußabdruck der Menschheit die Biokapazität unseres Planeten überschritten hat. Nach Berechnungen des Global Footprint Network (GFN) wird die im Jahr 2013 verfügbare Gesamtleistung der Natur somit in weniger als neun Monaten aufgebraucht sein. „Der Ökologische Fußabdruck der Menschheit übersteigt die Biokapazität der Erde heute bereits um mehr als die Hälfte. Die Naturressourcen, die ab morgen verbraucht werden, können in diesem Jahr nicht mehr regeneriert werden. Sieben Milliarden Menschen verbrauchen derzeit mehr als eineinhalb Planeten Erde“, warnen die Umweltorganisationen WWF, GLOBAL 2000 und Greenpeace.
Das GFN berechnet jährlich die auf der Erde verfügbare Biokapazität. Das sind die vom Menschen nutzbaren Naturleistungen, die uns die Natur zur Verfügung stellt. Dieses Maß wird dem Ökologischen Fußabdruck gegenübergestellt, der der tatsächlichen Inanspruchnahme der Naturleistungen entspricht. Ist die Beanspruchung größer als das Angebot, spricht man von einem „Overshoot“ – also der globalen ökologischen Überschuldung. Im Moment beansprucht die Menschheit bereits so viele Ressourcen, dass es etwas mehr als 1,5 Planeten Erde bedürfte um diese nachhaltig bereit zu stellen. „Wenn in weniger als neun Monaten das gesamte Jahreseinkommen verbraucht wird, sollten die Alarmglocken Sturm läuten. Der Großteil der Übernutzung wird durch nur ein Viertel aller Menschen verursacht – vor allem von Konsumenten mit einem ressourcenintensiven Lebensstil. Bei Fortschreibung der Trends wären um 2050 zwei Planeten von der Qualität der Erde erforderlich“, erklärt Wolfgang Pekny, Geschäftsführer der Plattform Footprint.
„Ein Großteil der Überbeanspruchung unseres Planeten beruht auf der Zerstörung der Wälder, den leergefischten Meeren, schwindenden Böden, dem Verlust an Artenvielfalt und der Zunahme von Treibhausgasen in der Atmosphäre. Die Trends sind nicht nur ökologisch alarmierend. Sie gefährden auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Länder“, betont Franko Petri vom WWF. Heute leben bereits 80 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern, die mehr Naturressourcen verbrauchen als ihr eigenes Ökosystem bereitstellen kann. Diese ökologischen Schuldnerländer beuten nicht nur ihre eigene Natur aus sondern überlasten auch andere Länder durch ihre Rohstoffimporte, so der WWF.
„In der Summe hat heute China den größten ökologischen Fußabdruck. Der Fußabdruck eines durchschnittlichen Chinesen ist mit 2,7 globalen Hektar (gha) pro Einwohner aber noch deutlich geringer als der von Bürgern in Westeuropa oder den USA, liegt aber trotzdem bereits über dem global verfügbaren 1,8 gha. Gemessen am eigenen Land beansprucht China etwa zweieinhalb Mal so viele natürliche Ressourcen wie im Land selbst verfügbar sind“, so Claudia Sprinz von Greenpeace.
Sogar das mit reichhaltigen Naturgütern gesegnete Österreich ist seit Ende der 1980er Jahre im nationalen ökologischen Defizit. Dem durchschnittlichen Fußabdruck von 5,3 globalen Hektar pro Person steht heute eine Biokapazität von nur 3,3 globalen Hektar gegenüber. Es bräuchte also 1,6-mal Österreich um alle Österreicher mit dem aktuellen Bedarf an Naturressourcen auszustatten. Österreich hätte entsprechend der globalen Ressourcen bereits Anfang Mai sein zustehendes Kapital erschöpft und lebt seitdem auf Öko-Pump.
„Nur erneuerbare Energie und nachhaltiger Verbrauch können die Welt langfristig bewohnbar erhalten. Der heutige Tag markiert leider den Punkt, ab dem wir über der Grenze des Nachhaltigen sind. Wir alle und insbesondere unsere Politiker sind gefordert, dafür zu sorgen, dass diese Grenze erst wieder nach dem 31. Dezember jeden Jahres erreicht wird, damit wir unseren Kindern und Kindeskindern eine bewohnbare Erde vererben können“, warnt Reinhard Uhrig, Geschäftsführer von GLOBAL 2000.
Wolfgang Pekny sieht trotzdem nicht schwarz: „Die Konzepte für ein ‚Gutes Leben‘ mit einem fairen Anteil der Menschen an der Welt sind längst vorhanden. Zugleich steigt die Zahl der Menschen, die erkennen, wie weniger Konsum und stattdessen mehr Zeit für ein nachhaltiges Leben die Lebensqualität für alle erhöhen können, ohne den Planeten Erde zu überlasten.“ Mit dem neuen Footprint-Rechner auf www.mein-fussabdruck.at kann jeder seinen eigenen Fußabdruck analysieren und dann bewusst verkleinern.
Rückfragen:
Wolfgang Pekny, Plattform Footprint: Tel. 0664-1210761, E-mail: wolfgang.pekny@footprint.at.
Franko Petri, WWF: Tel. 01-48817-231 oder 0676-83488231, E-mail: franko.petri@wwf.at.
Nunu Kaller, GLOBAL 2000: Tel. 0699-14200020, E-mail: nunu.kaller@global2000.at.
Melanie Aldrian, Greenpeace, Tel. 0664-6126725, E-mail: melanie.aldrian@greenpeace.at.
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Scheue Pallaskatze im indischen Himalaja entdeckt
Im indischen Hochgebirge ist WWF-Forscher:innen eine spektakuläre Entdeckung gelungen: Erstmals konnten sie dort die scheue Pallaskatze fotografieren. Außerdem verzeichneten sie neue Rekorde zu Wildkatzen in dem Gebiet.
WWF: Neues EU-Klimaziel 2040 wird durch Tricks und Klauseln ausgehöhlt
Umweltorganisation kritisiert „faulen Kompromiss“ der Politik – Wirksamer Klima- und Naturschutz in Europa anstelle teurer Schlupflöcher und Scheinlösungen
Neuer Report: WWF alarmiert über illegalen Handel mit asiatischen Großkatzen
Zunehmender Handel mit geschützten Arten im Internet – WWF warnt vor kriminellen Verflechtungen bis nach Europa und fordert bessere internationale Zusammenarbeit
WWF entdeckt extrem scheue Pallaskatze auf fast 5.000 Metern Höhe
Spektakuläre Entdeckung: WWF fotografiert erstmals eine Pallaskatze im indischen Hochgebirge – Neue Rekorde zu weiteren Wildkatzen in der Region – Besserer Schutz der Artenvielfalt des Himalajas gefordert
WWF-Studie: 190 Hektar neue Moorflächen in Österreichs Alpenraum bestätigt
Rund 90 Prozent der neu bestätigten Moore in keinem guten Zustand – WWF fordert Analyse weiterer Potenzialflächen und Moor-Renaturierung
WWF-Erfolg: Neuer Laichplatz für Fische an Tiroler Fluss
Im Rahmen des Projektes INNsieme connect wurden wichtige Kieslebensräume am Schlitterer Gießen wiederhergestellt. Mit vollem Erfolg: Die erste Bachforelle nahm den neuen Laichplatz sofort an.
WWF warnt vor Gewerbepark-Wildwuchs durch neue Autobahnen
Analyse zeigt rasantes Wachstum der Gewerbeflächen – Straßen als Magnet für neue Gewerbeparks – WWF fordert Umdenken in Raumordnungs-, Verkehrs- und Steuerpolitik
Sensationsfund in der Drau: Ausgestorben geglaubter Stör wieder entdeckt
WWF erfreut über überraschenden Fund und bestärkt im Einsatz zur Rettung der letzten Störe – Wiederherstellung von Fluss-Lebensräumen durch ambitionierte Umsetzung des EU-Renaturierungsgesetzes gefordert












