Die Umweltschutzorganisation WWF Österreich bewertet die heute veröffentlichten „Österreichischen Ernährungsempfehlungen“ als „Schritt in die richtige Richtung“, fordert aber konkrete Reformvorschläge vom federführend verantwortlichen Gesundheitsminister.
„Plastic Planet“ im Ötztal? WWF warnt vor Umweltskandal
![Ötztalerache ausschnitt-des-flusses-vom-oetztalerache-in-den-alpen-wwf-wasser-leben](https://www.wwf.at/wp-content/uploads/2021/06/523aed00198a7.jpg)
Presseaussendung WWF
Innsbruck, am 26. November 2015 – Kaum acht Monate nach der umstrittenen Bewilligung des Kraftwerks Tumpen, stellte nun die Ötztaler Wasserkraft GmbH. einen Antrag auf Projektänderungen in Sachen Hochwasserschutz und Staubereich-Abdichtung. Bei der Abdichtung des Flussbettes der Ötztaler Ache sollten eigentlich so genannte Bentonitmatten verwendet werden. Nun will der Projektwerber sogar Plastikfolien zum Einsatz bringen. Der WWF lehnt die Versiegelung von Gewässersohlen aus ökologischen Gründen grundsätzlich ab: „Der Einbau einer Kunststofffolie stellt einen massiven Eingriff in den sensiblen Naturhaushalt der Ötztaler Ache dar“, warnt Christoph Walder, Leiter des WWF Tirol. Er richtet einen dringenden Appell an Landesrätin Ingrid Felipe, den Einsatz von Plastik im Rückstaubereich zu verhindern. Dazu muss dem Änderungsantrag der Projektwerber die naturschutzrechtliche Bewilligung versagt werden.
Kunststofffolien und Bentonitmatten haben sich bei der Abdichtung von Deponien oder von stehenden Kleingewässern wie Garten- oder Beschneiungsteichen bewährt. Ihre Verwendung in Flussbetten ist jedoch nicht Stand der Technik und auch international noch nicht erprobt. Filme wie „Plastic Planet“ von Werner Boote und viele andere Dokumentationen zeigen die Umweltschäden und gesundheitlichen Folgen auf, die dieses Material zu verantworten hat. Auch von Kraftwerksbetreibern ist deshalb zu erwarten, dass sie von Methoden der Flussversiegelung absieht und sich innovativerer Verfahren bedient.
WWF-Flussexperte Walder kündigt an, den entsprechenden Bescheid gerichtlich anzufechten und unterstreicht: „Wir werden nicht zulassen, dass die Ötztaler Ache zu Versuchszwecken missbraucht und dort Plastik vergraben wird! Abgesehen von den unzumutbaren Umweltbelastungen durch Kunststoffrückstände, wird eine PE-HD-Folie den Naturgewalten der Ache nicht standhalten können. Solch ein Wildfluss transportiert im Hochwasserfall Felsen in der Größe eines Kleinwagens mit sich.“
Derzeit werden auf EU-Ebene konkrete Schritte zur Eliminierung der Mikroplastik-Verschmutzung gesetzt. Vor allem in Gewässern sind Kunststoff-Rückstände und Mikroplastikpartikel ein Problem, weil sie auch von Wasserorganismen aufgenommen werden können und so in die Nahrungskreisläufe gelangen. „Während europaweit um Millionenbeträge versucht wird, Kunststoff-Altlasten aus Flussbetten zu entfernen, soll die bislang ökologisch davon unversehrt gebliebene Ötztaler Ache absichtlich mit Plastik belastet werden?“, schüttelt Walder den Kopf.
Bereits im Sommer 2014 hatte der WWF in der Verhandlung beim Landesverwaltungs-gerichtshof seine Bedenken gegen die Versieglung der Ötztaler Ache geäußert. Die Eignung der Bentonitmatten wurde damals vom gerichtlich beeideten Sachverständigen verteidigt und genehmigt. Kein Jahr später wurde nun mit der Idee, PE-HD-Folien als Abdichtung in die Ötztaler Ache einzubringen, eine noch abenteuerlichere Lösung ausgearbeitet. Auch diese Variante ist wasserrechtlich bereits genehmigt. Nun fehlt noch der Naturschutzbescheid.
WWF und ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung kündigen an, gegen den – wasserrechtlichen – Genehmigungsbescheid ergänzend zur bereits laufenden Beschwerde beim Verwaltungs-gerichtshof, eine weitere Beschwerde gegen die wasserrechtliche Bewilligung des KW Tumpen einzulegen. Der Bescheid ist aus Sicht von WWF und ÖKOBÜRO darüber hinaus rechtlich mangelhaft, weil er das jüngste Urteil des Europäischen Gerichtshofes zum Verschlechterungs-verbot des Wasserhaushaltes laut EU-Wasserrahmenrichtlinie („Weser-Urteil“) nicht beachtet.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 01/488 17-250, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Christoph Walder, Leiter WWF Tirol, Tel. 0676/ 9255430, E-Mail: walder@ecotone.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF birgt tonnenweise tödliche Geisternetze aus dem Mittelmeer
Lokalaugenschein zeigt enorme Plastikverschmutzung im Mittelmeer – WWF entfernt bei Taucheinsätzen in Kroatien tonnenweise alte Fischereiausrüstung – Meeresschutzgebiet gefordert
WWF schlägt Alarm: Rekordbrände bedrohen Brasiliens artenreichste Lebensräume
Erstes Halbjahr 2024: meiste Brände seit Jahrzehnten – Pantanal-Feuchtgebiet, Cerrado-Savanne und Amazonas-Regenwald stehen in Flammen – Lebensraum seltener Arten wie Jaguar, Gürteltier und Tapir bedroht
Neue Umfrage: 72 Prozent für verbindliche Obergrenze beim Bodenverbrauch
Market-Studie für den WWF: Jeweils knapp drei Viertel der Bevölkerung wollen verbindliche Limits sowie Maßnahmenpaket gegen Bodenversiegelung im neuen Regierungsprogramm
WWF: Drohende Ausbeutung der Tiefsee gefährdet Arten und Lebensräume
Umweltschutzorganisation fordert Stopp-Taste für Tiefsee-Bergbau – Internationale Meeresbodenbehörde tagt ab 15. Juli – WWF fordert Moratorium
WWF: Europäischer Gerichtshof stärkt den Artenschutz gegen österreichische Praxis
WWF und ÖKOBÜRO begrüßen wegweisendes Urteil zur Auslegung der FFH-Richtlinie bei Wolfsabschüssen – Rechtskonformes Wolfs-Management in Österreich gefordert
WWF fordert Notbremse: Tiwag-Konzern hält vor Gericht an Ötztal-Wasserableitungen fest
Naturschutzorganisation fordert Eingreifen des Landeshauptmanns – Tiwag will trotz negativer Volksbefragung langfristig weiter Wasser aus dem Ötztal ableiten
Gewinne das „Malbuch – vom Aussterben bedrohte Tiere“ (Ursula Wejwoda)
So nimmst du am Gewinnspiel teil: Zeichne dein Lieblingstier und schick uns bis 16. August 2024 ein Foto von deiner Zeichnung mit dem Betreff "Gewinnspiel Malbuch" an...
WWF-Bodenreport 2024: Wertvoller Boden verschwindet unter Beton
Der WWF hat einen neuen Bodenreport veröffentlicht! Das heißt: Er hat sich angesehen, wie es dem Boden in Österreich geht. Denn schon lange gibt es das Problem, dass natürliche...