Neu renoviertes Brutfloß als geschützter Nistplatz für die bedrohten Zugvögel – WWF fordert Schutzgebiete und Renaturierung an der March
Rennen um Gletscherskigebiets-Zusammenschluss Ötztal/Pitztal

Am 26. & 27. Oktober 2019 finden am Rettenbachgletscher in Sölden die ersten alpinen Skirennen der Saison statt – während die Fans ihre Fahrer am Rennhang des Rettenbachgletschers anfeuern, findet am benachbarten Karlesferner unterhalb des Linken Fernerkogel ein ganz anderes, stilleres Rennen statt: Der Wettlauf zwischen massentouristischer Erschließung und unberührter Hochgebirgslandschaft.
Anlässlich des Weltcup-Auftakts in Sölden warnt die „Allianz für die Seele der Alpen“ – bestehend aus Alpenverein, Naturfreunden und WWF Österreich – vor den langfristigen Folgen von weiterer massentouristischer Verbauung und Naturzerstörung. „Für Prestigeprojekte wie die Gletscherverbauung Pitztal-Ötztal wird kostbare Landschaft für immer zerstört, der Bodenverbrauch ist enorm. Daher muss die ungebremste Expansion von Skigebietsfläche mit verbindlichen Ausbaugrenzen eingedämmt werden“, fordern Alpenverein-Generalsekretär Robert Renzler und WWF-Alpenschutzexperte Josef Schrank. „Anstatt Gletscherverbauungen für neue Marketingsuperlative zu genehmigen, sollte die Politik nachhaltige Konzepte fördern, wo Tourismus und Naturschutz Hand in Hand gehen.“
Aktuell besonders gefährlich für die Umwelt ist das geplante Mega-Projekt „Schigebietserweiterung und -zusammenschluss Pitztal-Ötztal“. Die Fakten: 35.000 Kubikmeter verbauter Beton, Sprengung & Abtrag von über 750.000 Kubikmeter Gestein, Erde und Eis, mehr als 116 Fußballfelder permanenter Flächenverbrauch. „Während die Augen der Skiwelt auf den Rennhang des Rettenbachgletschers gerichtet sind, laufen direkt am Nachbarberg Planungen für ein naturzerstörerisches Megaprojekt von unfassbaren Dimensionen. Der geplante Gletscherzusammenschluss mit zusätzlichen 64 Hektar Pistenfläche ist ein massiver Eingriff in eine hochsensible Gebirgslandschaft“, sagt Robert Renzler, Generalsekretär des Österreichischen Alpenvereins.
Der Nutzungs- und Erschließungsdruck auf diese besonders wertvollen, letzten alpinen Freiräume ist größer denn je: Nur noch sieben Prozent der österreichischen Staatsfläche sind heute weitgehend naturbelassen und unerschlossen. Auch die vorherrschende Meinung, dass Gletscherskigebiete aufgrund ihrer Schneesicherheit keine künstliche Beschneiung bräuchten und deshalb umweltverträglicher wären, widerlegt Robert Renzler: „Pisten auf Gletschergebiet benötigen drei Mal so viel Schnee wie normale Pisten. Von den 64 Hektar neuer Pistenfläche sollen zehn Hektar technisch beschneit werden, was einen riesigen Speicherteich notwendig macht, der bisher unberührte Fließgewässer ableitet. Diese Pläne für die Verbauung unberührter Gletscherwildnis mit energiefressender Infrastruktur sind sinnbildlich für die verfehlte Klima- und Umweltpolitik Österreichs.“
Forderung nach Gletscherschutz ohne Ausnahmen
Mehrere Studien zeigen, dass ohne umfassende Klimaschutzmaßnahmen und bei weiter zunehmender Klimaerwärmung die Ostalpen noch in diesem Jahrhundert weitgehend eisfrei sein könnten. Österreich ist aufgrund seiner alpinen Lage besonders unter Druck, da höher gelegene Bergregionen und die Gletscher sich deutlich schneller als der weltweite Durchschnitt erwärmen. „Die großen Herausforderungen unserer Zeit – Klimakrise, Biodiversitätskrise und Flächenfraß – müssen ganzheitlich betrachtet und auf allen Ebenen bekämpft werden. Daher brauchen wir anstatt eines weiteren Ausbaus touristischer Infrastruktur vielmehr einen umfassenderen Schutz der letzten alpinen Freiräume sowie einen Gletscherschutz, der ohne Ausnahmen durchgesetzt wird“, sagt Josef Schrank, Alpenschutzexperte vom WWF Österreich.
Rückfragehinweis:
Vincent Sufiyan
WWF-Pressesprecher
Tel.: +43 676 834 88 308
E-Mail: vincent.sufiyan@wwf.at
Josef Schrank
WWF-Landschaftsökologe
Tel.: +43 676 834 88 299
E-Mail: josef.schrank@wwf.at
Alpenverein
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +43/512/59547-11
presse@alpenverein.at
www.alpenverein.at
Rückfragen
News
Aktuelle Beiträge
WWF-Erfolg: Altes Brutfloß, neue Hoffnung für die Flussseeschwalbe
Ein in die Jahre gekommenes Brutfloß in der Nähe des WWF-Auenreservats Marchegg in Zwerndorf wurde erfolgreich renoviert! Eine wichtige Maßnahme, um das Überleben der bedrohten Flussseeschwalben in Niederösterreich zu sichern.
Neuer RH-Bericht: WWF fordert verbindliche Obergrenze für Bodenverbrauch
Rechnungshof-Bericht fordert mehr Verbindlichkeit beim Bodenschutz – WWF sieht sich in Forderungen bestätigt und kritisiert “zahnlose Bodenpolitik”
Naturgefahren: WWF fordert Sicherheitsprüfung für Kraftwerk Kaunertal
Österreichische Staubeckenkommission soll Ausbauprojekt auf aktuelles Risiko für Naturgefahren überprüfen – Bisheriges Gutachten veraltet und lückenhaft
WWF-Erfolg: Weniger gewilderte Nashörner in Südafrika
Neue Zahlen aus Südafrika machen Hoffnung für den Nashorn-Schutz: Im Naturreservat Hluhluwe-iMfolozi ging die Wilderei um fast 70% zurück. Grund dafür war eine Enthornungs-Aktion – ein drastischer Schritt für den Schutz der Tiere, der aber leider kein Allheilmittel ist.
VCÖ und WWF: Mehr als 17.000 Hasen pro Jahr Opfer des Straßenverkehrs
Zersiedelung und Straßenbau zerstören den Lebensraum von Hasen und anderen Wildtieren – VCÖ und WWF fordern Reduktion des Bodenverbrauchs und ein Ende der Zersiedelung
Schutzstatus Wolf: WWF kritisiert “Feldzug gegen den Artenschutz”
EU-Botschafter:innen stimmen für die Abschwächung des Wolf-Schutzstatus – Naturschutzorganisation fordert Rückkehr zu wissenschaftlich gedeckten Lösungen
WWF-Erfolg: Kleiner Leopard in Armenien geboren
Persische Leoparden sind extrem selten. Umso erfreulicher: Erstmals wurde in Armenien die Geburt eines Leoparden offiziell registriert. Ein Erfolg, der auf jahrzehntelangen Schutzbemühungen basiert.
Neuer WWF-Bericht: Biber als Schlüsselart in Klima- und Biodiversitätskrise
Welt-Bibertag: Heimischer Nager bringt hohen Nutzen für Biodiversität und Anpassung an Extremwetter – WWF fordert mehr Raum für tierischen Bauingenieur