Der strenge Schutz und die Schutzmaßnahmen wirkt: Mittlerweile gibt es bereits rund 90 Seeadler-Paare in Österreich. Doch weiterhin ist die illegale Verfolgung eine große Gefahr.
Rettungsmaßnahmen für die Seewinkler Salzlacken

Presseaussendung
Erfolgreiche Umsetzung des ersten Projektes der donauweiten Zusammenarbeit zwischen WWF & Coca-Cola
Wien/Apetlon, 20. Mai 2015–Der WWF präsentierte heute im Rahmen einer Pressekonferenz die neuen Rettungsmaßnahmen für die Salzlacken des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel. Gemeinsam mit dem burgenländischen Wasserbau, der Wassergenossenschaft Apetlon, der Urbarialgemeinde Apetlon, der Gemeinde Apetlon, der Nationalparkverwaltung und Coca-Cola wurden neue Wehre zur Rettung der Salzlacken errichtet. Denn die wertvollen Gewässer sind in Gefahr. Entwässerungsgräben entziehen ihnen Wasser und Salz und trennen sie von der lebenswichtigen Salznachlieferung aus dem Boden. Das drohende Verschwinden der Lacken wäre nicht nur für den europäischen Naturschutz ein schwerer Schlag, auch der Tourismus in der Region würde stark darunter leiden. Durch das gemeinsame Projekt ist es gelungen, die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen und gemeinsam ein richtungsweisendes Schutzprojekt für die Salzlacken zu etablieren.
Fotos der Veranstaltung erhalten Sie ab ca. 13.00 unter 0676 83488 239 und finden Sie hier zum Download.
Am 20. Mai 2015 präsentierten die Projektpartner – der WWF, der burgenländische Wasserbau, die Wassergenossenschaft Apetlon, die Gemeinde Apetlon, die Urbarialgemeinde, der Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel und Coca-Cola – die neuen Rückstaumaßnahmen zur Rettung der Langen Lacke. Mit Hilfe einfacher Wehre, die Entwässerungsgräben sperren, wird der Grundwasserspiegel im Bereich der Lacken angehoben und die laufende Salzausschwemmung verringert. Dadurch können die bedrohten Gewässer vor dem endgültigen Verschwinden bewahrt werden. „Die pannonischen Salzlebensräume sind international bedeutende Naturschutzgüter, für deren Erhalt Österreich eine große Verantwortung trägt. Sie beherbergen eine Vielzahl an gefährdeten Vogelarten, seltenen Pflanzen und bedrohten Amphibien“, sagt Dr. Bernhard Kohler, Leiter des Österreichprogrammes im WWF. „Das Rückstauprojekt trägt dazu bei, dass der derzeit schlechte Zustand der Lacken und Salzsteppen wesentlich verbessert wird“.
Zählte man im Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel im Jahr 1858 noch 139 Lacken, kommt man heute nur mehr auf etwa 24 halbwegs intakte Gewässer. Durch die Errichtung und den Betrieb von Entwässerungsgräben wurde der Grundwasserspiegel im Seewinkel stark abgesenkt und die Lacken damit vom Salznachschub aus dem Boden abgeschnitten. Zugleich wurde über die Gräben das in den Lacken noch vorhandene Salz ausgeschwemmt. Durch den Salzverlust kommt es zu einer beschleunigten Verlandung der seichten Gewässer, selbst große Lacken können so innerhalb weniger Jahre und Jahrzehnte verschwinden, auch wenn sie zuvor über zehntausende Jahre unverändert bestanden haben.
Der Direktor des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel, Kurt Kirchberger, weist auf die Dringlichkeit der Maßnahmen hin: „In den letzten Jahren hat es auch bei der Langen Lacke Anzeichen für einen gestörten Wasser- und Salzhaushalt gegeben. Die Lange Lacke ist eines der wichtigsten Teilgebiete des Nationalparks. Ihr Schutz hat für uns höchste Priorität ‒ sie ist mit ihrer beeindruckenden Vogelwelt eines der Schaustücke des Nationalparks und muss unbedingt vor negativen Veränderungen bewahrt werden.“
Sodalacken, Salzsümpfe und Salzsteppen sind auch aus wirtschaftlicher Sicht relevant, bestätigt Ronald Payer, Bürgermeister der Nationalparkgemeinde Apetlon: „Für die Besucherinnen und Besucher ist die Lange Lacke sicherlich einer der touristischen Hauptanziehungspunkte des Nationalparks. Apetloner Frühstückspensionen, Gästehäuser, Restaurants und Geschäfte sind damit direkt vom Fortbestand der Naturschätze im Lange Lacken-Gebiet abhängig – deshalb begrüßt die Gemeinde das Projekt. Wichtig war uns aber auch, dass es durch die Rückstaumaßnahme zu keinerlei Beeinträchtigung von Gebäuden in Apetlon kommt.“
Tatsächlich wurde das Vorhaben von Teilen der Bevölkerung zunächst mit Skepsis aufgenommen. Landwirte befürchteten Erschwernisse bei der Bewirtschaftung ihrer Äcker und Weingärten, im Siedlungsbereich wurde vor nassen Kellern gewarnt. Letztlich konnten aber alle Befürchtungen ausgeräumt werden, da die Rückstauhöhe von allen Interessensgruppen gemeinsam ausgehandelt wurde. Johann Göltl, Vertreter der Urbarialgemeinde Apetlon, meint dazu: „Grundbesitzer und Wassergenossenschaft haben den Umfang der Rückstaumaßnahmen mitbestimmt. Damit ist gewährleistet, dass es zu keinen Schäden an landwirtschaftlichen Kulturen oder Siedlungsflächen kommt. Die Maßnahmen betreffen praktisch nur Nationalparkflächen, die im Besitz der Urbarialgemeinde stehen. Für die Landwirtschaft im Umkreis des Nationalparkgebiets erhoffen wir uns langfristig sogar Vorteile durch den Rückstau, weil dadurch Wasservorräte für Trockenzeiten gebildet werden.“ Wichtiger Erfolgsfaktor war auch die Einbettung des Projektes in das in Ausarbeitung befindliche wasserwirtschaftliche Gesamtkonzept für den Seewinkel. WHR DI Gerald Hüller, Leiter des Amtes der Bgld. Landesregierung, Abt. 9, Wasser- und Abfallwirtschaft, dazu: „Wir haben die Maßnahmen unter Anwendung modernster, computergestützter Grundwassermodelle geplant. Mit Hilfe dieser Modelle ist eine zeitgemäße Grundwasserbewirtschaftung möglich, die allen Herausforderungen begegnet, denen wir heute gegenüberstehen: vom Klimawandel, über den landwirtschaftlichen Wasserbedarf, bis hin zu den Erfordernissen des Naturschutzes. Das Lange Lacke Projekt ist ein wichtiger Test für unser Gesamtkonzept!“
Finanziell unterstützt wurde das Projekt von Coca-Cola, die sich im Rahmen einer zentral- und osteuropaweiten Kooperation für den Erhalt und die Renaturierung ökologisch wichtiger Gewässer einsetzen. Ulrike Sapiro, Sustainability Director Coca-Cola: „Wasser ist ein kostbares Gut. In unseren Betrieben nutzen wir Wasser für die Produktion. Die gemeinsame Initiative mit dem WWF in Österreich und im Donauraum ist Teil unserer globalen Strategie um der Natur symbolisch etwas davon zurückzugeben.“
Fotos der Veranstaltung erhalten Sie ab ca. 13.00 unter 0676 83488 239 und finden Sie hier zum Download.
Rückfragehinweis
Theresa Gral, Pressesprecherin WWF Österreich, Tel. 0676 83 488 216, E-Mail: theresa.gral@wwf.at
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