Dotierung ökologisch höchst riskant – Umweltorganisation fordert stattdessen besseren Wasserrückhalt
Richtig raus aus der Krise

Die Schockwellen der Coronavirus-Pandemie haben die Welt in den Krisenmodus versetzt. Neben der zentralen Aufgabe, die Gesundheit der Menschen zu schützen, müssen Arbeitsplätze gesichert und die Unternehmen geschützt werden. Und das stellt uns vor wichtige Fragen: wie kommen wir richtig aus diese Krise? Welche Schritte müssen wir jetzt setzen, um unsere Wirtschaft langfristig krisensicher und nachhaltig zu gestalten? Denn weder der Klima-Notfall noch die Biodiversitätskrise haben an Dringlichkeit verloren.
Unser ökologischer Fußabdruck ist weit größer als es unserem Planeten guttut. Klimaschädliche Emissionen verbleiben lange in der Atmosphäre und beschleunigen die Erderhitzung. Nicht umsonst waren die Monate Jänner bis März 2020 das wärmste erste Quartal seit 100 Jahren in Europa. Auch der Verlust der Artenvielfalt ist dramatisch: in den ersten Monaten des Jahres ist die Abholzung in Amazonien um mehr als 50 Prozent gestiegen, eine Katastrophe für die Tier- und Pflanzenwelt. Weltweit sind laut dem Bericht des Weltbiodiversitätsrates 2019 bis zu eine Million Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Zugleich warnen Umweltforscher*innen, dass „die Wahrscheinlichkeit von Pandemien mit der zunehmenden Vernichtung von Ökosystemen steigt“. Dabei ist ein gesundes Ökosystem aber die Grundlage unseres Lebens: Wir brauchen sauberes Wasser und gesunde Nahrungsmittel, dafür auch fruchtbare Böden und ein Klima, in dem wir Menschen leben können. Und das sind letztlich auch die Grundlagen für ein funktionierendes Wirtschaftssystem. Umfassende Klima- und Umweltschutz-Maßnahmen sind daher ein Gebot der Stunde.
Klimaschutz als Kern einer neuen Wirtschaftsstrategie
Mehr denn je brauchen wir jetzt also einen grünen Umbau unserer Wirtschaft. „Statt verzweifelt zu versuchen, zum Zustand vor der Corona-Krise zurückzukehren, sollte unser Ziel eine andere, bessere Wirtschaft sein“, fordert zum Beispiel EU-Klimakommissar Frans Timmermans. Und die politischen Pläne dafür gibt es bereits: den „European Green Deal“, den Pariser Klimavertrag und die UN-Biodiversitätsziele. Um dorthin zu gelangen, müssen künftige Konjunkturpakete klimafit und naturverträglich ausgerichtet sein. Gleichzeitig müssen die staatlichen Hilfsgelder für klimaschädliche Industrien kritisch hinterfragt und an öko-soziale Kriterien geknüpft werden. Anstatt weiterhin Subventionen in ein fossiles System zu schütten, müssen jetzt die Weichen für eine kohlenstofffreie Wirtschaft gestellt werden. Zentral dafür ist, dass die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen rechtzeitig setzt. Sowohl die Unternehmen als auch ihre Beschäftigten müssen beim unausweichlichen Übergang massiv unterstützt werden – sozial und wirtschaftlich gerecht.
In eine öko-soziale Zukunft investieren
Wir alle lernen aus der Corona-Krise, wie wichtig vorbeugendes entschlossenes Handeln ist. Wer rechtzeitig in den Schutz unserer Lebensgrundlagen investiert, schützt unsere Gesundheit, schafft langfristig sichere Arbeitsplätze und macht die Wirtschaft widerstandsfähiger gegenüber künftigen Bedrohungen, zu denen auch die Klimakrise zählt. Die Zeit der Ausreden ist vorbei, denn Investitionschancen gibt es mehr als genug. Für Österreich heißt das konkret: Klimaschutz auf allen betrieblichen Ebenen leben, den Bahnverkehr und die Radwege ausbauen, Gebäude thermisch sanieren, erneuerbare Energien wie die Photovoltaik beschleunigt ausbauen, die öko-innovative Forschung und die Kreislaufwirtschaft forcieren, unsere regionale Bio-Produktion stärken und vor allem flächendeckend in den Naturschutz investieren. Denn ohne Naturschutz werden wir auch unsere Klimaziele nicht erreichen. „Eine wirksame Umweltpolitik muss den Klimawandel und den Wandel der biologischen Vielfalt gemeinsam denken“, hat zuletzt auch ein internationales Forscher*innen-Team bekräftigt.
Das Richtige tun, das Falsche lassen
Diese Krise wird nicht so rasch wieder verschwinden, wie sie gekommen ist – ihre Folgen werden uns noch viele Jahre beschäftigen. Genauso wirken die Investitionsentscheidungen von heute noch lange nach. Mehr denn je gilt es daher, an den Wurzeln der Probleme anzusetzen und einen klugen Wandel einzuleiten. Das passende Instrument dafür ist eine richtige öko-soziale Steuerreform. Damit sich umweltfreundliches Verhalten und nachhaltiges Investieren auszahlt. Damit fossile Subventionen gestoppt und klimaschädliche Emissionen bepreist statt begünstigt werden. Klar ist: Sowohl der ganzheitliche Klimaschutz als auch der Erhalt der Ökosysteme müssen im Zentrum der (Wirtschafts-)Politik ankommen, wenn wir langfristig resilienter werden wollen.
Auch wenn es mitten in der Krise schwerfällt, bereits an morgen und übermorgen zu denken: Wann, wenn nicht jetzt ist der Zeitpunkt, einen Neustart zu wagen? Gerade Natur und Klima sind unsere zentralen Lebensgrundlagen, die wir als Gesellschaft in unserem ureigensten Interesse besser schützen müssen anstatt gedankenlos weiter auszubeuten. „Das Richtige tun, das Falsche lassen“ muss zum Leitmotiv für die Zeit nach Corona werden.
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