Ringe für Meister Adebar: Marchegger Störche bekommen erstmals Ringe

5. Juli 2013 | Presse-Aussendung

Wien/Marchegg, 8. Juli  2013 – Zum ersten Mal statteten WWF Mitarbeiter kürzlich vier junge Weißstörche in Marchegg in Niederösterreich mit Kennringen an den Beinen aus. Die Ringe geben den Naturschützern unter anderem Auskunft über die Zugrouten und Winterquartiere der Störche sowie die Qualität ihrer Lebensräume. Die Beringung der Jungstörche ist der Start eines gemeinsamen Projekts […]

Wien/Marchegg, 8. Juli  2013 – Zum ersten Mal statteten WWF Mitarbeiter kürzlich vier junge Weißstörche in Marchegg in Niederösterreich mit Kennringen an den Beinen aus. Die Ringe geben den Naturschützern unter anderem Auskunft über die Zugrouten und Winterquartiere der Störche sowie die Qualität ihrer Lebensräume. Die Beringung der Jungstörche ist der Start eines gemeinsamen Projekts des WWF mit den Österreichischen Lotterien zum Schutz der Weißstörche und einem ihrer wichtigsten heimischen Lebensräume, den March-Thaya-Auen östlich von Wien. 2014 sollen in Folge erstmals einige Marchegger Weißstörche mit Satellitensendern ausgestattet werden, um sie auf ihrer langen Reise in die afrikanischen Wintergebiete begleiten zu können.

VIDEO von der Weißstorchberingung in Marchegg

Die Beringung der Weißstörche ist Teil der Naturschutzarbeit des WWF in den March-Thaya-Auen im Osten Österreichs. Mit Hilfe der Kennringe beobachten die Naturschützer unter anderem welche Wiesen die Störche zur Nahrungssuche nutzen und ob sie aus ihren Winterquartieren in Afrika wieder nach Marchegg zurückkehren. „Durch die Beringung können wir die Entwicklung des Weißstorchbestands über viele Jahre verfolgen und Rückschlüsse auf die Qualität ihres Lebensraums in den March-Thaya-Auen ziehen“, erklärt Karin Donnerbaum, WWF-Projektleiterin. „Die Störche sind auf eine natürliche Gewässerdynamik angewiesen. Bleiben die jährlichen Überschwemmung der Auwiesen aus, finden sie zu wenig Nahrung.“

Die Österreichischen Lotterien sind langjähriger Partner des WWF Österreich. Gemeinsam wurden  bereits viele Natur- und Artenschutzprojekte in Österreich verwirklicht. Mag. Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandsdirektorin der Österreichischen Lotterien, war bei der Beringung der Jungstörche dabei und zeigt sich fasziniert: „Es gibt Erlebnisse, deren Ausmaß an Faszination man erst dann begreift, wenn man sie selbst miterlebt hat. Die Beringung der Jungstörche, die der Beobachtung des Lebensverhaltens der Tiere dient, gehört für mich zweifelsohne dazu. Das sind wunderschöne Tiere, imposant und filigran zugleich, mit majestätischem Auftritt. Ich war stolz, bei der Beringung dabei sein zu können. Als wir die Tiere in den Horst gesetzt haben, gaben wir ihnen die Namen ,Jack‘ und ,Pot‘.“

Einsatz in 15 Metern Höhe
Die Beringung der Störche erfolgt kurz vor dem Flüggewerden der Tiere, was je nach Legebeginn von Horst zu Horst zu einem unterschiedlichen Zeitpunkt sein kann. 2013 wurden Jungstörche in den Horsten im Schlosspark Marchegg beringt. Um zu den Storchenhorsten zu gelangen, wurde die WWF-Projektleiterin und ausgebildete Biologin Karin Donnerbaum von einem Kran in luftige Höhen von bis zu 15 Metern gebracht. Die Jungstörche wurden von ihr vorsichtig in weiche Baumwollsäcke gepackt, mit dem Kran auf den Boden gebracht und dort mit Kennringen an den Beinen ausgestattet. Mitte August verlassen die Jungstörche dann die Kolonie in Marchegg und fliegen zum Überwintern bis nach Südafrika.

Individuelle Ringe erzählen spannende Lebensgeschichten
Die Störche werden mit speziellen Ringen aus Kunststoff – sogenannten ELSA-Ringen (European Laser Signed Advanced Ring) – ausgestattet. Diese Ringe bestehen aus zwei Teilen und werden erst am Vogelbein zusammengesteckt. Für die Störche besteht dabei keinerlei Verletzungsgefahr. Jeder Ring trägt eine weltweit einzigartige Zahlen-Buchstaben-Kombination, ein Kürzel für die zuständige Vogelwarte sowie deren Kontaktdaten, um Ringfunde oder Storchensichtungen melden zu können. Auf den Marchegger Storchenringen ist das Kürzel „DER“ eingeprägt,  für die Vogelwarte Radolfzell in Deutschland, da Österreich keine eigene Vogelwarte hat. Durch die einzigartige Zahlen-Buchstaben-Kombination kann der Vogel identifiziert werden, wenn er beobachtet, gefangen oder tot aufgefunden wird. Die Ringe lassen sich auch aus großer Entfernung mit einem guten Fernglas oder Spektiv ablesen.  Durch die europaweit abgestimmte Markierung erfolgt bei Sichtung eines Vogels die Meldung an die zuständige Vogelwarte. So können so genannte „Life-Histories“ erstellt werden, spannende Lebensgeschichten der einzelnen Störche. Je mehr über die Routen und Ansprüche der Störche bekannt ist, umso besser können sie geschützt werden.

Mitteleuropas größte baumbrütende Weißstorchkolonie
Die Weißstorchkolonie im 1.120 Hektar großen WWF-Auenreservat Marchegg in den March-Thaya-Auen ist die größte baumbrütende Kolonie Mitteleuropas. Sie beherbergt zehn Prozent der gesamten österreichischen Weißstorchpopulation und besteht seit mehr als 110 Jahren. An die 50 Paare brüten jedes Jahr in bis zu 800 Kilogramm schweren Horsten auf riesigen, hunderte Jahre alten Eichen auf der Wiese direkt hinter dem Schloss Marchegg und in der umliegenden Au. Lebensgrundlage für die Weiß- und Schwarzstörche des WWF-Reservates sind die überschwemmten Auwiesen. Hier finden sie Insekten, Frösche, Krebse und kleine Fische. Neben den ausgedehnten Wiesenflächen, brauchen die Störche sichere und stabile Plätze für ihre schweren Horste, wie sie die uralten Eichen der Kolonie bieten.

Die March-Thaya-Auen zwischen Wien und Bratislava sind die artenreichste Flusslandschaft Österreichs. Sie beherbergen über 500 gefährdete Tier- und Pflanzenarten und eine in Österreich unvergleichlich hohe Vogelvielfalt. Da das Gebiet durch Flussverbauungen, Straßenbau und Industrieparks massiv bedroht ist, setzt sich der WWF für den dauerhaften Schutz der March-Thaya-Auen durch einen Nationalpark  oder  einen  Biosphärenpark ein.

Österreichische Lotterien unterstützen WWF-Natur- und Artenschutzprojekte
Die Österreichischen Lotterien unterstützen bereits seit vielen Jahren die Arbeit des WWF in Österreich. Zahlreiche Natur- und Artenschutzprojekte konnten im Rahmen der Kooperation erfolgreich umgesetzt werden, wie die Wiedereinbürgerung des Bartgeiers in Österreich oder das Flussschutzprogramm an Traun und Inn. Aktuell liegt der Schwerpunkt der Kooperation auf Artenschutzprojekten für Luchs und Weißstorch. Durch den Erhalt alter, tragfähiger Eichen sowie von Wiesenflächen, auf denen die Störche ihre Nahrung finden, sichert der WWF gemeinsam mit den Österreichischen Lotterien den Fortbestand der Marchegger Weißstorchkolonie in den March-Thaya-Auen.  

Rückfragehinweis:
Lisa Simon, WWF Pressesprecherin, Tel. +43-1-48817-215, Mobil: +43-676-83488215, E-Mail: lisa.simon@wwf.at

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