Ein Etappensieg für Meerestiere und Großkatzen: Bei der CITES-Konferenz wurde beschlossen, dass viele Arten endlich besser geschützt werden. Doch es gab auch Enttäuschungen, etwa beim Schutz von Aalen und Singvögeln.
Stopp der Lebensraumzerschneidung zwischen Alpen und Karpaten!
Wien, am 1. Oktober 2007 – Immer mehr Straßen, Siedlungen und Gewerbebetriebe drängen sich im Raum zwischen Wien, Bratislava und Sopron dort, wo noch bis in die 1950er Jahre viel Platz war für Mensch und Natur. Mitten durch diese Landschaft verläuft eine traditionelle Wanderroute für Wildtiere: der Alpen-Karpaten-Korridor. Für Rotwild, Luchs oder Elch bedeutet das rasante Wachstum der Region eine Zerschneidung ihrer Lebensräume. Unüberwindbare Barrieren verhindern immer mehr den überlebenswichtigen genetischen Austausch der Populationen. Im Rahmen eines grenzüberschreitenden Projekts soll nun wieder überbrückt werden, was die großen Naturräume im Zuge des Ausbau-Booms getrennt hat. Experten aus Österreich und der Slowakei entwickelten am 28. September in Orth/Donau einen Maßnahmenkatalog für eine koordinierte und nachhaltige Landschaftsentwicklung. Diese soll den Ansprüchen der Wildtiere an Freiräume und der Menschen an Lebensqualität gerecht werden.
„Alleine in Niederösterreich schrumpft der Naturraum durch Verkehrs- und Siedlungsentwicklung täglich um sechs Hektar“, unterstreicht Gerhard Egger vom WWF den Handlungsbedarf. Im Bereich des gesamten Alpen-Karpaten-Korridors – zwischen dem Rosaliengebirge im Süden und den Kleinen Karpaten im Norden – nahmen die Bau- und Verkehrsflächen zwischen 1999 und 2003 um bis zu 20 Prozent zu. Wanderfreudige Tierarten wie der Rothirsch, dessen Aktionsradius 100 Kilometer weit übersteigt, stehen immer öfter vor unüberwindbaren Barrieren. „Für die Erhaltung vitaler Populationen ist der genetische Austausch, etwa zwischen den Tiefland-Auen und den Berggebieten essentiell“, untermauert auch Klaus Hackländer vom Institut für Wildbiologie (BOKU) die Forderung nach einer wildtierfreundlichen Raumentwicklung.
Der einberufene Expertenkreis ist sich einig: Ganzheitliche Lösungen für die Landnutzung, Siedlungs- und Verkehrsentwicklung sind gefragt. Wildökologische Korridore als störungsarme Landschaftsbänder zwischen intakten großräumigen Lebensräumen müssen gesichert werden. „Wenn es um die Vernetzung von Wildtierpopulationen geht, müssen wir grenzüberschreitend und großräumig denken!“ betont Milan Janák von der slowakischen Naturschutzorganisation DAPHNE.
Im Konkreten bedeutet dies, dass ein naturnahes „grünes Band“ intakte Lebensräume miteinander verbinden soll. Dafür müssen geeignete Grünflächen und Ruhezonen ausgewiesen und durch Verankerung in der Raumplanung gesichert werden. Auch eine gezielte Strukturierung der Landschaft durch Brachen und Hecken schafft Leitlinien der Orientierung für wandernde Arten. Bestehende Zerschneidungen wie Autobahnen müssen zusätzlich durch Grünbrücken überwunden werden.
„Lebensraumvernetzung ist der Schlüssel für die Zukunft unseres Artenspektrums“, erklärt Carl Manzano, Direktor des Nationalparks Donau-Auen und führt weiter aus: „Intakte Inseln in der Kulturlandschaft, selbst wenn sie so groß wie der Nationalpark Donau-Auen oder das Leithagebirge sind, können auf sich gestellt die genetische Vielfalt nicht sichern“.
Dass Vernetzung nicht auf Fragen des Naturschutzes alleine beruht, bewies der Workshop im schlossORTH Nationalpark-Zentrum in Orth/Donau, zu dem Experten unterschiedlichster Disziplinen aus dem In- und Ausland aufeinander trafen. Denn von der Sicherung von Grünräumen und Freizonen soll letztlich auch die Bevölkerung profitieren, für die attraktive Lebens- und Freizeiträume erhalten bleiben.
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