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Studie belegt: Pumpspeicher Kaunertal wird Investitionsruine
Innsbruck, am 29. November 2012 – Eine heute präsentierte Studie des Schweizer Energieexperten Heini Glauser im Auftrag von WWF und Greenpeace zeigt, dass neue Pumpspeicherkraftwerke aufgrund des Strukturwandels im europäischen Strommarkt wirtschaftliche Auslaufmodelle sind. Vor allem wegen der wachsenden Konkurrenz zu günstigem Solar- und Windstrom ist zu erwarten, dass die Pumpspeicherung in den nächsten Jahren zum Verlustgeschäft wird, das letztlich der Steuerzahler tragen müsste. Die Umweltorganisationen fordern deshalb die TIWAG einmal mehr auf, das ökologisch und sozial unverträgliche Kaunertal-Projekt ad acta zu legen.
Während derzeit auf der UN-Klimakonferenz in Doha die Vertragsstaaten um ein globales Klimaabkommen ringen, bezeichnet Heini Glauser Pumpspeichersysteme als „Wasser im Dienste von Kohle und Atom“ und erklärt: „Pumpspeicherkraftwerke liefern keine erneuerbare Energie, sondern sind Stromverbraucher: Ein Viertel des zum Pumpen eingesetzten Stroms geht beim Betrieb verloren.“ Dieser Energieverlust rechnete sich bislang nur dank der Spanne zwischen günstig eingekauftem Pumpstrom hauptsächlich aus Kohle- und Atomkraftwerken, und dem Verkauf von teurem Spitzenstrom. Diese Gewinnspanne wird aufgrund des Ausbaus von Windenergie und Photovoltaik in Zukunft sinken. Demnach mache es keinen Sinn, jetzt in neue Pumpspeicher zu investieren, schlussfolgern WWF und Greenpeace.
Auch die vier Hauptargumente der TIWAG, die scheinbar für den Ausbau des Kraftwerks Kaunertal sprechen, lassen sich anhand Glausers Studie leicht entkräften.
Pumpspeicher als Geschwister von Wind und Sonne?
Das Argument der TIWAG, dass der Ausbau von Wind- und Solarkraftwerken in Deutschland nach neuen Pumpspeicherkraftwerken verlangt, um Erzeugungsschwankungen auszugleichen, lässt Glauser nicht gelten: Die Photovoltaik bringt ihre Höchstleistungen zur Mittagszeit; die Windkraft im Winterhalbjahr – beide stehen also zu Zeiten von hohem Strombedarf in direkter Konkurrenz zum bisherigen Hauptgeschäft der Pumpspeicherbetreiber.
Pumpspeicherkraftwerk Kaunertal als Ausgleichs- und Regelmechanismus?
Regelenergiekraftwerke zum Glätten schwankender Erzeugungsbeiträge aus Wind- und Sonnenstrom, sind in Österreich bereits jetzt reichlich vorhanden. Alleine die TIWAG verfügt über einen Kraftwerkspark, der theoretisch alle drei inländischen Regelenergie-Kapazitäten bereitstellen kann. Gefragt sind zunehmend flinke Ausgleichskraftwerke oder Zwischenspeicher in der Nähe großer Solar- und Windstromanlagen, sowie die effektive Steuerung von Stromangebot und -nachfrage.
Ausbau des Kraftwerks Kaunertal ist wichtig für die Stromautonomie Tirols?
Der von der TIWAG ins Treffen geführte Beitrag zur Tiroler Stromautonomie liegt unter anderem im Ausbau der Speicherwasserkraft. Er ist im Falle des geplanten Stausees im Platzertal minimal. In ihm könnten 42 Millionen Kubikmeter Wasser gespeichert und damit ein Produktionspotential von 84.000 MWh vom Sommer in den Winter verlagert werden. Dies entspricht gerade einmal 1,6 Prozent des Jahresstromverbrauchs von Tirol. „Was schon in Tirol mengenmäßig irrelevant ist, hat keinerlei Bedeutung für die Europäische Energiewende“, erklärt Heini Glauser. Die effektiv zusätzlich produzierte Menge an erneuerbarem Strom reduziert sich durch die Parallelnutzung des geplanten Kraftwerks Kaunertal als Pumpspeicher, auf 321 GWh pro Jahr.
Pumpspeicher als Grüne Batterien der Alpen?
Die TIWAG versteckt sich hinter dem Image der sauberen Wasserkraft und wäscht in ihren Pumpspeichern in Wahrheit die schmutzigste aller Stromarten sauber, kritisiert Jurrien Westerhof, Energiesprecher von Greenpeace. Denn nach wie vor wehrt sich die TIWAG dagegen, für den Betrieb von Speicherkraftwerken auf Atomstrom zu verzichten. Der Euromix-Strom zum Pumpen beinhaltet derzeit 35 Prozent Atomstrom, 53 Prozent fossilen, also vorwiegend Kohlestrom, und nur zwölf Prozent aus erneuerbaren Energien. „Die TIWAG versucht uns das Projekt als grüne Batterie zu verkaufen, hält Westerhof fest. Das ist aber nichts anderes als ein Werbeschmäh, denn in Wirklichkeit werden die Speicher zu mehr als einem Drittel mit Atomstrom gefüllt.“
Für die Umweltorganisationen ist daher klar, dass ein derart an der Realität der Energiewende vorbeiinvestiertes Vorhaben niemals im Öffentlichen Interesse stehen kann. „Der Ausbau des Kraftwerks Kaunertal würde nicht nur massiven ökologischen Schaden anrichten, sondern energiewirtschaftlich nichts bringen und am Markt vorbeigehen“, so Thomas Diem, WWF Kampagnenleiter abschließend.
Rückfragehinweis:
Claudia Mohl, WWF-Pressesprecherin, Tel. 0676/83 488 203, E-Mail: claudia.mohl@wwf.at
Melanie Beran, Pressesprecherin Greenpeace, Tel. 0664/612 6718, E-Mail: melanie.beran@greenpeace.at
Jurrien Westerhof, Energiesprecher Greenpeace, Tel. 0664/6126701, E-Mail: jurrien.westerhof@greenpeace.at
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