Umweltschutzorganisation warnt vor schwerem Rückschlag für EU-Umweltziele – Unternehmen brauchen klare Richtlinien statt Zickzackkurs
Tag der biologischen Vielfalt: WWF fordert Rettungspaket für bedrohte Arten
Weltweit eine Million Tier- und Pflanzenarten bedroht – Österreich europaweit Nachzügler: Rund 80 Prozent bewerteter Arten und Lebensräume in keinem "guten Zustand" – WWF-Aktionsplan gegen Verbauung, Übernutzung und Wilderei

Wien, 21.05.2021 – Anlässlich des Internationalen Tages der biologischen Vielfalt am 22. Mai warnt die Naturschutzorganisation WWF Österreich vor dem globalen Artensterben, das auch vor Österreich nicht Halt macht. Weltweit sind rund eine Million Arten bedroht. Hierzulande weisen 83 Prozent der bewerteten Tiere und Pflanzen laut Europäischer Umweltagentur einen „mangelhaften“ bis „schlechten Zustand“ auf, womit Österreich europaweit auf dem vorletzten Platz liegt. Zudem befinden sich 79 Prozent der bewerteten Lebensräume in keinem „guten Zustand“ – auch hier landet Österreich mit Platz 18 im hinteren Mittelfeld von 28 untersuchten Ländern Europas. „Österreichs oft strapazierte Rolle als Umweltmusterland ist ein reiner Mythos. Europaweit sind wir nur noch Nachzügler, weil wir Natur im großen Stil verbauen, verschmutzen und übernutzen“, sagt Arno Aschauer, Artenschutzexperte des WWF Österreich.
Die Umweltschutzorganisation fordert einen Fünf-Punkte-Aktionsplan zur Rettung der heimischen Artenvielfalt. Demnach soll die Bundesregierung eine ambitionierte Biodiversitätsstrategie vorlegen, zehn Prozent der Staatsfläche unter strengen Schutz stellen, den rücksichtslosen Flächenfraß stoppen, ein Maßnahmenpaket gegen Wilderei beschließen sowie den Zustand geschützter Arten und Lebensräume besser erfassen. „Die biologische Vielfalt ist unsere Lebensgrundlage. Mit ihrer Zerstörung schaden wir uns letztlich selbst. Denn nur eine gesunde Natur bietet uns überlebenswichtige Leistungen wie saubere Luft, sauberes Trinkwasser und gesunde Lebensmittel“, erklärt Arno Aschauer.
Das WWF-Rettungspaket für heimische Arten und Lebensräume im Detail:
1. Ambitionierte Biodiversitätsstrategie: Die neue Biodiversitätsstrategie darf nicht wieder zu einem zahnlosen Papiertiger verkommen. Sie muss verbindliche Ziele und einen Aktionsplan mit ausreichend Budget enthalten, den Bund, Länder und Gemeinden gemeinsam und effektiv umsetzen können.
2. Zehn Prozent der Staatsfläche unter strengen Schutz stellen: Schutzgebiete sind wesentlich für die Erholung von Lebensräumen und Arten. Gegenwärtig sind nur etwa drei Prozent der Bundesfläche Österreichs in der höchsten Kategorie (Wildnisgebiete und Nationalparks) streng geschützt. Das Potential ist allerdings weit größer. Zehn Prozent streng geschützter Staatsfläche müssen das Ziel sein.
3. Flächenfraß stoppen, geschädigte Lebensräume wiederherstellen: Österreich verliert im Schnitt fast 100 Quadratmeter wertvollen Grünlands pro Minute, was maßgeblich zum schlechten Zustand vieler Arten und ihrer Lebensräume beiträgt. Letztlich leidet darunter auch unsere Gesundheit und Ernährungssicherheit. Der WWF fordert einen umfassenden Bodenschutz-Vertrag gegen den rücksichtslosen Flächenfraß. Konkret braucht es eine Ökologisierung der Raumordnung und des Steuersystems, den Abbau umweltschädlicher Subventionen und eine Offensive zur Wiederherstellung bereits zerstörter Lebensräume. Für den notwendigen Schulterschluss muss der Bundeskanzler einen Bodenschutz-Gipfel einberufen.
4. Maßnahmenpaket gegen Wilderei: Bei sehr seltenen und streng geschützten Wildtieren – wie beispielsweise Seeadler oder Luchs – können wenige Fälle illegaler Verfolgung bereits die gesamte heimische Population bedrohen. Daher braucht es verstärkte Anstrengungen von Bund und Ländern sowie mehr Ressourcen für Exekutive und Judikative, um Wildtierkriminalität zu verhindern, aufzuklären und konsequent zu bestrafen.
5. Monitoring von Lebensräumen und Arten verbessern: Momentan gibt es in Österreich kein einheitliches System zur umfassenden Zustandsüberwachung, das den fachlichen und rechtlichen Anforderungen genügt. Die Roten Listen gefährdeter Arten sind teilweise über 20 Jahre alt, flächendeckende Untersuchungen zum „Gesundheitszustand“ von Lebensräumen und Arten sind nur teilweise vorhanden – dabei sind sie essenzielle Grundlage für ein effektives und effizientes Management zum Schutz der Artenvielfalt.
Rückfragehinweis:
Mag. Florian Kozák
Pressesprecher WWF Österreich
florian.kozak@wwf.at
+43 676 83 488 276
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